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Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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vorgekommen.
    Es gab aber auch noch andere Möglichkeiten … WederResnick noch Skelton brauchten den bedrückenden Gedanken auszusprechen.
    »Sie fahren zu der Kleinen nach Hause«, sagte Skelton, und es war keine Frage.
    »In Ordnung. Ich fahre jetzt gleich.«
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    Resnick setzte die kleine Katze, die ihm auf den Schoß geklettert war, um sich kraulen zu lassen, auf den Boden und machte sich auf den Weg.
    Draußen wurde es dunkel. Vereinzelte Lichter in den Fenstern ließen das Hochhaus wie ein unvollendetes Puzzle erscheinen. Zwischen dem Kino und dem Parkhaus, das Tag und Nacht geöffnet war, bog Resnick von der Hauptstraße ab. Er parkte hinter der Kurve der Zufahrtsstraße. Eine Gruppe gelangweilter Jugendlicher, der älteste höchstens vierzehn, löste sich auf, als er sich dem Haus näherte. Er war überrascht, dass der Aufzug funktionierte. Weniger überraschend waren der beißende Uringestank und die Schmierereien an den Wänden, Liebesschwüre und Hassparolen.
    Die Tür von Nummer 37 war in einem matten Dunkelgrün lackiert, das eine Pinselbreite vor dem unteren Ende dünner wurde, als wäre dem Anstreicher entweder die Farbe oder die Lust ausgegangen.
    Resnick läutete und klapperte sicherheitshalber gleich noch mit der Briefkastenklappe.
    Die gedämpften Lachsalven aus einem Fernseher wurden etwas leiser.
    »Wer ist da?«
    Resnick trat zurück, damit man ihn durch den Spion in der Tür besser sehen konnte, und hielt seinen Dienstausweis hoch. Durch das Fischaugenobjektiv sah Edith Summers verzerrt einen Mann mit großem, wuchtigem Körperund breitem Gesicht in einem offenen Regenmantel; der Knoten seiner gestreiften Krawatte hing mehrere Zentimeter unter dem Hemdkragen, an dem ein Knopf fehlte.
    » CID , Detective Inspector Resnick. Ich würde gern mit Ihnen über Gloria sprechen.«
    Zwei Riegel wurden umständlich zurückgeschoben, eine Kette wurde gelöst, der Türknauf gedreht.
    »Mrs Summers?«
    »Haben Sie sie gefunden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Leider nicht, nein. Noch nicht.«
    Edith Summers’ Schultern sanken; die Angst hatte schon fast alle Hoffnung verdrängt. Ihre Augen waren rot, wund von ihren Tränen. Zermartert von Selbstvorwürfen stand sie an der Tür ihrer Wohnung und sah Resnick an.
    »Mrs Summers?«
    »Edith Summers, ja.«
    »Darf ich reinkommen?«
    Sie trat zur Seite und führte ihn dann durch den kurzen Flur ins Wohnzimmer: ein Fernsehgerät, ein Goldfischglas, Strickzeug, Fotografien, die schief in den Rahmen klemmten. Im Fernsehen, kaum hörbar, beschwatzte ein Mann mit weißem Smoking und Perücke gerade ein älteres Ehepaar, sich für eine traumhafte Gefrierkombination noch ein bisschen lächerlicher zu machen. In einer Ecke, unter einem quadratischen Tischchen mit angeschraubten Beinen und goldlackiertem Rand, schauten aus einem grünen Plastikbeutel Arme und Köpfe mehrerer Puppen hervor.
    »Sie sind Glorias Großmutter?«
    »Ihre Oma, ja.«
    »Und ihre Mutter?«
    »Sie lebt hier bei mir.«
    »Die Mutter?«
    »Gloria.«
    Resnick versuchte, das dumpfe Dröhnen der Bässe auseiner Anlage im Stock über ihnen auszublenden, Hip-Hop oder Rap, er war nicht sicher, ob er überhaupt den Unterschied kannte.
    »Sie haben sie nicht mehr gesehen?«, fragte Resnick. »Es hat sich niemand bei Ihnen gemeldet?«
    Sie sah ihn an, ohne zu antworten, und zupfte an ihren Haaren. Resnick setzte sich, sie sich auch, beide in Sessel mit geschwungenen hölzernen Armlehnen, dünnen Kissen und gepolstertem Rücken. Er wünschte, er hätte Lynn Kellogg mitgenommen, und überlegte, ob er nach der Küche fragen und eine Kanne Tee kochen sollte.
    »Sie hat immer hier bei mir gelebt. Ich habe sie aufgezogen.«
    Edith Summers klopfte eine Zigarette aus einer Packung, die sie in ihrer Strickjackentasche verstaut hatte, und zündete sie mit einem Streichholz an. Der Gasofen war heruntergedreht, die Flammen brannten in der Mitte blau.
    »Wie mein eigenes Kind.«
    Sie lehnte sich zurück und zog geistesabwesend den weiten Rock ihres Hemdblusenkleides über den Knien zurecht. Die Strickjacke um ihre Schultern war mit schwarzem Kettenstich verziert. An den Füßen trug sie Pantoffeln, einer noch mit einem nicht mehr ganz weißen Wollpompon. Ihr knapp schulterlanges Haar war noch fast ganz dunkel. Sie hätte jedes Alter zwischen vierzig und fünfundfünfzig haben können; wahrscheinlich, dachte Resnick, war sie etwa gleich alt wie er.
    »Sie ist entführt worden,

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