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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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gesprächiger sind, dürften die Infos nur so hereingeströmt sein.
    Unterhalb der Veranda stand ein nagelneuer silberner Mercedes SL.
    Der Mond schien, und ich konnte meine Uhr lesen, ohne die Hintergrundbeleuchtung zu benutzen. Zwanzig Minuten nach Mitternacht. Spät. Ich ging um das Haus herum und suchte nach einem Eingang, aber im Erdgeschoss gab es keinen. Man musste die Treppe hinauf und den Eingang im ersten Stock nehmen.
    Die Stufen waren frostbedeckt, also hielt ich mich am Geländer fest und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Glasschiebetüren führten auf die Terrasse, durch die großen Fenster hatte man einen Blick zum südwestlichen Ufer des Lago di Como und nach Norden auf den 4000 Meter hohen Piz Bernina, der zwischen zwei Bergen hindurch zu sehenwar. Der Ausblick, die Berge, das Chalet, Freddie und seine Kumpane – das Ganze hatte was von Berchtesgaden um 1939.
    Oben angekommen, nahm ich Messer und Spielzeugpistole in die Hand und wog die beiden Möglichkeiten ab. »Aye, bluffen wir mal, Freddie wird das gefallen«, sagte ich mir.
    Ich zog Lederhandschuhe an und setzte den Rucksack wieder auf, schritt die Veranda ab, sah durch die Fenster und entdeckte Freddie, der vor einem großen Fernseher stand. Er hatte auf seinem Betamax ein Spiel von Inter Mailand aufgenommen und suchte im Schnelldurchlauf nach den Torszenen.
    Ich wich zurück und entdeckte eine Tür. Ich drückte die Türklinke, sie war nicht verschlossen. Vorsichtig betrat ich das Haus.
    Ich setzte den Rucksack ab und stellte ihn auf den gefliesten Boden. Dann nahm ich die Notiz heraus, die ich im Flugzeug verfasst hatte, und sah mir wieder die Pistole an. War sie überzeugend? Das würden wir gleich sehen.
    Ich drückte die Küchentür auf und folgte auf Zehenspitzen dem Holzdielenflur, bis ich zum riesigen Wohnzimmer kam.
    Freddie hatte sich hingesetzt und sah sich das wunderschöne Tor eines blonden Inter-Spielers an.
    »Einfach Klasse«, sagte er immer wieder.
    Ich schlich mich hinter seinen ledernen Fernsehsessel. Das Messer hätte es auch getan. Ich drückte Freddie die Waffe ans Ohr.
    »Was zum …«, sagte er.
    Ich legte einen Finger an die Lippen, drückte ihm weiter die Waffe ans Ohr und gab ihm die Notiz. »Alle Aufnahmegeräte aus, und zwar leise«, stand da.
    Das beruhigte Freddie ein wenig. Der Zettel verriet ihm, dass ich ein vernünftiger junger Mann war, nicht irgendein Irrer auf Rachefeldzug.
    Er nickte. Ich tat einen Schritt zurück, richtete die Waffe weiter auf ihn und ließ meinen Jackenärmel darüberrutschen, damit er sie nicht allzu gut erkennen konnte.
    Freddie stand auf und wies auf eine Tür am anderen Ende des Wohnzimmers. Ich reckte einen Daumen hoch. Wir gingen in sein Büro, wo er das Licht einschaltete. Er hatte keinen zittrigen Gang, wirkte nicht im Mindesten erschrocken. Das gefiel mir nicht, weckte meinen Argwohn. Das Arbeitszimmer war klein, ein Schreibtisch und ein paar Aktenschränke aus Metall. An den Wänden hingen signierte Fotos: Freddie mit Vanessa Redgrave, Freddie mit Senator Ted Kennedy.
    Er deutete auf den Schreibtisch und ging darauf zu. Ich drückte ihm die Waffe in den Rücken, er erstarrte. Ich drückte ihn zu Boden, trat über ihn und zog die Schreibtischschublade auf. Darin lag eine Beretta 9mm. Ich kontrollierte, ob sie geladen war, und steckte die Spielzeugpistole ein. Freddie seufzte.
    »Können wir jetzt reden? Es läuft kein Band. Die Maschine ist nicht an. Wozu auch? Ich bin allein hier«, sagte Freddie.
    »Das will ich sehen«, sagte ich.
    Er stand auf und sah ernüchtert auf den Lauf der eigenen Waffe, die auf seine Brust gerichtet war. Er zog die oberste Schublade eines der Aktenschränke auf.
    »Schauen Sie hinein«, sagte er. »Wenn die Maschine laufen würde, müssten sich ja die Spulen drehen, oder?«
    Ich sah in den Aktenschrank. Zwei riesige Spulen auf einem teuer wirkenden Tonbandgerät. Die Maschine lief offenkundig nicht, die Spulen standen still.
    »Gibt es noch eine Maschine? Die Wahrheit, Freddie«, flüsterte ich.
    »Noch eine? Die Maschine da kostet zweitausend Pfund. Die Pfennigfuchser werden doch nicht noch eine davon installieren, oder?«, sagte er und bemühte sich um einen lockeren Ton.
    Ich versuchte die Ernsthaftigkeit meiner Frage mit einer Bewegung der Beretta zu unterstreichen.
    »Nein! Es gibt keine zweite. Das ist alles.«
    Das nahm ich ihm ab. Wir kehrten ins Wohnzimmer zurück. Ich bedeutete ihm, sich in den Ledersessel zu setzen, und hockte

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