Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
verbinden. Aelia, seine neue Gemahlin, war zwar w e der besonders jung noch besonders schön, doch sie war von angenehmem W e sen. Das Beste aber war, dass sie sich in ihrem Leben einrichtete, ohne ihn b e sonders bei seinen Aktivitäten zu stören. Noch glückl i cher war der Umstand, dass sie schon bald schwanger geworden war; Lucius hoffte sehr, dass die Geburt die s mal glücklich verlaufen würde.
Drusilla Trebatia, die Gastgeberin, trat zu ihnen, um A e lia mitzunehmen. Sie war von elegantem Auftr e ten, ihre geschliffenen Manieren machten sie zu einer volle n deten Patrizierin. Dass sich hinter ihrem dame n haften Wesen allerdings auch ein eiserner Willen verbarg, war ein off e nes Geheimnis. Regelmäßig kursierten Geschichten da r über, wie sie wieder einmal ihre Auffassungen gegen die ihres Gatten durchgesetzt hatte. Trotz seiner Reichtümer wurde Trebatius d e shalb öfter hinter seinem Rücken belächelt, man betrachtete seine willen s starke Gattin als gerechten Ausgleich des Schicksals.
Langsam trennte sich die Gesellschaft. Die Damen ve r schwanden ins Innere des Hauses, die Herren begaben sich ins Speisezimmer, wo sie von einer Schar der schönsten Sklavinnen und Knaben erwa r tet wurden. Jeder Gast wurde von zweien der Bediensteten in Em p fang genommen und zu seinem Platz geleitet. Die Mä d chen zogen ihnen die Schuhe aus und die Knaben trugen Schalen mit pa r fümiertem Wasser um den Gästen die Hände zu waschen. Einer der Gäste wurde zum Vorsi t zenden des Gelages bestimmt, damit nach seinen Anwe i sungen der Wein mit Wasser gemischt und die Menge für jeden Gast bestimmt werden konnte. Eine lange Proze s sion von Küchensklaven trug die Speisen auf, während der Vorsitzende sich bemühte, die Gesellschaft in Sti m mung zu bringen. So ordnete er gleich zu Beginn eine Reihe Trin k spiele an, die dazu führten, dass schnell eine deutliche Ungezwungenheit in die G e sellschaft kam. Das Gespräch drehte sich um leichte Themen wie die letzten Fechterkämpfe oder die Qualität der diesjährigen The a teraufführungen. Man leitete zwanglos zu den Vorzügen der verschiedenen Rennställe über, jeder Gast p o chte vehement auf die Vorzüge der von ihm bevorzugten Gespanne. Trinksprüche wurden verfasst und kurze Ve r se rezitiert. Die Stimmung wurde freier, bis man schlie ß lich einen der Gäste, einen gesetzten Aristokraten von fei n stem römischen Stadtadel, bat, ein Geschichtchen zu erzählen, das sich in seinen Jugendjahren bei einem Au s flug nach Baiae zugetragen hatte. Fast jeder der Anw e senden kannte die Episode, aber das minderte nicht die Freude auf eine nochm a lige Erzählung und man schob die Neulinge vor, die das Ganze noch nicht gehört ha t ten. Der Angesprochene ließ sich ein wenig bi t ten, doch dann musste er selbst lachen und hob an:
„Es war vor einigen, vor wenigen Jahren in meinen sp ä ten Zwanzigern...“, allgemeines Gelächter qui t tierte den einleitenden Witz, „... damals fuhr ich im Sommer nach Baiae um einen alten Freund zu b e suchen. Wie es in den Bädern so zuzugehen pflegt, ließen wir keinen Abend die Becher ruhen und u n sere Feste zogen sich bis spät in die Nacht. An einem dieser Abende hatte ich wohl ein wenig zu viel von Bacchus’ Gaben genossen, so dass ich, als ich mich auf den Heimweg machen wollte, den rechten Weg verfehlte und mich plötzlich in einer Gegend fand, die mir vollkommen unbekannt war. Ich wandte mich z u rück, sicher, wieder in bekanntere Gefilde zu kommen, doch verirrte ich mich immer tiefer in das Gewirr der schmalen Gässchen. Die kleine Stadt erschien mir plöt z lich riesig und ich weiß bis heute nicht, wie oft ich wohl an denselben Stellen vorbeigekommen bin. To r bogen, Hauseingänge und kleine Gassen wechselten in gleic h mäßiger Folge und in verwirrender Gleichfö r migkeit. Endlich sah ich in einem Hauseingang ein altes Mütte r lein sitzen. Mit tiefer Verzweiflung in meinem benebelten Hirn ging ich hilfesuchend auf sie zu und fragte sie, ob sie wisse, wo ich denn wohne. So verrückt diese Frage auch war, die An t wort war noch verrückter, denn eilfertig stand die Alte auf und sagte: ‚Natürlich weiß ich, wo der Herr zu wohnen beliebt. Folg mir nur!’ Erleichtert, ja dankbar, lief ich hinter der alten Vettel her, bis sie mich am Eingang eines Hauses ablud, das aber gewiss nicht die Villa meines Freundes war. In der Hoffnung, hier z u mindest bessere Hilfe zu bekommen, schob ich den Tü r flügel auf und trat ein.
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