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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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können.«
    »Einst gab der Kelch dir Leben«, unterbrach Calandra ihn in seinem Freudentaumel. »Mehr kann er dir nicht geben.«
    »Und das soll ich dir glauben?«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit«, höhnte er und bedachte Calandra mit einem verächtlichen Blick. »Du würdest doch alles ersinnen, um mich daran zu hindern, dem Ruf meines Schicksals zu folgen. Dieser Kelch steht nur mir zu!«
    Mit einem entrückten Lächeln ging de Mortaine nun forschen Schrittes an den Rand des Weihers. Er bückte sich, tauchte den schimmernden Kelch ins Wasser und hob ihn dann hoch, damit auch alle die Zeremonie sehen konnten.
    »Nein!«, rief Rand verzweifelt, doch er konnte nichts mehr ausrichten, da die scharfe Klinge des Gestaltwandlers gegen seinen Hals drückte.
    Silas de Mortaine lachte leise. »Dieser Kelch ist mein. All die Reichtümer, die er verheißt, sind mir nun endlich vergönnt. Selbst die anavrinische Macht wird auf mich übergehen!«
    Mit diesen Worten hob er den Drachenkelch an seine Lippen und trank aus der goldenen Schale. Das farbenprächtige Schillern der vier Edelsteine beleuchtete sein verzücktes Gesicht, als das Wasser ihm die Kehle hinabrann.

30
    Niemals hatte Silas einen herrlicheren Trank gekostet. Lange hatte er auf diesen Augenblick gewartet – die Stunde seines Triumphs war gekommen. Dieses Zaubers war nur er würdig. Bei Gott, er war der Auserwählte.
    Er schloss die Augen und kostete jeden Tropfen des kühlen Wassers aus, das ihm aus der schillernden goldenen Schale des Drachenkelchs die Kehle hinablief. Er spürte, wie die Kraft des Wassers seinen Leib erfasste und durch seine Adern strömte: erfrischend und herrlich, machtvoll.
    Es war sein Augenblick. Die Vorsehung hatte sich erfüllt.
    Er würde als König über diese Welt gebieten und ebenso das Reich Anavrin beherrschen!
    Erst als er die schweren Lider hob, merkte er, dass etwas nicht stimmte.
    Sein Blick wanderte zu Calandra, wurde von den klaren blauen Augen geradezu eingefangen, die ihn im schwachen Mondschein fixierten. Calandra lächelte und schien ihren eigenen Triumph auszukosten, als Silas den Kelch vom Mund absetzte.
    Da erfasste ihn der erste brennende Schmerz.
    Ein Reißen ging durch seinen Bauch, es war, als stünde er innerlich in Flammen. Schwer atmend sank er auf die Knie. Alles ging so schnell, dass er nicht wusste, wie ihm geschah.
    Calandras Lächeln fehlte jegliche Häme. Ein weises Leuchten lag in ihren klaren Augen, als sie nickte.
    »Der Kelch kann dir nicht mehr geben«, sprach sie, und erst da erkannte Silas, dass ihre Weissagung die schmerzvolle Wahrheit war. Ihr Blick wurde unerbittlich, nie hatte sie bezaubernder ausgesehen als in ihrem augenblicklichen Zorn.
    »Du Hexe!«
    Keuchend spie er das letzte Wort regelrecht aus, während ihm der Speichel aus den Mundwinkeln lief. Krampfhaft hielt er sich den Bauch, ächzte unter den Schmerzen, die ihn innerlich zu zerreißen drohten. Er schaute mühsam an sich hinab und sah, dass sein weißer Umhang aus feiner Seide eine scharlachrote Färbung annahm: Aus einer unsichtbaren Wunde in seiner Brust lief sein Blut und tränkte das edle Gewebe. Der Blutfleck wurde größer und größer, bis Silas erkannte, dass die schmerzvolle Wunde wieder aufgegangen war, die er bereits vor langer, langer Zeit davongetragen hatte – er wusste nicht mehr, für welches Vergehen er den tödlichen Stich erhalten hatte. Doch genau an diesem Wasserfall wäre er verblutet, wenn Calandra ihn nicht gefunden hätte. Er wäre gestorben, wenn sie ihm nicht aus dem goldenen Kelch zu trinken gegeben hätte.
    Jetzt lag er wieder im Sterben.
    Doch nun lachte Calandra und hatte kein Mitleid mehr mit ihm. »Ein Schluck aus dem Drachenkelch gab dir Leben … ein zweiter nimmt es dir wieder.«
    Silas konnte sich nicht mehr halten. Die klaffende Wunde beraubte ihn jeglicher Kraft, aber seine Qualen nahmen noch kein Ende. Seine Haut wurde zunehmend grau und faltig. Entsetzt schrie er auf, als sich seine Finger in alte, steife Klauen verwandelten; seine Stimme wurde kratzig und heiser, während er schlagartig alterte. All die Jahre, die der Drachenkelch ihm geschenkt hatte, wurden ihm nun wieder entrissen, eins nach dem anderen, immer schneller und schneller.
    Doch ehe der Tod ihn packte und Silas gleichsam zu Staub zerfiel, entrang sich seiner ausgedörrten Kehle noch ein letzter Befehl: »Tötet sie! Tötet sie alle!«
    Auf der Lichtung brach ein heilloses Durcheinander aus.
    Die Klinge an Rands

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