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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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23
THE ITALIAN JOB
    Ich landete kurz vor Sonnenuntergang auf dem Flughafen von Linate. Ich wechselte zweihundert Pfund in Lire und kaufte mir im Geschenkladen am Flughafen ein Jagdmesser und eine Landkarte von der Gegend um Como. Ich trank einen Espresso und aß eine Art mit Fleisch gefüllter Teigtasche, bei der ich das Gefühl hatte, zum allersten Mal überhaupt etwas zu essen im Mund zu haben.
    Ein Taxi brachte mich ohne viel Aufhebens zum Busbahnhof in Mailand. Es war Nebensaison, zu spät für die Sommergäste, zu früh für die Skifahrer. Der Bus nach Como ging um 18 Uhr. Eine Bombendrohung der Roten Brigaden verzögerte die Abfahrt bis 19 Uhr 30 – ich fühlte mich wie zu Hause.
    In Como erwischte ich den Bus die Via Regina entlang. Als wir in Mezzagra eintrafen, landeten wir mitten in einem Straßenfest. Es war das Herbstfest, die Kinder hatten sich als Weintrauben oder Weizenähren verkleidet. Es war kalt, deshalb waren Kohlenpfannen aufgestellt worden, um die Feiernden zu wärmen. Noch mehr gutes Essen. Schöne Frauen. Die Leute hatten ihren Spaß.
    Italien war trotz seiner chaotischen Politik und den mehr als zwanzig Ministerpräsidenten seit Kriegsende das genaue Gegenteil von Irland – ungeachtet der Bombendrohungen. So, dachte ich, sieht Normalität aus.
    Ich entdeckte einen Stand, der Spielzeug verkaufte, überlegte mir das mit dem Messer anders und kaufte mir einen realistisch wirkenden Spielzeugcolt. In Irland mussten alle Spielzeugwaffen orange sein, damit die Kleinen nicht von Polizisten oder Soldaten auf Streife erschossen wurden. Aber diese hier sah aus der Entfernung vollkommen echt aus.
    Ich musste lachen. Wäre doch lustig, wenn das funktionieren würde.
    Ich schaute mir eine Marionettenvorführung an: Mussolini wird vom Widerstand gefangen gesetzt. Wenn ich das richtig verstand, hatte sich das an genau dieser Stelle abgespielt.
    Um 21 Uhr erwischte ich den letzten Bus nach Campo. Der Lago di Como rechts von mir war eine schwarze leere Masse, der Bus klammerte sich an die Küste und kam an den Häusern der ganz Reichen vorbei. Schöne Dörfer, von Barock und Rokoko bis in die Neuzeit. Pater Paul hatte uns erzählt, dass Plinius der Jüngere zwei Villen am See besessen hatte, eine auf einem Hügel, eine andere am See. Das obere Haus hatte er Tragödie, das untere Komödie genannt.
    Der Bus hielt in jedem einzelnen Dorf und umkurvte langsam den See. Gegen halb zwölf setzte er mich schließlich in Campo ab. Ein ruhiger, unirdischer kleiner Ort im Alpenvorland. Keine Menschen. Keine Autos. Ab und zu dröhnte ein Laster unter den riesigen gelben Bogenlampen hindurch die SS36 entlang. Der Rest war Schweigen.
    Seit dem Vortag fiel Schnee, und der Parkplatz des Busbahnhofs war eine eisige Welt, ein Eisspiegel, der die Wintersternbilder reflektierte. Eine Landebahn für Zugvögel.
    Ich klappte meine Landkarte auf, hängte mir den Rucksack über die Schultern und ging ostwärts. Das Haus lag am Ende eines langen Fußwegs abseits der Vicolo Spluga. Der Anstieg war steil, ein paar Mal musste ich anhalten und Luft holen.
    Der Wind blies von der Schweizer Grenze, zwölf Kilometer nördlich, herüber. Das hier waren nicht die Hochalpen, trotzdem war es bitterkalt. Der Karte zufolge war ich 1400 Meter hoch. Ich trug eine Lederjacke, Jeans und Adidas – zu wenig. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es Anfang Oktober schon so kalt sein könnte.
    Ich schöpfte noch einmal tief Atem, um meine Nerven zuberuhigen. Von hier oben aus konnte ich die Lichter der Flugzeuge sehen, die in Mailand landeten, und der Boote, die über das schwarze Wasser des Lago di Mezzola tuckerten.
    Ich ging weiter, kam an einer alten, baufälligen Mühle vorbei, an ein paar kleinen Bauernhäusern und einer abgebrannten Scheune.
    Freddies Haus war typisch Tirol: Holzbalken, eine Veranda, die nach Süden zeigte, ein steiles, holzgedecktes Dach. Es war nicht sonderlich groß, aber ich wusste, dass ihm auch ein Großteil des umgebenden Waldes gehörte. Er erzählte allen, er habe das von seinem Großvater geerbt, aber das stimmte nicht. Der ganze Klimbim war vom MI5 gekauft und bezahlt worden. Seit Juni und seinem Aufstieg in den Armeerat lief es richtig gut für ihn.
    Gerry Adams war hier draußen gewesen. All die Top-Leute aus IRA und Sinn Fein. Sogar ein paar amerikanische Kongressabgeordnete. Ich ging davon aus, dass das Haus mit Wanzen bestückt war. Und da die Menschen außerhalb ihrer natürlichen Umgebung

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