Der Katalysator
Papiertüte mit … tierischer Asche.“
„Was geschah dann?“
„Sie erklärten mir, wie ich die beiden Komponenten verarbeiten sollte, um den Trialin-Katalysator herzustellen.“
„Welche Anweisungen gab ich Ihnen?“
„Einspruch“, sagte Kern müde. „Hörensagen.“
„Abgelehnt“, verkündete der Protokollführer.
„Sie können antworten“, sagte Paul.
„Sie trugen mir auf, den Ammoniten zu zerkleinern und die Partikel auszusieben. Die Viertelzoll-Partikel sollte ich zurückhalten. Dann sollte ich die Asche in einem wäßrigen Brei verrühren und mit den Ammonitpartikeln vermengen. Die Mischung schließlich sollte ich zum Trocknen in den Ofen stellen, bis Sie von Dr. Seranes Dinnerparty zurückkämen.“
„Ich danke Ihnen, Mr. Moulin. Keine weiteren Fragen.“ Paul sah zu Kern hinüber.
„Die gesamte Aussage besteht aus Hörensagen. Ich beantrage, daß sie aus dem Protokoll gestrichen wird.“
„Wünschen Sie bis dahin den Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen?“ fragte Paul trocken.
„Kein Kreuzverhör. Rufen Sie Ihren nächsten Zeugen auf.“
„Ich bin der nächste.“
Er wurde von dem Protokollführer vereidigt und nahm auf dem Zeugenstuhl Platz. „Mein Name ist Paul Henry Blandford. Ich bin 1978 geboren. Ich wohne in 18 Rhoda Street, Apartment 715, Ashkettles, Connecticut. Ich möchte eine Erklärung zu Protokoll geben.
Ich besitze folgende technische Qualifikationen. Ich habe an der George Washington University den Grad eines B. S. in Chemie erworben. Vier Jahre lang arbeitete ich als Mineralökonom beim Mineralprüfungsamt, während ich die Hochschule für Rechtswissenschaften absolvierte. Infolge meiner Ausbildung und meiner Tätigkeit bei der Regierungsbehörde bin ich mit nichtmetallischen Mineralien weitgehend vertraut.
Am Morgen des 19. Mai 2006 hielt Dr. Johnstone Sinclair Serane, die Zweitpartei in diesem Überschneidungsverfahren, einen Abschiedsvortrag von seiner alten Gruppe. Während dieses Vortrags empfahl er, an dem für die atmosphärische Trialinsynthese zu verwendenden Katalysator einige Modifikationen vorzunehmen. Der Katalysator bestand zu jener Zeit aus grob zerkleinertem Quarz. Dr. Serane schlug vor, den Katalysator in zweifacher Hinsicht zu modifizieren. Zum einen sollte die physikalische Beschaffenheit des Quarzes oder der Kieselsäure verändert werden. Er empfahl ein höchstporöses Material, vorzugsweise biologischen Ursprungs, wie etwa ein teilweise mineralisiertes fossiles Schalentier. Er vermutete, daß die Poren die reagierenden Gase aufnehmen und als winzige Autiklaven fungieren würden, wodurch die Reaktion unter substantiellem Druck im Innern der Poren stattfinden könnte, während der gesamte Reaktionsvorgang bei atmosphärischem Druck durchgeführt werden sollte. Ich verstand seine Theorie so, daß die Poren mit ihrer kapillaren Wirkungskraft das Reaktionsgemisch speichern würden, bis der kritische Druck erreicht wäre. Daraufhin würde jede Pore ihr Trialinprodukt an die Katalysator-Oberfläche abgeben, wo es sich im Harnstoffdampfstrom verflüchtigen würde. Zum zweiten empfahl er, die porösen Kieselsäurefragmente mit einer Mischung von Oxyden anzureichern. Diese Mischung, so sagte er, sollte alle Elemente des Säugetierorganismus enthalten, da Trialin im wesentlichen eine biologische Verbindung sei, ebenso wie die biologische Kieselsäure. Deshalb müßte die Reaktion mit diesen Stoffen am leichtesten herbeizuführen sein. Für dieses Gemisch empfahl er tierische Asche.
Ich brachte diese Dinge zu Robert Moulin, der in Seranes Gruppe der Experte für die Katalysator-Präparierung war. Ihm gab ich folgende Anweisungen: Zunächst sollte er den Ammoniten in den Erzzerkleinerer des Labors geben, die unter- und übergroßen Partikel aussieben und diejenigen mit einem Durchmesser von einem Viertelzoll zurückhalten. Zweitens sollte er die Asche mit Wasser zu einem dickflüssigen Brei verrühren und mit den Ammonitenstücken vermischen. Diese Masse sollte er sodann auf einem Tablett ausbreiten und zum Trocknen in den Ofen schieben. Alle diese Arbeiten wurden am Nachmittag des neunzehnten Mai ausgeführt. Mr. Moulin gab an, daß die Trocknungsphase mehrere Stunden in Anspruch nehmen würde. Also blieb nichts weiter zu tun, bis ich am Abend von Dr. Seranes Dinner zurückkehrte.
Nach Dienstschluß ging ich deshalb ins Halfway House zu Dr. Seranes Abschiedsparty. Die Party endete gegen neun, und danach kehrte ich ins Labor zurück. Ich brauchte den
Weitere Kostenlose Bücher