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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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Kommunikation zu verschmelzen.
    Dies ist natürlich eine übermäßige Vereinfachung. Aber ich will noch weiter vereinfachen. Ich kann seine gesamte Persönlichkeit in einem einzigen Wort zusammenfassen: Er ist ein Katalysator. Er löst menschliche Reaktionen aus, die ohne ihn nicht stattfinden würden. Um mit Ostwald zu sprechen: Er beschleunigt zerebrale Prozesse. Und dennoch ist er, wie Ostwalds Katalysator, am Ende des Prozesses unverändert, bereit zu einem neuen Einsatz, mit anderen Hirnen und anderen Programmen. Das Endergebnis ist stets etwas Kostbares und Seltsames. Ein Rätsel. Ein Geheimnis von tiefer Schönheit. Wir scheuen uns, es allzu genau zu betrachten, denn wir fürchten, es könnte verschwinden. Vielen Dank.“
    Er schaute hinüber zu Mary Derringer. Jetzt war sie an der Reihe. Sie sollte ein paar Worte sagen und dann Serane das Geschenk überreichen. Aber Mary war unfähig, sich zu rühren. Sie warf Paul einen kurzen, schmerzerfüllten Blick zu. Mühsam versuchte sie, ihren Gesichtsausdruck zu beherrschen, aufzustehen und zu sprechen. Ihr Gesicht, bläulich-weiß unter den billigen, allzu grellen Leuchtstoffröhren, zuckte krampfhaft, und Tränen stiegen ihr in die Augen. Wenn sie jetzt reden müßte, würde sie zusammenbrechen. Sie reichte Paul das Päckchen. „Schon gut, Mary“, flüsterte er. „Ich mach’s.
    John, Ihre Freunde haben hier ein kleines Andenken für Sie. Ich will es Ihnen ohne weitere Umstände überreichen.“
    Serane wickelte das Paket aus. Als er den Inhalt erblickte, war seine Überraschung nicht gespielt. „Was …?“ Er schaute in die erwartungsvollen Gesichter, die ihn umringten. „Ich weiß, was es ist. Ich habe nur nie damit gerechnet, eins zu besitzen. Es ist eine Computerschachkonsole.“ Vorsichtig nahm er das zusammengefaltete Schachbrett heraus. „Die Unterseiten der Schachfiguren sind mit magnetischem Eisenoxyd kodiert. Wenn eine Figur zieht oder schlägt, erscheint der Zug automatisch auf dem Ausdruck und dazu die verstrichene Zeit, so daß man keine Uhr mehr braucht. Und wenn mir die massiven Figuren nicht gefallen, kann ich auf Holos umschalten. Ich kann gegen jede Schachcomputerschleife im ganzen Land spielen – vielleicht sogar in der ganzen Welt. Wenn ich auf einer Schleife geschlagen werde, brauche ich nur auf eine andere umzuschalten.“ Er sah Paul an. „Ist das eine zutreffende Beschreibung?“
    „Im Prinzip ja. Aber darüber hinaus hat das Geschäft einige Zusatzteile beigefügt. Wenn man Ihnen Schach bietet, läutet eine Glocke. Und ein funkgesteuertes, tragbares Zusatzgerät ist auch dabei, so daß Sie zu Hause und sogar auf Reisen spielen können.“
    Serane schüttelte den Kopf und legte das Brett behutsam zurück in den Karton. „Fabelhaft. Absolut fabelhaft. Was soll ich sagen? Wie kann ich Ihnen danken? Ich weiß nicht, wie man so etwas macht. Aber ich bin froh, noch einmal die Chance zu haben, Sie alle zusammen zu sehen. Ich bin Ihnen allen sehr dankbar, daß Sie gekommen sind, um mich zu verabschieden. Und die Schachmaschine ist wundervoll. Ich werde viele angenehme Stunden damit verbringen.“ Er blickte in die Runde der ihm zugewandten Gesichter. „Wenn Sie mich wirklich im Gedächtnis behalten wollen, dann erweisen Sie mir nun einen letzten Dienst, einen kleinen Gefallen. Prägen Sie sich eines gründlich ein: Was geschehen ist, ist geschehen. Tragen Sie niemandem etwas nach. Und geben Sie mehr als Ihr Bestes. Haben Sie keine Angst, sich zu verausgaben. Ein wenig zusätzliche Mühe wird Ihnen nicht schaden. Es kommt alles zu Ihnen zurück. Gott segne Sie alle.“
    Schon bildete sich eine Reihe von Leuten, die ihm die Hände schütteln und ihm ein letztes Mal von Angesicht zu Angesicht Lebewohl sagen wollten.
    Paul spürte den Oberkellner auf, vergewisserte sich, daß sämtliche Rechnungen bezahlt waren, und kehrte dann zu Serane zurück. Der Chemiker stand in einem sich allmählich lichtenden Kreis von Mitarbeitern und nahm die letzten Glückwünsche entgegen.
    „Das war ja eine tolle Show, alter Junge“, meinte er. „So etwas nenne ich wirklich erfinderisch.“
    „Sie hätten Besseres verdient.“
    „Ich hoffe nur, daß Sie sich damit nicht auf Küßchens schwarze Liste gebracht haben.“ Serane hatte zuviel getrunken.
    Paul zuckte die Achseln. „Das ist mir schnuppe. John, denken Sie an unser Arrangement. Razmic wird Sie nach Hause bringen, denn ich fahre jetzt ins Labor zurück.“
    „Ins Labor? Wozu, um Gottes willen?

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