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Der Ketzerlehrling

Der Ketzerlehrling

Titel: Der Ketzerlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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bringen würde, wo etwas vor sich ging, das ihm Gelegenheit bot zur Befriedigung seiner Neugierde, zu Tadel oder Frömmelei.
    »Eure seltsamen Gäste werden aufgenommen«, bemerkte Hugh, der dem Verlauf der Unterredung folgte, »wenn auch nur unter Vorbehalt. Nun, einen Toten kann er kaum abweisen.«
    »Den Mann mit dem Karren kenne ich«, sagte Cadfael. »Er lebt in der Nähe des Wrekin. Ich habe ihn schon oft gesehen, wenn er Waren auf den Markt brachte. Karren und Mann müssen für die Überführung angemietet worden sein. Aber der andere hat eine lange Reise hinter sich, da bin ich ganz sicher.
    Und nun frage ich mich, wie weit er den ihm Anvertrauten mit unterwegs angemieteter Hilfe befördert hat. Und ob er hier am Ziel seiner Reise angekommen ist.«
    Es war durchaus nicht sicher, ob Prior Robert die unerwartete Ankunft eines Sarges willkommen hieß, auf einem Hof, auf dem es von Pilgern wimmelte, die auf gute Vorzeichen und erfreuliche Aufregungen hofften. Prior Robert war nie bereit, etwas zu billigen, das auf irgendeine Weise den reibungslosen, geregelten Lauf der Dinge innerhalb der Klostermauern störte.
    Aber ganz offensichtlich fand er keinen Vorwand, um zu verweigern, was hier mit aller gebotenen Ehrerbietung gefordert wurde. Den Neuankömmlingen wurde gestattet, zu bleiben, wenn auch nur unter Vorbehalt, wie Hugh gesagt hatte. Jerome eilte dienstbeflissen davon, um vier kräftige Brüder und Novizen herbeizuholen; sie hoben den Sarg vom Karren und trugen ihn zum Kreuzgang hinüber, zweifellos um ihn in die Totenkapelle der Kirche zu bringen. Der junge Mann ergriff das bescheidene Bündel seiner Habseligkeiten und trabte ein wenig erschöpft hinter dem Leichenzug her; dann verschwand er im südlichen Teil des Kreuzgangs. Er ging, als wäre er steif und fußkrank; dennoch hielt er sich aufrecht, ohne eine Spur vorgeblichen Kummers; obwohl auf seinem Gesicht ein nachdenklicher Ernst lag, war er doch mehr mit dem beschäftigt, was in seinem eigenen Kopf vor sich ging, als mit dem, was die Leute um ihn herum denken mochten.
    Bruder Denis kam die Stufen vom Gästehaus herunter und eilte hinter dem Leichenzug her über den Hof, vermutlich, um den lebenden Gast zurückzuholen und mit gebührender Freundlichkeit unterzubringen. Die Umstehenden schauten noch ein paar Sekunden lang hinter dem Sarg her und kehrten dann zu ihren Beschäftigungen zurück; das Stimmengewirr und die Geschäftigkeit setzten wieder ein, zuerst leise und zögernd, aber bald so lautstark wie zuvor, zumal die Leute jetzt, sobald der Moment der Ehrfurcht vorüber war, etwas erfreulich Besonderes zu bereden hatten.
    Hugh und Cadfael gingen in nachdenklichem Schweigen auf das Torhaus zu. Der Kärrner hatte die Deichsel seines Karrens ergriffen und ihn durch den Torbogen in die Vorstadt hinausgezogen. Allem Anschein nach war er für seine Mühe im voraus entlohnt worden und mit seinem Entgelt zufrieden.
    »Es sieht so aus, als wäre die Arbeit dieses Mannes getan«, sagte Hugh, der beobachtete, wie er auf die Straße abbog.
    »Zweifellos werdet Ihr bald von Bruder Denis hören, um was es hier geht.«
    Hughs Pferd, der Graue, den er seltsamerweise bevorzugte, war am Torhaus angebunden; keine große Schönheit in bezug auf Aussehen oder Temperament, hartmäulig, eigensinnig und widerspenstig, mit abgrundtiefer Verachtung für alle Menschen außer seinem Herrn – und selbst diesem zollte er nicht mehr als die duldende Achtung eines Gleichrangigen.
    »Kommt uns bald besuchen«, sagte Hugh mit einem Fuß im Steigbügel und den Zügeln in der Hand, »und erzählt mir alles, was man so redet. Vielleicht seid Ihr in ein oder zwei Tagen imstande, dem Gesicht dieses jungen Mannes einen Namen zu geben.«

2. Kapitel
    Nach dem Abendessen trat Cadfael aus dem Refektorium in einen hellen, warmen, im Licht eines rosigen Sonnenuntergangs leuchtenden Abend hinaus. Während des Essens war, wahrscheinlich auf Veranlassung von Prior Robert und dem Chorherrn Gerbert zu Ehren, aus den Schriften des heiligen Augustinus vorgelesen worden, die Cadfael nicht so schätzte, wie er es eigentlich sollte. Augustinus hatte eine gewisse unbeugsame Strenge an sich, für die ein Leser, der anderer Ansicht ist, nur wenig Verständnis aufbringt. Cadfael dachte nicht daran, einem berühmten Heiligen gegenüber, für den die Menschheit nur eine Masse aus Sünde und Verderben auf ihrem unausweichlichen Weg zum Tode und die Welt mit all ihren Unzulänglichkeiten unheilbar schlecht

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