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Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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einmal hatte, hat er verspielt. Er kriegt’s einfach nicht auf die Reihe, er ist kein Mann, verdammt noch mal, warum sonst hat er wohl ein Mädel geheiratet, das halb so alt ist wie er? Ich sag’s Ihnen: weil sonst kein Mensch einen Funken Achtung vor ihm hat. Diese dumme kleine Lorraine, die weiß es nicht besser, aber glauben Sie mir, der werden bald genug die Augen aufgehen, wenn’s nicht schon passiert ist.«
    Er ignorierte Resnicks abweisenden Blick und füllte sein Brandyglas auf.
    »Wenn Sie sehen wollen, was möglich ist, dann schauen Sie sich hier um. So ein Anwesen, haben Sie eine Ahnung, was man dafür hinlegen muss? Allein die Instandhaltungskostensind höher als Michaels läppische kleine Hypothek. Zweimal habe ich in meinem Leben ein Vermögen gemacht. Zweimal! Und was hat er vorzuweisen? Mein großartiger Bruder. Dabei habe ich ihn beinahe auf Knien angefleht. Ja, wirklich. Steig bei mir ein, habe ich gesagt. Wir beide sind doch eine Familie, wir sollten an einem Strang ziehen. Aber er wollte nichts davon wissen, hat mir nicht mal zugehört. Der Goldjunge. Und was hat er nun davon? Gar nichts.«
    »Das stimmt nicht ganz.« Claire Morrison stand an der Tür, einen nagelneuen Koffer in der einen Hand, an der anderen ihre Nichte Emily.
    Geoffrey kippte seinen Brandy hinunter und starrte sie wütend an.
    »Sie konnten keine Kinder bekommen«, sagte Resnick.
    Claire drückte Emilys Hand. »Traurige Ironie, nicht wahr? Alles andere, was man mit Geld kaufen kann, ja. Alles haben wir versucht, Beratung, Behandlung, Hormonspritzen. Nichts. Michael und Diana dagegen, sie halb verrückt, er ein Versager …«
    »Herrgott noch mal, hör auf zu quasseln«, fuhr Geoffrey sie an.
    »Bingo!«, sagte Claire. »Auf Anhieb schwanger.«
    »Halt den Mund!« Geoffrey stand drohend aus seinem Sessel auf.
    »Natürlich hätten wir ein Kind adoptieren können, Himmel, wir hätten eins kaufen können. Aber nein, das war Geoffrey nicht gut genug, das war ja fremdes Blut, und obwohl der arme Michael sonst zu praktisch nichts taugte, war spermatechnisch offensichtlich Verlass auf ihn …«
    Er wollte sich auf sie stürzen. Resnick packte ihn beim Arm und hielt ihn zurück, doch Claire ließ sich gar nicht schrecken.
    »Ich habe dir gesagt …«, begann er, aber ihm fehlte jetzt die Kraft.
    »Geoffrey«, unterbrach Claire, »du hast mir zum allerletzten Mal gesagt, was ich zu tun habe. Komm, Schatz, gehen wir zur Straße hinunter, vielleicht sehen wir das Auto von Mami und Daddy.« Damit führte sie Emily aus dem Zimmer.
    Resnick ließ Geoffrey Morrison los, der in seinen Sessel sackte und zusammenschrumpfte wie ein alter Ballon.
    »Ich weiß nicht«, sagte Resnick, »ob Sie jemals ernsthaft geglaubt haben, Sie könnten damit durchkommen; ob Ihr vieles Geld Sie so sehr geblendet hat, dass Sie glaubten, Sie könnten tun, was Ihnen beliebt: sich ein Kind aneignen wie eine Sache und auf alle Regeln pfeifen. Hauptsache, Michael eins auswischen, Rache üben um jeden Preis.«
    Morrison sah ihn nicht an, aber Resnick wusste, dass er zuhörte.
    »Ich weiß nicht«, fuhr er fort, »ob Sie auch nur den Schimmer einer Ahnung davon haben, was Sie zu verantworten haben, welches Ausmaß an unnötigem Schmerz.«
    Resnick trat näher und wünschte, Morrison würde ihm ins Gesicht blicken, wenigstens eine Sekunde lang. »Geoffrey Morrison«, sagte er, »ich verhafte Sie wegen des Verdachts, Emily Morrison entführt zu haben. Ich weise Sie daraufhin, dass Sie sich derzeit nicht zu äußern brauchen, wenn Sie es aber tun, wird alles, was Sie sagen, niedergeschrieben und kann als Beweis gegen Sie verwendet werden.«
    Resnick stand vor dem Haus unter dem grauen, von schnell dahintreibenden Wolken verhangenen Himmel und sah hinunter zu Emily, die an der Hand von Claire Morrison am Ende der Auffahrt stand. Als Claire sich zu ihr hinunterbeugte und mit ausgestrecktem Arm in die Ferne wies, hüpfte Emily ein paar Mal auf und nieder. Dann lief sie mit aufgeregten Freudenrufen dem näher kommenden Wagen entgegen.

Informationen zum Buch
    Als die sechsjährige Emily Morrison an einem ruhigen Sonntagnachmittag aus dem Garten ihrer Eltern verschwindet, befürchtet ihr Vater Michael das Schlimmste. Erst kurz zuvor war die in einem Müllsack verpackte Leiche eines gleichaltrigen Mädchens in einer verlassenen Lagerhalle gefunden worden. Keine leichte Situation für Detective Inspector Charlie Resnick: Die Öffentlichkeit ist alarmiert und ein Kindermörder auf

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