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Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Titel: Die Zwanziger Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Zwanziger
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1.
    »Dann macht’s halt …«: Die Doppelspitze ↵
    Die rund dreißig Quadratmeter der DFB -Bibliothek stehen sinnbildlich für das, was Fans und Journalisten an Fußball-Funktionären zuweilen als mafiös bezeichnen: dunkles Parkett, schwere Teppiche, edles Mobiliar, staubbedeckte Bücher in den Regalen. Über allem thront eine überlebensgroße Büste von Sepp Herberger, dem Chef. Fehlen noch die dunklen Sonnenbrillen, die Whiskygläser und Zigarren, um das Bild abzurunden, das einige Medien von diesem sagenumwobenen Raum mit Vorliebe verbreiten.
    Ehrlich, es ist halb so schlimm. Sonnenbrillen werden bei den Sitzungen nicht getragen, seit vielen Jahren herrscht Rauchverbot, und auch Alkohol ist, zumindest während der Arbeitszeit, strikt untersagt. Eines stimmt aber: In diesem Raum im ersten Stock der Frankfurter DFB -Zentrale, unweit des Präsidentenbüros, werden wichtige Entscheidungen getroffen – hier werden Verträge mit Trainern und Sponsoren unterzeichnet, verdiente Mitarbeiter verabschiedet, Ehrengäste empfangen. Hier treffen sich der Generalsekretär und die Direktoren zu ihren wöchentlichen Sitzungen.
    Auch an diesem 8. Juli 2004 tagen die Spitzenfunktionäre des Deutschen Fußballbunds und des Ligaverbands DFL , der die Interessen der Profivereine vertritt, in der Bibliothek. Die Luft ist stickig jetzt im Hochsommer. Und eine wichtige Entscheidung steht an – für den DFB , aber auch für mich persönlich. Nach dem blamablen Auftritt unserer Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Portugal ist die Stimmung in Fußballerkreisen am Boden. Nach zwei Unentschieden gegen die Niederlande und Lettland hat Rudi Völlers Mannschaft gegen Tschechiens B-Team verloren und ist schon in der Vorrunde ausgeschieden. Teamchef Völler ist zurückgetreten, die Suche nach einem Nachfolger war bisher eine Serie von Pleiten und Pannen.
    Der Unmut, der sich deswegen auch im Führungszirkel des deutschen Fußballs angesammelt hat, entlädt sich an diesem heißen Tag vor allem an DFB -Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Er habe seinen Laden nicht mehr richtig im Griff, heißt es längst nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand, sein Krisenmanagement und sein Führungsstil seien alles andere als zeitgemäß.
    Auch auf mich ist der Druck in den Tagen zuvor immer größer geworden. Ich war bisher eigentlich sehr glücklich in meiner Rolle als Schatzmeister – nun aber, so fordern die Chefs der mächtigen Landesverbände, soll ich endlich etwas unternehmen. Doch was? Soll ich eine Palastrevolution ausrufen und den Präsidenten, der über weite Strecken eine gute Arbeit geleistet hat, einfach aus dem Amt jagen? Eine Mehrheit für diesen Machtwechsel wäre wohl vorhanden, die Vertreter des Amateurfußballs sind sich darin einig.
    Doch meine Erfahrungen in der Politik haben mich gelehrt: Man muss immer an den Tag danach denken. Wie geht es nach dem Umsturz weiter? Was wird aus dem Verlierer und seinen Unterstützern? Wer schüttet die Gräben zu, die zwischen den Parteien entstanden sind? Häufig stellen vermeintliche Putsch-Gewinner nur wenig später fest, dass sie eigentlich verloren haben.
    Und genau das kann passieren, wenn wir Mayer-Vorfelder, den Freunde und Gegner nur MV nennen, mit aller Macht aus dem Präsidentenstuhl kippen. Die Zeitungen würden über eine Kampfabstimmung natürlich jubeln, aber dem deutschen Fußball würde die Spaltung drohen. Eine andere Lösung muss also her.
    Werner Hackmann, der Präsident des Ligaverbands, steckt wohl am tiefsten im Dilemma. Einerseits sehen die Profivereine, deren Interessen er vertreten soll, keinen Anlass, den Präsidenten abzusetzen. MV ist ja einer der ihren, hat vor seiner Wahl zum DFB -Präsidenten als Vorsitzender des Ligaausschusses selbst die Sache der Liga vertreten. Seine Abwahl würden viele Profivertreter auch als ihre Niederlage verstehen. Andererseits teilt Hackmann einiges von der Kritik, die gegen den Präsidenten vorgebracht wird, er fühlte sich selbst so manches Mal von MV s forscher Selbstdarstellung ins Abseits gestellt.
    So bringt Hackmann, der als ehemaliger Innensenator von Hamburg mit allen politischen Wassern gewaschen ist, die Idee einer Doppelspitze ins Spiel. Auf der Suche nach einem Kompromiss hat er mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, in dieser schwierigen Lage die Macht zu teilen. Einem Präsidenten, der vornehmlich im internationalen und im professionellen Fußball tätig ist, könne man doch einen für das operative

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