Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
Vom Netzwerk:
noch einmal den neuesten Bericht über den Needham-Fall anhörte, der nicht ins Detail ging, aber darüber informierte, dass die Zwillinge bei Angehörigen in einem anderen Staat untergebracht waren, fragte er sich, ob die OEP -Ermittler wohl zu Needhams Haus fuhren, wenn sie heute in der Stadt waren. Denn davon ging er aus.
    »Natürlich sind sie hier«, brummte er. Zweifellos hatten sie diesmal schnell herausgefunden, wer die Opfer waren. Der Tod der Needhams war landesweit in den Nachrichten gewesen. Er hatte sich die Berichte zu Hause angeschaut, in denen Nachrichtensprecher mit entsetztem Gesichtsausdruck von der Tragödie erzählten, die so eine Schlüsselfigur der Landespolitik heimgesucht hatte.
    Schlüsselfigur. Von wegen.
    »Schwaches, feiges Schwein passt eher«, murmelte er und knallte seinen Laptop zu. Er konnte einfach nicht mehr hören, war für ein guter, edelmütiger Mann Needham gewesen war. Die Leute sollten lieber darüber diskutieren, warum der Mann hatte sterben müssen. Doch das würde wahrscheinlich erst passieren, wenn Sloan und Sykes ihre Arbeit machten und herausfanden, warum sowohl Ortiz als auch Needham ausgewählt worden waren.
    Es klopfte an der Hotelzimmertür. »Zimmerservice«, rief jemand.
    »Einen Augenblick.«
    Er wollte nicht ausgehen. Denn wie skurril wäre es, Detective Sloan und dem FBI -Agenten über den Weg zu laufen, die er absichtlich nach Chicago geführt hatte? Der Gedanke war verrückt, die Wahrscheinlichkeit in einer Stadt von dieser Größe lächerlich gering. Doch angesichts dessen, wie wahnsinnig die Ereignisse in seinem Leben in den letzten Monaten gewesen waren, wo doch vorher alles seinen normalen, ruhigen Gang genommen hatte, ging er lieber kein Risiko ein.
    Er öffnete die Tür, unterschrieb für das Essen – Spesenkonten waren schon etwas Feines – und drehte das Schloss wieder vor, nachdem der Kellner gegangen war. Während er aß, ohne überhaupt etwas zu schmecken, grübelte er weiter und versuchte sich vorzustellen, wie die Ermittler wohl auf seine Mails reagierten.
    »Sie fahren auf jeden Fall zum Haus«, sagte er sich. Da war er ganz sicher. Denn genau das hätte er selbst auch getan – und er würde es am liebsten auch jetzt tun. Er platzte beinah vor Neugier, und diese leise Stimme in seinem Hinterkopf versuchte ihn die ganze Zeit dazu zu bewegen, noch einmal hinzufahren, und sei es nur, um sich selbst in Erinnerung zu rufen, dass es wirklich geschehen war.
    Er hatte seine Back-ups, um sich daran zu erinnern, er musste also nicht hinfahren. Er
durfte
nicht. Nie im Leben würde er hinaus in Needhams Vorstadtviertel fahren und noch einmal an der Hütte vorbeirollen. Nicht nur weil tatsächlich das Risiko bestand, dort Sykes und Sloan in die Arme zu laufen, sondern weil ihn vielleicht einer der Nachbarn sah und eins und eins zusammenzählte. Zum Beispiel die Tatsache, dass er sich vor sechs Wochen auf der Straße als Fernmeldetechniker ausgegeben hatte, um sich das Haus gründlich anzuschauen. Dass er sogar auf dem Grundstück der Needhams gewesen war, um angeblich ihre Telefonleitungen zu überprüfen, damit er nach einer Alarmanlage Ausschau halten konnte.
    Sie hatten keine. Eigentlich hatte ihn das nicht überrascht. Needham hatte anscheinend nie akzeptiert, dass die Welt ein Drecksloch voller böser Menschen war.
    Dann war er eines Besseren belehrt worden.
    »Ich bin nicht böse«, widersprach Nick laut und setzte sich auf seinem Stuhl auf.
    Das war das erste Mal, dass ihm dieses Wort in Bezug auf sich selbst und den Weg, den er gewählt hatte, durch den Kopf ging. »Die anderen sind böse!« Eine rote Woge des Zorns durchflutete ihn. »Die anderen sind alle böse!«
    Er begann am ganzen Körper zu zittern, Bilder schossen ihm durch den Kopf, Wut packte sein Herz. Ohne darüber nachzudenken, griff er seinen halb aufgegessenen Teller und schmiss ihn kraftvoll durchs Zimmer, wollte um sich schlagen, wollte jemandem wehtun, richtig wehtun. Der Teller zersprang, Glasscherben flogen in alle Richtungen und hinterließen klebrige Hühnchen- und Soßenflecken an der Wand.
    Das war nicht genug. Er warf sein Glas hinterher. Stand auf. Trat den Stuhl um. Riss Decken und Laken vom Bett, knüllte sie zusammen und begann sie zu zerreißen. Genau wie er dieses Kissen im Kinderzimmer zerrissen hatte.
    Das ließ ihn innehalten – die Erinnerung an den Zorn, den er in jener Nacht empfunden hatte. Wie kurz er davor gestanden hatte, etwas richtig Böses zu tun.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher