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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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herausgerückt waren? Wie damals, beim frühen Tod seines Vaters? Zuerst hatte man Richard lang und breit erklärt, dass er inzwischen alt genug sei, um Verantwortung zu übernehmen und vernünftig zu sein. Ihm war gesagt worden, dass der Ernst des Lebens nun für ihn beginnen würde. Trotz seiner damals erst 10 Jahre hatte er unterschwellig gespürt, dass all diese Appelle an seine Vernunft letztendlich auf eine böse Nachricht hinauslaufen würden, und tatsächlich hatte der Tod seines Vaters sein Leben grundlegend verändert. Zum Schlechteren.
    Wurde er im Augenblick erneut auf schlechte Neuigkeiten vorbereitet? Richard versuchte vergeblich, die trüben Gedanken, verbunden mit diesem grässlichen, einengenden Gefühl in seiner Brust, zu verscheuchen, doch es wollte ihm nicht recht gelingen. Er lehnte sich auf dem Stuhl weiter zurück und schob seine langen Beine unter den Tisch. Äußerlich mochte er dadurch den Eindruck erwecken, er wolle es sich für einen längeren Aufenthalt in Weltes Kontor bequemer machen. In Wirklichkeit suchte er aber Halt, um sich auf eine Kündigung und damit ein erneutes abruptes Ende seines Traums von einem besseren Leben einzustellen.
    „Das Paar hat zwei Kinder, die mittlerweile wiederum selbst Kinder haben. Kurz und gut: Eine der Enkelinnen wird uns in den nächsten Tagen besuchen kommen.“
    Edwin Welte sah Richard an, und der nickte fragend. Was sollte er auch sonst tun – schließlich wusste er noch immer nicht, worauf sein Arbeitgeber hinauswollte und was das alles mit ihm zu tun hatte. Welte lächelte daraufhin breit, als habe Richard durch sein Nicken bereits seine Zustimmung zu irgendetwas erteilt, dessen Sinn sich ihm noch nicht erschloss.
    „Die Dame arbeitet, wie ihre Großmutter früher, als Stewardess auf Nordatlantikschiffen. Nun möchte sie hier ihre deutschen Wurzeln kennenlernen und ihre Sprachkenntnisse erweitern.“
    Richard wagte nicht, noch einmal zu nicken.
    Herr Welte erhob sich und trat an eines der Fenster. Er trug Arbeitskleidung und wirkte mit seinem leicht zerzausten Haarschopf eher wie einer seiner eigenen Angestellten. „Ich möchte Sie bitten, sich der jungen Dame ein wenig anzunehmen, Herr Martin.“
    Richard schaute seinen Arbeitgeber irritiert an. Er sollte lediglich den Besuch der Weltes betreuen? Es gab keine Kündigung, nicht einmal eine Abmahnung aufgrund einer Unachtsamkeit bei der Arbeit? Eigentlich hätte ihn das auch gewundert, immerhin arbeitete er so sorgfältig wie kein anderer in dieser Firma. Aber seine Erfahrungen waren bisher leider nur die, dass der Gegenwind, der ihm kalt und unnachgiebig ins Gesicht blies, meist unverhofft kam und dabei böse Konsequenzen mit sich führte, so wie eine Windböe oftmals feine Steine mit sich trug, die einem Spaziergänger schmerzhaft ins Gesicht schlugen. Glück – das erlebte man doch nur selten einmal, und niemals bekam man es geschenkt. Es wollte erarbeitet und erkämpft sein.
    Deshalb blieb Richard bei dieser ungewöhnlichen Bitte an ihn auch weiterhin misstrauisch, aber immerhin schnürte ihm die Enge um seine Brust nicht länger die Luft ab, erschwerte aber noch immer seine Atmung. „Entschuldigen Sie bitte, Herr Welte. Aber Herr Bokisch hat mir einige Verbesserungsarbeiten an dem neuen Reproduktionsklavier aufgetragen.“
    „Ich habe meinem Schwager den Vorschlag bereits unterbreitet. Er ist einverstanden, dass ich Sie für diese Aufgabe ein paar Tage abziehe. Die junge Dame würde gerne Freiburg und den Schwarzwald kennenlernen und, wie gesagt, ihre Sprachkenntnisse verbessern. Deshalb halte ich es für sinnvoll, ihr einen Englisch sprechenden Begleiter an die Seite zu stellen. Und damit meinte ich nicht mich. Ich bin in der Firma und mit meiner Familie genug eingespannt, Herr Martin.“ Herr Welte drehte sich zu ihm um. „Außerdem sind Sie ein vertrauenswürdiger junger Mann. Bei Ihnen weiß ich meine Verwandte gut aufgehoben.“
    Richard erhob sich nur zögernd. Er war von der Vorstellung, für eine Verwandte der Weltes den Aufpasser spielen zu müssen, nicht gerade begeistert. Immerhin hatte er einen wichtigen Auftrag übertragen bekommen, den er gewissenhaft auszuführen gedachte. Mit diesem Werkstück konnte er der Geschäftsführung beweisen, dass er fähig war, mehr Verantwortung bei der Firma Welte zu übernehmen, und würde damit die Karriereleiter womöglich ein großes Stück nach oben klettern. Diese Chance wollte er sich ungern entgehen lassen.
    „Ich möchte Sie zudem

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