Der kleine Drache Kokosnuss und die starken Wiki

wendet er sich Gudröd zu, streicht verlegen über seinen Bart und brummt: »Gudröd, mein Guter. Wir haben uns getäuscht. Du bist kein Dieb, sondern ein redlicher Wikinger.
    Du sollst wieder Steuermann sein.«
    Gudröd bekommt ganz rote Ohren.
    »Oh, v-vielen Dank, Erik!«

    Der Anführer klopft ihm kräftig auf den Rücken und ruft: »Männer, jetzt wird gefeiert!«
     
    Als die Wikinger den Weg zum Strand hinuntergehen, fragt Matilda: »Kokosnuss, woher wusstest du denn, dass das goldene Horn an Brodirs Helm steckte?«
    »Erinnert ihr euch an den Pinsel mit dem Pech daran, in Brodirs Kiste?«

    »Na klar!«, ruft Oskar und klatscht sich an die Stirn.
    »Damit hat er das goldene Horn angepinselt«, sagt Matilda.
    »Ja, und weil ein goldenes Horn viel schwerer ist als ein normales«, erklärt Kokosnuss, »saß Brodirs Helm immer ein wenig schief auf dem Kopf.
    Das hat mich stutzig gemacht.«
    »Du bist ein kluger kleiner Drache«, sagt Gudröd und zwinkert Kokosnuss zu.
     
    Am Strand entzünden die Wikinger ein großes Lagerfeuer und lassen in ihren Trinkhörnern das Bier kreisen. Kokosnuss, Matilda und Oskar haben ein Fässchen voll Kokosmilch bekommen.
    Alle freuen sich, dass der wahre Dieb entlarvt ist und Gudröd wieder zur Sippe gehört. Nur Matilda schaut von Zeit zu Zeit nachdenklich in die knisternde Glut.
    »Was hast du denn?«, fragt Kokosnuss.
    »Der arme Brodir«, sagt das Stachelschwein leise.
    »Jetzt wird er seine Familie nie wiedersehen.«

    Gudröd, der zugehört hat, beruhigt die Freunde:
    »Um Brodir macht euch keine Sorgen. Zu Hause wartet niemand auf ihn. Er wird hier eine neue Sippe gründen, wie es die Art von uns Wikingern ist. Bestimmt sitzt er schon im Dorf und erzählt den Bewohnern von unseren Abenteuern.«
    »Siehst du«, sagt Kokosnuss. »Es war doch gut, dass ihr das Dorf nicht geplündert und abgebrannt habt. So könnt ihr es immer wieder besuchen und seid willkommen.«

    Darauf trinken wir!«, ruft Oskar und hebt sein Horn voll Kokosmilch.
    »Bei Odin!«, ruft Gudröd und hebt sein Horn voll Bier.
    »Bei Odin!«, rufen die Wikinger und lachen, singen und trinken bis tief in die Nacht hinein.

    Am nächsten Morgen nehmen Kokosnuss, Matilda und Oskar Abschied von den Wikingern.
    Gudröd bringt die Freunde zum Schiff in der kleinen Bucht. Der Wikinger zieht seinen Helm vom Kopf, überreicht ihn dem kleinen Feuerdrachen und sagt: »Ohne dich wäre ich für immer verbannt worden. Nimm meinen Helm zum Dank! Und nun, bei Thor, alle guten Wetter für die Fahrt!«
    Die Freunde sagen Lebewohl und rudern auf das offene Meer hinaus.
    »Segel setzen!«, ruft Kokosnuss.
    »Brrr, es ist kalt hier!«, sagt Matilda und schüttelt sich.
    »Und deshalb«, sagt Kokosnuss, »nehmen wir jetzt Kurs auf die südliche Südsee!«

Ingo Siegner, 1965 in Hannover geboren, wuchs in Großburgwedel auf. Nach Schule und Zivildienst wurde er Sparkassenkaufmann, ging als Au-Pair nach Frankreich, steckte seine Nase in die Universität und landete schließlich bei Vamos, einem hannoverschen Veranstalter für Familienreisen. Auf vielen Reisen erfand er für die Kinder fantastische Geschichten. Nebenher brachte er sich das Zeichnen bei. Mit seinen Büchern vom kleinen Drachen Kokosnuss, die in mehrere Sprachen übersetzt sind, eroberte er auf Anhieb die Herzen der jungen Leserlnnen. Ingo Siegner lebt als Autor und Illustrator in Hannover.

cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House
     
     
     
     
    Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform.
    1. Auflage 2010
    © 2010 cbj, München
    Alle Rechte vorbehalten
Innenillustrationen: Ingo Siegner
Lektorat: Hjördis Fremgen
     
    hf · Herstellung: René Fink
     
    eISBN : 978-3-641-04777-1
     
     
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