Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
Vom Netzwerk:
Ich beschützte sie und mich gleich mit. Vielleicht besucht sie Seamus ›nach ihrer Rückkehr‹ auch noch im H-Block. Oder was ganz anderes? Vielleicht haben wir Glück, und Seamus zieht das mit dem bescheuerten Hungerstreik durch oder kriegt einen Herzinfarkt oder was weiß ich, und sie ist ganz die trauernde Witwe. Ha! Und nach einer Weile treffe ich mich heimlich mit ihr.«
    »Aber während der Schwangerschaft haben Sie sich keine Sorgen darüber gemacht, dass sie bei Ihnen lebt?«
    Freddie tippte sich an die Stirn und grinste. »Was glauben Sie, mit wem Sie es zu tun haben? Mein Haus liegt abseits, und ich halte Besucher fern.«
    »Und was, wenn sie es herausgefunden hätten?«
    »Dann hätte es Ärger gegeben!«, lachte Freddie. »Im besten Fall Schüsse ins Knie, Kriegsgericht, Rausschmiss aus der IRA und lebenslanges Exil.«
    »Lucy hat also bei Ihnen gewohnt, hat das Kind gekriegt, und Sie haben es weggegeben.«
    »Ja. Darf ich rauchen?«
    »Na los.«
    Er zündete sich eine Zigarette an, leckte sich die trockene Unterlippe und nahm einen langen Zug. Er war noch ein junger Mann, aber seine Augen waren hohl. Er sah ein wenig aus wie einer dieser alten Priester, wie man sie im Westen Irlands findet, die es nach Jahrzehnten müde sind, immer dieselben kläglichen Beichten zu hören.
    »Und Sie wissen, wie man bei der Geburt hilft und alles?«
    »Um Himmels willen, nein. Ich habe eine Hebamme kommen lassen. Die haben sie nie gefunden, oder?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sehen Sie? Ich bin klüger als ihr alle. Sie wohnte in East Belfast. Kleine Wohnung für sich. Ich sagte ihr, es würde sich um einen Notfall handeln. Ich hab sie gefahren, sie hat bei der Geburt geholfen, und ich hab sie gut bezahlt. Als alles schiefging, musste ich sie natürlich noch mal aufsuchen und verschwinden lassen.«
    »Sie haben die Frau umgebracht? Lucys Hebamme?«, fragte ich.
    »Ja. Das müssen Sie gar nicht wissen. Ich habe für alles gesorgt. In der Nacht nach dem Verhör durch die IRA in Dundalk. Bevor sie von Lucy hätte hören können. Das waren ein paar ziemlich arbeitsame Tage.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Anders als bei den Schwuchteln wollte ich nicht, dass die Polizei ihre Leiche findet. Ich habe sie in den Mourne Mountains verscharrt. Die ist für immer weg. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Keine Sorgen? Keine Sorgen? Was glaubte er, warum ich hier war? Auf ein Schwätzchen? Um alles ins Reine zu bringen?
    Freddie redete weiter: »Alles lief nach Plan. Na ja, Plan B zumindest. Lucy wohnte seit Weihnachten bei mir. Wir schrieben Briefe an die Familie. Das Übliche. Es gehe ihr gut, sie wolle es in Dublin noch mal versuchen. Und wenn ich im Süden war, warf ich sie ein. Leichte Sache. Kein Problem.«
    »Und es störte Sie nicht, sie im Haus zu haben? Sie litt nicht unter Stimmungen?«
    »Ich hatte sie gern um mich. Ein sehr liebenswürdiges Mädchen. Nettes kleines Ding, wirklich. Haben Sie Fotos von ihr gesehen? Einfach Klasse.«
    »Und was lief falsch? Warum haben Sie sie umgebracht?«
    »Na ja, das Baby kommt zur Welt. Ich gebe der Hebamme tausend Pfund, sag ihr, sie soll ja den Mund halten, und alles ist bestens. Ein kleines Mädchen. Wir behalten es für ein paar Tage, aber dann wird es langsam Zeit, das kleine Ding loszuwerden, richtig? Teil zwei des Plans. Lucy kommt aus Dublin zurück, zieht für eine Weile bei den Eltern ein, alles ist vergeben … Aber keiner darf jemals wissen, dass sie schwanger war. Zu viele Fragen. Also bringe ich das kleine Ding weg und lasse es in einem gestohlenen Wagen auf dem Parkplatz des Royal Victoria Hospital zurück. Ich rufe an und schaue zu, wie sie rauskommen, durchs Fenster schauen und das arme kleine Ding mitnehmen. Wir hatten wohl Glück, dass sie das nicht für eine Bombe gehalten und die Karre in die Luft gejagt haben.«
    Er lachte darüber.
    »Sie haben also Ihre Tochter weggeschafft«, sagte ich laut, um ihm den Mund zu stopfen.
    »Aye, okay, meine Tochter, keine große Sache. Vielleicht, wenn es ein Junge gewesen wäre … Aber das ist eine andere Geschichte, nicht?«
    »Haben Sie MI5 von Lucy berichtet?«
    »Warum hätte ich das tun sollen? Die wären doch ausgeflippt.«
    »Sie haben da ein ganz schönes Spielchen gespielt, Freddie, oder? Ihre Bosse getäuscht, Sinn Fein … Ich bin erstaunt, dass Sie alles zusammenhalten konnten.«
    »Ein Geringerer als ich wäre daran kaputtgegangen.«
    »Und was geschah dann, Freddie? Nachdem Sie das Baby weggegeben

Weitere Kostenlose Bücher