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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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auch, wenn seine Mama
darüber lachte, obwohl er nicht begriff, was sie daran komisch
fand, denn ihm war es voller Ernst damit. Der Anwalt hatte in seiner
langen Praxis Gesichter vom Blatt lesen gelernt und wußte auf
den ersten Blick, daß er und der Graf sich mit ihren
Voraussetzungen gründlich getäuscht hatten. Mr.
Havisham war nie verheiratet, ja nicht einmal verliebt gewesen, aber er
fühlte, das dies junge Geschöpf mit der
süßen Stimme und den traurigen Augen Kapitän
Errol geheiratet hatte, weil sie ihn mit aller Kraft ihrer Frauenseele
geliebt, und daß sie auch nicht ein einzigmal daran gedacht
hatte, wessen Sohn er sei. Und er wußte nun auch, daß
sie ihm keine Schwierigkeiten bereiten werde, und daß
möglicherweise dieser kleine Lord Fauntleroy seiner Familie
nicht so viel Kummer machen werde, als man erwartet hatte; der
Kapitän war ein hübscher Mann gewesen, die Mutter war
sehr hübsch, vielleicht war der Junge auch zum Ansehen.
    Als er Mrs. Errol die Veranlassung seines Kommens
auseinandergesetzt hatte, ward sie leichenblaß.
    »Ach,« sagte sie leise, »wird es
nötig sein, ihn von mir zu trennen? Wir hängen so
sehr aneinander! Er ist mein ganzes Glück, meine ganze Welt.
Ich habe immer mein Bestes gethan, ihm eine gute Mutter zu
sein!« Und die weiche junge Stimme zitterte, und
Thränen traten in ihre Augen. »Sie wissen nicht, was
das Kind mir gewesen ist,« setzte sie halblaut hinzu.
    Der alte Herr räusperte sich.
    »Es ist meine peinliche Pflicht, Ihnen zu sagen,
daß Graf Dorincourt Ihnen nicht – nicht freundlich
gesinnt ist. Der Graf ist alt und ein Mann von starken Vorurteilen;
Amerika und die Amerikaner sind ihm stets besonders zuwider gewesen,
weshalb ihn auch seines Sohnes Heirat so aufgebracht hat. Ich bedaure,
der Ueberbringer eines so unerfreulichen Auftrages zu sein, allein der
Graf ist entschlossen, Sie nicht zu sehen. Sein Wunsch ist, Lord
Fauntleroy unter seiner persönlichen Aufsicht erziehen zu
lassen, ihn bei sich zu haben; der Graf hängt sehr an
Schloß Dorincourt und bringt den größten
Teil des Jahres dort zu; er ist häufig schmerzhaften
Gichtanfällen unterworfen und liebt London gar nicht; Lord
Fauntleroy würde demzufolge also auch hauptsächlich
in Dorincourt zu bleiben haben. Ihnen bietet der Graf als Wohnung ein
Landhaus, Court Lodge, an, das in der Nähe von Dorincourt sehr
hübsch liegt, selbstverständlich mit entsprechendem
Jahreseinkommen. Lord Fauntleroy darf Sie besuchen, die einzige
Beschränkung ist, daß Sie ihn nicht besuchen, den
Park überhaupt nicht betreten: es wird also
thatsächlich keine Trennung von Ihrem Sohne sein, und ich
versichere Sie, gnädige Frau, daß diese Bedingungen
unter den einmal gegebenen Verhältnissen recht
günstig für Sie sind. Sie werden selbst einsehen,
daß es für Lord Fauntleroy von großer
Bedeutung ist, in solcher Umgebung aufzuwachsen und eine derartige
Erziehung zu genießen.«
    Es war Mr. Havisham etwas unbehaglich zu Mute, da er eine
Szene oder wenigstens einen Thränenausbruch vorhersah und es
zum Peinlichsten für ihn gehörte, Frauen weinen zu
sehen. Nichts derart erfolgte; die junge Frau trat ans Fenster und sah
einige Augenblicke hinaus, um sich zu fassen und zu sammeln.
    »Kapitän Errol hing sehr an
Dorincourt,« sprach sie endlich, »Er liebte sein
Vaterland und seine Heimat und es war ihm immer schmerzlich, daraus
verbannt zu sein. Er war stolz auf sein Elternhaus und seinen Namen.
Sein Wunsch wäre es, das weiß ich, daß sein
Sohn das schöne, stolze Heim kennen lernen und seiner
künftigen Stellung gemäß erzogen werden
sollte.«
    Sie trat wieder zum Tische und blickte unendlich sanft und
ergeben zu Mr. Havisham auf.
    »Mein Mann würde es so haben
wollen,« sagte sie einfach, »und es wird wohl
für den Knaben das Richtige sein. Ich weiß
– ich bin überzeugt, daß der Graf nicht so
grausam sein wird, mir des Kindes Liebe entziehen zu wollen, und ich
weiß auch, daß, selbst wenn er das thun wollte, mein
Junge viel zu sehr seinem Vater ähnlich ist, um sich
beeinflussen zu lassen: er hat viel Gemüt und ein treues,
liebes Herz. Er würde mich lieb haben, auch wenn er mich nicht
sehen könnte, und solange wir uns hin und wieder sehen
dürfen, werde ich's ja wohl ertragen können.«
    »Sie denkt nicht viel an sich selbst,«
bemerkte der Advokat im stillen. »Sie stellt keinerlei
Bedingungen für ihre Person.«
    »Gnädige

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