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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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eines Wirbeltieres müßte alle Elemente jener urzeitlichen Meere enthalten“, sagte Serane. „Die chemische Zusammensetzung von Fleisch und Blut hat sich seit der Kreidezeit wenig oder gar nicht geändert. Es besteht immer noch hauptsächlich aus Natrium-, Magnesium-, Kalzium- und Kaliumsalzen, in dieser Reihenfolge – genauso wie fossiles Meerwasser. Man könnte sogar eine synthetische Mischung von Metallkarbonaten herstellen, wenn man sich die Zeit nehmen wollte, die genauen Mischungsverhältnisse nachzulesen. Aber am einfachsten wäre es, tierische Asche zu verwenden. Verrühren Sie sie mit Wasser, bestreichen Sie den zerkleinerten Katalysatorstoff damit und trocknen Sie das Ganze bei hundertundfünf Grad. Und dann probieren Sie es in der Katalysekammer aus. Alles in allem dürfte dies nicht länger als eine oder zwei Stunden dauern. Sie müßten damit einen brauchbaren Ertrag an biologisch aktivem Trialin erzielen.“
    „Wirksam gegen Viren?“ fragte Paul mit heiserer Stimme.
    „Möglich.“
    „Auch gegen Novarella?“
    Serane warf ihm einen verwunderten Blick zu. „Es wäre einen Versuch wert.“
    „Aber wo kriegt man denn organische Asche her?“ wandte Art Schirmer trübsinnig ein.
    Paul schaute erst ihn und dann Serane an. Die Farbe verschwand aus seinem Gesicht. Ihm war schwindlig. Warum? Was hatte er damit zu tun? Es war verrückt. Tonlos sagte er: „Ich kann die Asche besorgen.“
    „Paul hat einen Kaufladen. Hat von allem etwas im Schrank“, grinste Schirmer.
    „Tja, Freunde, das war’s dann wohl“, meinte Serane fröhlich. „Wir haben angefangen mit allgemeinen Fragen zur Katalyse, und am Ende haben wir den neuen Trialinkatalysator erfunden. Ich hoffe, Sie werden eines Tages Gelegenheit haben, ihn zu erproben. Wir sehen uns heute abend.“
    Es war einen Augenblick still, bevor die Versammlung sich auflöste, und Paul hörte vereinzeltes Schniefen. Einige von Seranes alten Mitarbeitern zwinkerten ungewöhnlich rasch mit den Augen.
    Die Doktoren Slav und Teidemann polierten ihre Brillengläser mit rhythmischer Entschlossenheit, wie zwei synchron laufende Scheibenwischer. Dann drehten sie sich um und verschwanden zusammen auf dem Gang.
     
     
    In Gedanken versunken kehrte Paul zu seinem Büro zurück.
    Er sah seine Schätze vor sich – die drei Dinge, die seinen Geist, seinen Verstand, sein Leben geformt hatten. Friedlich ruhten sie hinter dem Tryptichon mit den Porträtphotos. Zwei davon gehörten ihm ganz allein: der Ammonit und Billys Tagebücher. Billys Asche gehörte eher Mammi als ihm, aber sie war tot. Also würde es geschehen. Ob für Billy oder für Johnnie Serane, für ihn selbst oder für ein verdrehtes Schicksal – er wußte es eigentlich nicht. Er hatte kein Recht, es zu tun. Aber es würde geschehen. Als erstes würde er Bob Moulin die Katalysatorkomponenten geben.
    Er informierte Marggolds Sekretärin, daß er in einer persönlichen Angelegenheit unterwegs sei. Dann begab er sich hinunter zum Parkplatz und von dort zur Rhoda Street.
     
     
    Die nächste Frage war: Würde er Bob Moulin begreiflich machen können, was er zu tun hatte? Bob würde eine Reihe von Arbeiten verrichten müssen. Der Ammonit mußte zerkleinert und gesiebt werden, die Viertelzollpartikel mußten mit einem wäßrigen Brei aus Billys Asche vermischt und die Mischung mußte bei hundertundfünf Grad Celsius eine Stunde lang im Ofen getrocknet werden. Schließlich mußte er das Ganze in der Trialin-Katalysekammer deponieren, wo es bis zu Pauls Rückkehr von Seranes Abschiedsessen verbleiben sollte.
    Als er die Mahlkammer betrat, geschahen ein paar außergewöhnliche Dinge.
    Bob Moulin drehte sich um, sah ihn an und lächelte beinahe. Es war der Gesichtsausdruck der Mona Lisa, kaum zu erkennen, ein Ausdruck, in dem mehr Sympathie als Amüsiertheit lag. Paul hatte noch nie erlebt, daß der Mann ihn oder sonst jemanden so direkt angeschaut hatte. Seine Augen wirkten plötzlich leuchtend und lebendig. Als nächstes ging Moulin im Raum umher und schaltete nacheinander jede der rotierenden Mühlen ab. Eine bedrückende Stille senkte sich herab, und Paul hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, um sich vor diesem plötzlichen Schweigen zu schützen. Zum ersten Mal erlebte er, daß alle Mühlen gleichzeitig abgeschaltet waren.
    Und dann sprach Robert Moulin. „Jetzt können wir reden.“
    „Aber sie sprechen “, stammelte Paul. „Ich dachte, Sie …“
    „Ich habe über alles nachgedacht. Als Sie

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