Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)
teilweise bestätigten ( Britannic -Orgel) und vermuteten Hintergründe ( Titanic ) verändert.
In Anbetracht der ausschweifenden Mythenbildung rund um den Untergang des Luxusliners, der im Grunde „nur“ ein Postschiff war (die Kürzel RMS = Royal Mail Ship hinter den Namen besagen dies), war es nicht einfach, ganz nüchtern bei den überlieferten Fakten zu bleiben. Eine kleine Szene beim Untergang entstammt wohl meiner Fantasie, wobei ich eigentlich dachte, ich hätte irgendwo etwas darüber gelesen. Da ein Nachweis nicht aufzutreiben ist, nehme ich diesen eventuellen Fehler auf meine ausgesprochen fantasievolle Kappe. Für diese und womöglich andere nicht hundertprozentig korrekte Wiedergaben des Hergangs, der Ausstattung, der historischen Personen und so weiter bitte ich schon jetzt um Entschuldigung.
Einen Roman über eine Katastrophe zu schreiben führt zwangsläufig dazu, dass man sich ganz neu Gedanken über wichtige Dinge im Leben macht. Vielleicht geht es Ihnen beim Lesen nicht anders.
Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf dem bereits stark geneigten Deck der Titanic . Es herrscht klirrende Kälte, und um Sie her ertönen die verzweifelten Rufe der auf dem sinkenden Schiff Zurückgebliebenen. An Ihrer Seite befinden sich Ihre Lieben, die ebenso wie Sie auf die wenigen Rettungsboote schauen, die sich immer weiter vom Schiff entfernen. Im unangenehmen Gegensatz dazu kommen die eiskalten Wellen des Atlantiks Ihnen immer näher, und Sie wissen: Noch ein paar Minuten, und ich werde in diesem endlosen Eismeer schwimmen und über kurz oder lang erfrieren. Das ist mein Ende.
Wäre das der Augenblick, in dem Sie sich das erste Mal Gedanken darüber machen, was in Ihrem Leben wirklich zählt? Ansehen, Reichtum, Macht, Träume, nicht erreichbare Ziele? Was hatte in Ihrem Leben Priorität, wofür verwenden Sie am meisten Energie und Zeit? Für Ihre liebsten Menschen auf Erden, die Familie, die Freunde? Oder doch eher für Ihr persönliches Freizeitvergnügen, Ihre Arbeit, Ihr Vorankommen in der Firma, Ihr Aussehen oder die makellose Sauberkeit Ihrer Wohnung?
Träume und Ziele, fleißiges Arbeiten und der damit verbundene Erfolg sind nichts Negatives. Vielleicht aber verschiebt sich im Laufe der Jahre der richtige Maßstab, und Zeit und Aufmerksamkeit denjenigen oder der Sache gegenüber, die Ihnen wichtig sein sollten, werden weniger – was Sie nun, mit dem Blick auf die tödlichen Fluten, bedauern würden …
Wäre das der Augenblick, in dem Sie sich Gedanken machen würden über den Tod, der unausweichlich am Ende jedes Lebens steht, ganz gleich, ob es viele Jahre währt oder wenige? Und das, was vielleicht danach sein wird?
Mit der Titanic ging nicht nur ein schwimmender Luxuspalast unter, sondern auch die Träume von der Besiegbarkeit der Natur, der Technik- und Fortschritts„glaube“ der damaligen Zeit, der fast an Größenwahn und maßlose Überheblichkeit grenzte. Und mit ihm wohl so manches Leben, das – hätten die Passagiere gewusst, was geschehen würde – anders verlaufen wäre.
Worauf bauen Sie und ich unser Leben? Was ist unser Ziel?
Teil 1
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1911
Glücksmomente
sind die Momente,
die dich unerwartet treffen.
Die dein Herz höher-
schlagen lassen und
dich zum Leben erwecken.
Die das Leben einzigartig
und wertvoll machen.
Die an einem grauen Regentag
einen wunderschönen Regenbogen
an den Himmel zaubern.
Die Sterne am nächtlichen Himmel.
Glücksmomente
sind die Überraschungen,
von denen das Leben lebt.
Sie definieren
die Magie des Kunstwerks: Leben.
Sie sind wie strahlende
Kinderaugen, wie Sterne,
die dann am schönsten
funkeln, wenn die
Nacht am dunkelsten ist.
(Aus: Wüstenfarben, von Hanna Dengler)
Kapitel 1
Seine Schritte hallten laut durch den langen, düsteren Flur mit den großen, verstaubten Fenstern. Deshalb wunderte es ihn auch nicht, dass die Frauen im Büroraum bereits erwartungsvoll die Köpfe gehoben hatten, als er eintrat.
Die Finger der Bürodamen ruhten auf den schwarzen, runden Tasten der Schreibmaschinen, bereit, jede Sekunde wieder mit ihrem schnellen Stakkato fortzufahren.
„Guten Morgen, Herr Martin“, begrüßte ihn die Bürovorsteherin mit einem freundlichen Lächeln. „Herr Welte ist gerade am Telefon. Wenn Sie bitte noch einen Moment Platz nehmen wollen?“
Richard nickte und setzte sich auf die harte, unbequeme Holzbank vor der Tür, die zu Herrn Welte führte, dem Teilhaber und Geschäftsführer von M. Welte & Söhne, Freiburg
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