Der kleine Achtsamkeitscoach
vietnamesische Mönch, Schriftsteller und Lyriker Thich Nhat Hanh, der wie kein anderer vor ihm die buddhistische Achtsamkeitspraxis kultivierte, gilt neben dem Dalai Lama als einer der profiliertesten zeitgenössischen buddhistischen Lehrer. Thich Nhat Hanh betont immer wieder, dass nur eine regelmäßige Meditationspraxis sowie die Schulung der Achtsamkeit im Alltag zu tiefer spiritueller Reife und innerer Zufriedenheit führen können.
Dabei zieht er keine Trennlinie zwischen formellen Meditationsformen und der Achtsamkeitspraxis im Alltag. Es geht ihm vielmehr darum, dass wir uns immer umfassender auf das konzentrieren, was wir gerade tun.
Verschmelzung von Meditation und Alltagsachtsamkeit
Sämtliche Alltagsaktivitäten, besonders solche, die regelmäßig wiederholt werden, wie Zähne putzen, duschen, frühstücken oder Staub wischen, können zur Achtsamkeitsübung werden. Denn gerade bei den täglichen Routinehandlungen, die uns in Fleisch und Blut übergegangen sind, sind wir gedanklich meist ganz woanders und bekommen gar nicht mehr mit, was wir gerade tun. Wichtig ist, den bewussten Atem, auf den wir uns in der Meditation konzentrieren, in den Alltag zu integrieren, weil dies das beste Mittel ist, um inmitten all unserer täglichen Aktivitäten einen Anker zu finden und auf diese Weise wach und präsent zu bleiben (siehe auch ab > ).
Achtsamkeit in der Medizin
Wie sehr es sich lohnt, Achtsamkeit im Alltag zu etablieren, wurde in den letzten Jahren sogar intensiv von Seiten der Wissenschaft erforscht. Ihre positiven Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit und das geistige Wohlbefinden wurden in zahlreichen Studien wissenschaftlich nachgewiesen.
Einen wesentlichen Beitrag hierzu hat der Amerikaner Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn geleistet. Kabat-Zinn, Begründer und Direktor der Stress Reduction Clinic an der Universität von Massachusetts, entwickelte die sogenannte »Mindfulness Based Stress Reduction«, kurz: MBSR.
Übersetzt heißt das »Stressbewältigung durch Achtsamkeit«. Hierbei handelt es sich um eine Selbsthilfemethode, bei der die möglichst tägliche Praxis verschiedener Achtsamkeitsübungen eine wichtige Rolle spielt.
Als Basis diente Kabat-Zinn die Verhaltensmedizin. Sie sieht den Menschen als eine untrennbare Einheit, bestehend aus Körper, Geist und Umwelt, die sich stets gegenseitig beeinflussen.
Einheit von Körper & Geist
Ein körperliches Symptom kann ein Ungleichgewicht im sozialen und/oder psychischen Lebensbereich widerspiegeln. Aber auch unsere Denk- und Verhaltensmuster, unsere persönlichen Einstellungen uns und dem Leben gegenüber beeinflussen uns in unserem Denken und Handeln. Infolgedessen haben wir selbst einen größeren Einfluss auf unser eigenes Wohlbefinden und unsere persönliche Gesundheit, als uns bewusst ist. Diesen medizinischen Ansatz verknüpfte Kabat-Zinn mit Techniken aus der Vipassanâ-Meditation und der Yogapraxis und entwickelte daraus ein spezielles achtwöchiges MBSR-Programm, das seit 30 Jahren sehr erfolgreich ist. Auch in Deutschland interessieren sich immer mehr Ärzte und Therapeuten für die Integration der Achtsamkeit in ihre Arbeit, weil ihre heilsame Wirkung sowohl im präventiven Bereich als auch bei zahlreichen Erkrankungen nicht mehr zu übersehen ist.
Nach Kabat-Zinn sollten wir uns die Achtsamkeit als eine Art des Seins vorstellen und weniger als eine Technik. Letztendlich geht es auch ihm darum, die formelle Praxis so in den Alltag zu integrieren, dass wir immer achtsamer sind und die Dinge ihrer selbst wegen tun, anstatt uns vom täglichen Stress aus der Bahn werfen zu lassen.
Den Geist beruhigen
Wenn Sie regelmäßig Achtsamkeit praktizieren, werden Sie die wertvolle Erfahrung machen, dass sich Ihr Geist immer schneller beruhigt.
Der Geist wird im Buddhismus und in anderen spirituellen Traditionen auch gern mit einem jungen Hund verglichen, der auf alles reagiert und mit allem spielen möchte.
Deshalb lernen Sie mithilfe der Übungen im Praxiskapitel Ihren Geist genauso zu erziehen wie einen kleinen Welpen, der nicht weglaufen und Chaos anrichten, sondern auf Sie hören soll.
Grundhaltungen der Achtsamkeitspraxis
Je häufiger Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment lenken, desto tiefer werden Sie mit sich selbst in Kontakt kommen: mit Ihren Potenzialen und Ihrer Einzigartigkeit. Um dieses Wunder zu erleben, steht Ihnen nicht viel im Weg. Einzig und allein Ihre Gewohnheiten halten Sie davon ab. Sie sorgen
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