Der kleine Luegendetektor
Wörter gleich schwer wiegen. Ein Mörder, der bei seiner Tat einen Eispickel verwendet hat, wird auf das Wort anders reagieren als auf »Schrotflinte« oder »Messer«. Diese Begriffe besitzen nicht dieselbe limbische oder emotionale Wirkung, weil nur das Wort »Eispickel«, die tatsächliche Mordwaffe, eine Bedrohung für ihn darstellt.
Gelegenheit Nr. 2 â die Verarbeitung der Frage
Die zweite Gelegenheit, einer Täuschung oder vorenthaltenem Wissen auf die Schliche zu kommen, haben wir, während die Person die soeben vernommene Frage geistig verarbeitet. Manche Menschen können das sehr schnell, während andere sich damit Zeit lassen. Ganz gleich, mit wem Sie es zu tun haben, als Gesprächsführer müssen Sie beobachten, welche Wirkung Ihre Frage auf Ihr Gegenüber hat, während dieser die Frage verarbeitet.
Bittet er Sie vielleicht darum, die Frage zu wiederholen, eventuell als eine Verzögerungstaktik? Wühlt ihn die Frage auf? Wirkt er zögerlich? Sieht er so aus, als würde er in seinem Kopf Algebraaufgaben lösen? Schlingt er plötzlich seine FuÃgelenke um die Stuhlbeine? Wirkt er wie gelähmt? Wandern seine Augen unablässig umher? Blinzelt er häufiger? Ãnderungen im Verhalten oder der Mimik weisen darauf hin, dass sich die Gedanken oder Gefühle der betreffenden Person verändert haben. Wenn Ihr Gesprächspartner Probleme damit hat, die Frage zu beantworten, oder den Eindruck macht, als sei er deswegen beunruhigt, dann müssen Sie nach den Ursachen für dieses Verhalten forschen.
Gelegenheit Nr. 3 â die Antwort
Die dritte Gelegenheit, verborgene Informationen (Verschleierung), Täuschung oder Täterwissen aufzudecken, ergibt sich, wenn die befragte Person antwortet. Antwortet sie voller Ãberzeugung, ohne zu zögern, mit fester Stimme, mit Selbstvertrauen? Oder verschränkt sie die Arme? Zeigt sie Beruhigungsgesten? Versucht sie, möglichst wenig Platz einzunehmen? Verbirgt sie ihre Daumen oder Finger? Zeigen ihre Handflächen nach oben oder nach unten? Zieht sie die Schultern hoch? Wenn sie kleinlaut erscheint, unsicher, mit einer schiefen Schulterhaltung, wenn die Stimme schrill oder tonlos wird oder sie nur widerwillig antwortet, geht es vermutlich um eine Angelegenheit, bei der es sich lohnt, tiefer zu bohren. Unterstreicht sie das, was sie sagt, mit den Händen â oder sind die Hände steif, unbeweglich, werden sie gar Ihrem Blick entzogen, also versteckt? Der versierte Ermittler weià alle diese Zeichen zu deuten.
Gelegenheit Nr. 4 â nach der Antwort
Die vierte Gelegenheit herauszufinden, ob die befragte Person etwas zu verbergen hat, erhalten wir, nachdem sie die Frage beantwortet hat. Ein guter Gesprächsführer wird dann wiederum abwartend beobachten, wobei er eine natürlich wirkende, aber bedeutungsschwangere Pause schafft, in der er sein Gegenüber in Augenschein nimmt, um zu sehen, ob die Person resigniert ausatmet , Beruhigungsgesten zeigt, unruhig wird oder nach Luft ringt. Diese Verhaltensweisen sind sehr aussagekräftig. Wir Menschen beruhigen uns unbewusst selbst, wenn wir unter Stress stehen. Indem wir also auf entsprechende Verhaltensweisen achten, können wir feststellen, wodurch sie hervorgerufen wurden. Beispielsweise durch eine Frage wie: »Besitzen Sie eine Schusswaffe?«
Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, dass sich der Verhörte â sofern dieser Wissen vorenthält oder unter psychischem Stress steht â nach der Beantwortung einer Frage unwillkürlich bewegt, indem er zum Beispiel auf seinem Stuhl umherrutscht, sich selbst beruhigt, Luft zufächelt, mit den Händen an den Oberschenkeln entlangfährt, seine Kleidung richtet usw. â all das, um die Anspannung zu lindern, die sich aufgestaut hat, während er die unangenehme Frage hörte, sie geistig verarbeitete und schlieÃlich eine Antwort darauf formulierte. Die ÃuÃerung der befragten Person bietet dem Interviewer also eine weitere, abschlieÃende Gelegenheit, um nach Hinweisen für unaufrichtiges Verhalten zu fahnden.
Die Wahrheit über das Aufdecken von Lügen
Obwohl Sie bei jeder Frage vier Gelegenheiten haben, einer Täuschung auf die Schliche zu kommen, sollte Ihnen eine Tatsache bewusst sein â und das sollte auch zum Mantra eines jeden Ermittlers oder Wahrheitssuchenden werden: »Es gibt kein untrügliches Indiz oder eine
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