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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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mit seiner persönlichen Unterstützung gewinnen, und dies würde ihm Möglichkeiten eröffnen.
    Ein Sieg würde Serane nicht zurückbringen. Serane würde niemals zurückkommen. Aber ein Sieg würde das Unrecht, das man ihm angetan hatte, wenigstens zum Teil wiedergutmachen.
    Er brachte die Unterlagen zu Marggold. Marggold studierte sie kurz und rief dann Kussman über das Visi. Sie hatten ein langes Gespräch. „Ernst?“ fragte Marggold, und er starrte fassungslos in Pauls Richtung, als wolle er damit das Kaliber des Intellektes am anderen Ende der Leitung deutlich machen. „Natürlich ist es ernst. Nein, noch nicht. Im Augenblick können wir noch nicht einmal vermuten, wer hier gewinnen wird. Sie verlassen sich auf das deutsche Einreichdatum, den 20. Mai. Wir müssen jetzt unsere Akten durchwühlen. Ich werde Sie auf dem laufenden halten.“
     
     
    Das Überschneidungsverfahren nahm seinen Lauf. Zuerst kamen die einleitenden Erklärungen, dann die Anträge. Alles so fein geknüpft wie ein Spitzengewebe und dennoch nicht weniger starr als ein elisabethanisches Sonnet.
    Sorgfältig erörterte er seine Strategie mit Marggold. Sie konnten eine lange Liste von Experimenten zur Trialin-Katalyse vorweisen. Sicher, bis zu jenem kritischen Datum im Mai waren sie alle erfolglos geblieben, aber sie bewiesen zumindest, daß Serane sich an die Lösung herangetastet hatte. Für diese Beweiskette würden sie Seranes Zeugenaussage benötigen. Und sie würden Zeugenaussagen brauchen, die bestätigten, daß Serane die Idee zu diesem speziellen Katalysator gehabt hatte, bevor Deutsche den Patentantrag gestellt hatte. Paul war bei der letzten Freitagsbesprechung zugegen gewesen und konnte bezeugen, daß Serane den Katalysator beschrieben hatte. Und dann kam der wichtigste Teil des ganzen Programms: der eigentliche Testlauf – die Umsetzung der Theorie in die Praxis. Paul enthüllte sämtliche Einzelheiten; nur über die Asche schwieg er.
    Marggold war ehrlich verblüfft. „Sehr seltsam“, meinte er nachdenklich. „Wenn wir Glück haben, können wir einen Tag Vorsprung nachweisen. Welch eine Vorstellung: Während das Küßchen dabei war, Serane zu vernichten, waren Serane und sein guter Freund Paul Blandford damit beschäftigt, seinen Kopf zu retten. Ist das etwa gerecht?“
    Paul lächelte grimmig. „Ganz so einfach ist es nicht, und das wissen Sie auch. Wir brauchen Seranes Zeugenaussage. Und dafür muß Kussman einige Konzessionen machen.“
    „Reden Sie weiter.“
    „Ich habe einen Plan. Aber den brauchen Sie jetzt noch nicht in allen Einzelheiten zu erfahren. Schaffen Sie das Beil zu einer Konferenz herüber.“
    „Hedgewick? Es kann Ihnen passieren, daß Sie danach den Kopf unterm Arm tragen.“
    Paul grinste seinen Vorgesetzten verschmitzt an. „Ich besitze die Immunität der Unschuld. Aber ich will Ihnen keine Schwierigkeiten machen. Ich überlasse es wirklich Ihnen.“
    „Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Mein Hals ist aus Gußeisen. Ich habe nur eine Bitte.“ Sein Blick ruhte prüfend auf Pauls Gesicht. „Wenn es soweit ist, lassen Sie alles in einer patriotischen Sauce brutzeln. Wenn es so aussieht, als wollten Sie lediglich Rache für Johnnie Serane, wird man Ihnen Ihren ganzen schönen Plan um die Ohren hauen, und dann kann ich Sie auch nicht retten. Ich werde es nicht einmal versuchen. Die Firma steht an erster Stelle, mein Junge, selbst dann, wenn Ihr Instinkt Ihnen sagt, daß sie ganz nach hinten gehört.“
    „Völlig klar“, meinte Paul, und um aufrichtiges Lügen zu üben, schaute er Marggold gerade in die Augen.
    Er kehrte in sein Büro zurück. Die Würfel waren gefallen. Im kalten Licht seiner Entscheidung überdachte er noch einmal, was er im Begriff war zu tun.
    Also war er ein Idiot.
    Er würde sich trotzdem nicht beirren lassen.
     
     
    „Guten Morgen, Mr. Marggold, Mr. Blandford.“ Mrs. Pinkster sah tatsächlich freundlich aus. Vielleicht, weil sie glaubt, daß man uns hängen und vierteilen wird, dachte Paul. Sie wies mit dem Kopf auf das innere Heiligtum. „Wollen Sie bitte gleich hineingehen?“
    Er wurde James Hedgewick vorgestellt. Dem Beil. Das Erlebnis war verwirrend, denn als er den großen Mann verstohlen betrachtete, verstand er nicht, wie dieser infame Beiname zustande gekommen sein konnte. Sein Händedruck war fest, sein Lächeln ehrlich. Seine Fragen im Laufe der Diskussion ließen einen scharfen Verstand erkennen. Anders als Kussman kämpfte er nicht gegen jede

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