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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Glück kämpfen.
    In ihrem Innern, in der Tiefe ihrer Ahnung, begriff sie, dass die Nacht nicht ohne einen Kampf verstreichen würde. Die Gefahr zog auf wie ein Sturm, lag wie ein Knistern in der aufgeladenen Nachtluft. Die dünne Mondsichel blickte wie ein spähendes Auge vom Himmel herab und wartete auf den ersten krachenden Donnerschlag.
    Sie konnte de Mortaines wütendes Brüllen geradezu hören, wenn er entdeckte, dass le Nantres ihn verraten hatte. Keinen Augenblick würde er verstreichen lassen, rasch die noch verbliebenen Gestaltwandler und Waffengefährten zusammenrufen und in alle Himmelsrichtungen entsenden: mit dem Auftrag, jeden zu töten, der sich ihnen in den Weg stellte. Und sie waren ihnen bereits auf den Fersen, das wusste Serena. Vielleicht waren sie nicht weniger als eine Stunde hinter ihnen.
    Schließlich erkannte sie trotz der Dunkelheit die heimischen Gefilde wieder. Ihr Pferd schnaubte; schweißnass war sein Fell, als der Zelter über die niedrige Steingrenze sprang. Hier war ihr alles vertraut, die Bäume, die Maserungen der Rinden, die dichten Laubkronen. Auch Rand schien zu wissen, wo sie waren, denn er lenkte sein Pferd auf genau die Pfade, die auch Serena genommen hätte.
    Sie ritten tiefer in den Wald hinein und erreichten schließlich die alte Hütte. Kein Talglicht brannte darin, als Serena und die beiden Männer die Pferde in dem kleinen Vorgarten zum Stehen brachten. Rand sprang aus dem Sattel und eilte zur Tür. Forsch drückte er sie auf und rief Calandras Namen.
    Keine Antwort.
    Serena ließ sich vom Rücken ihres Zelters gleiten und lief ebenfalls zur Tür. »Mutter!«, rief sie in das trostlose Dunkel hinein. Dann drehte sie sich wieder herum und richtete den besorgten Blick auf den düsteren Wald. »Calandra, wo bist du?«
    Plötzlich wusste sie, wo ihre Ziehmutter sein musste.
    »Zum Wasserfall«, sagte sie.
    Die beiden Männer waren unmittelbar hinter ihr, als sie dem schmalen Pfad zustrebte, der zum Wasserfall führte.
    Tatsächlich war Calandra dort. Sie saß am Weiher, ihr Haar und ihre Kleidung waren feucht. Neben ihr lag ein nasser Lederbeutel, dessen Inhalt zum großen Teil auf dem Boden verstreut lag. Münzen in unterschiedlicher Größe glänzten im schwachen Mondschein – es war ein Vermögen, so viel stand fest. Calandra musste das Geld über all die Jahre an einem geheimen Versteck aufbewahrt haben. Voller Staunen blickte Serena auf den unvermuteten Hort.
    Aber die Freude über das unerwartet aufgetauchte irdische Vermögen wurde getrübt, als Serena ihre Ziehmutter ansah, die reglos auf dem flachen Granitstein kauerte und einen Gegenstand im Schoß hielt. Zum ersten Mal sah sie dicke Lederhandschuhe an Calandras Händen. Vorsichtig ging Serena auf sie zu, spürte sie doch, dass irgendetwas nicht stimmte.
    »Mutter«, sagte sie mit sanfter Stimme.
    Ihr Verstand begehrte zwar kurz dagegen auf, aber Calandra war wirklich die einzige Mutter, die Serena je gehabt hatte. Sie war das einzige Familienmitglied, und als sie die Frau, die ihr alles im Leben beigebracht hatte, nun so klein und zerbrechlich auf dem Fels hocken sah, verspürte Serena einen Stich im Herzen.
    »Mutter, ich bin es. Ich bin zu dir zurückgekommen.«
    Langsam drehte ihr Calandra den Kopf zu. Sie hatte geweint. Im fahlen Mondlicht sah Serena die feuchten Spuren auf den Wangen der älteren Frau. Ihre einst so klaren blauen Augen wirkten traurig.
    »Was ist mit dir? Fühlst du dich nicht wohl?«
    »Nein, mein Kind«, erhielt sie als Antwort. »Mir geht es nicht gut. Ich bin müde. So müde.«
    Serena kniete nun neben ihrer Ziehmutter auf dem kalten Fels. Sie sah Gold in Calandras Schoß aufblitzen, und für einen Augenblick verschlug es ihr den Atem. »Du hast die ganze Zeit ein Teilstück des Kelchs besessen! Deswegen trägst du Handschuhe!«
    Calandra blinzelte leicht und schaute dann wieder voller Wehmut auf den Wasserfall, der im Mondlicht wie ein weiß rauschender Schleier glitzerte. »Ja, es sind magische Handschuhe, die ich schon einmal getragen habe, vor vielen Jahren. Weißt du, was auf der anderen Seite des Wassers liegt? Vor langer Zeit war ich eine törichte junge Frau, die einen folgenschweren Fehler beging. Alles, was ich einst liebte, befindet sich jenseits des Sturzbachs, alles außer dir, Serena. Du bist die einzige Freude, die mir in dieser Welt geblieben ist.«
    »Der Kelch«, sagte Serena wieder und merkte, dass Rand und le Nantres ebenfalls näher an den Weiher getreten waren und

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