Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
tat er se i nen Gastgebern den Gefallen und plauderte ausfüh r lich und sachkundig über die Vorzüge seiner Schützlinge. Er liebte die respektvolle Stille, die sogar in den Häusern der vornehmsten Adligen eintrat, wenn er mit seinen Au s führungen begann. Beinahe von Kinde s beinen an war er von seinem Thema bese s sen, seine Berufung zum Leiter der größten und berühmtesten Schule im ganzen röm i schen Reich war zu einem gewissen Teil auf seinen Ruf als Fachmann und Kenner zurückzuführen gewesen. Zum größeren Teil aber natürlich auf üppige Schmierge l der und langjährige Pflege diverser Freundschaften im a d ministrativen Bereich. Der Posten war begehrt. Nicht nur wegen des Prestiges, auch wegen der Entlohnung, die geradezu fürstlich war. Außerdem boten sich viele Mö g lichkeiten, das Gehalt durch zusätzliche nicht immer ganz legale Nebeneinnahm e quellen aufzubessern.
Doch nun war eine betrübliche Stockung der Geschäfte eingetreten. Die Verlockungen der Hauptstadt hatten ihn etwas zu weit von seinen Aufgaben entfernt. Die rege l mäßigen Gelage, die sich bis tief in die Nacht zogen, hatten seine Aufmerksamkeit bei Tage getrübt, so dass in der Schule schnell ein unübersehbarer Schlendrian eing e rissen war. Nicht nur, dass die Ausbildung der A n fänger vernachlässigt wurde und die Ausfälle hier überdurc h schnittlich hoch waren, noch schlimmer war, dass auch bei den Altgedie n ten im tertium und im secundum palum einige der Besten die Schule für immer verlassen hatten. Ihre Grabsteine zierten zwar die Via Appia und noch immer kamen glühende Verehrerinnen und legten Bl u men nieder. Doch der Verlust an Preisgeldern machte sich langsam bemerkbar und die Notwendigkeit, für Nac h schub in den unteren Klassen zu sorgen, belastete das Budget zusätzlich. Wenn nicht bald etwas geschähe, wäre A u datus seinen Posten wieder los, bevor er alle Möglichkeiten ausgeschöpft hatte.
Sein Kopf begann nun richtig zu schmerzen, nicht nur der Wein des Vorabends, sondern auch der Verdacht, dass heute Morgen etwas anstand, was ihm Probleme m a chen konnte, rumorte in seinem Schädel. Bei so vielen Sorgen wurde das Dröhnen in seinem Kopf nur schli m mer. Gereizt warf er sich auf die Seite und zog die Decke über den Kopf. Es gelang ihm, tatsächlich nochmals ei n zuschlummern um erst eine Stunde später wieder aufz u wachen. Diesmal war er sofort hellwach.
„Ihr faules Pack, wieso drückt ihr euch im Haus herum anstatt hier zu sein. Meint ihr, ich habe ewig Zeit? Wenn ihr nicht sofort zum Dienst kommt, werde ich euch noch heute kreuzigen lassen!“
Bestürzt eilten seine Sklaven in das Schla f gemach. Da sie die Stimmungsschwanku n gen ihres Herrn inzwischen gut genug kannten, hatten sie bereits einige erprobte Hilf s mittel bei der Hand: kaltes Wasser, leinene Tücher und parfümierten Essig für Umschläge sowie Honigwa s ser um den Durst des Herrn zu löschen. Doch statt sie vom Bett aus zu beschimpfen, stand Audatus heute ber e its fluchend mitten im Zimmer. Obwohl er noch nicht alt war, hatte er bereits einen deutlichen Bauch und einen Ansatz von Brüsten. Nicht nur in seinem Gesicht, so n dern auch auf seiner Brust und im Nacken zeigten sich kräftige dunkle Bar t stoppeln, so dass es die Sklaven nicht wenig Mühe kostete, jeden Morgen seiner Haut mit einer sanften Rasur die gewünschte Glätte zu verleihen. Bereits gegen Abend war es dann meistens mit der gepflegten, glänzenden Haut wieder vorbei, der dunkle Scha t ten zeigte sich erneut auf Wangen und Oberkö r per. Voll Wut über die lästigen Kopfschmerzen und über das, was ihm heute noch bevorstand, scheuchte Audatus die Bedien s teten davon, die sich mit dem R a sierzeug näherten.
„Geht weg mit diesem Plunder, kommt ihr denn nicht selbst auf den Gedanken, dass das jetzt viel zu lange da u ert? Muss man euch denn alles sagen? Los, die Tunika, schnell!“
Der hastig angelegte Gürtel raffte das G e wand heute fast etwas zu hoch über die Wade und zusammen mit der eilig drapierten Toga war ihm eindeutig anzusehen, dass er verschlafen hatte. Er wusste, dass er sich für seinen nachlässigen Aufzug eine Menge Spott einhandeln kon n te, doch wenn er noch irgendetwas ersteigern wollte, dann war Eile geboten. Gefolgt von seinen beiden Leibw a chen hastete er zum Marsfeld, wo heute der Verkauf der gefangenen Barbaren stattfinden würde. Die, die als Haus- und Arbeitssklaven zu verwenden waren, waren in den letzten Tagen bereits nach und
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