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Der kleine Mann

Der kleine Mann

Titel: Der kleine Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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sein?“
    „Jawohl, mein Kleiner!“ erklärte der Professor. Er war von seinem Einfall sehr angetan. „Du setzt dich in das Ohr des Kanzlers und flüsterst ihm jedesmal auf deutsch zu, was der Präsident auf französisch gesagt hat.“
    „Da fall ich ja ‘runter“, sagte Mäxchen.
    „Nein. Erstens hat er vielleicht so große Ohren, daß du in seiner Ohrmuschel sitzen kannst.“
    „Und zweitens? Wenn er nun niedliche Öhrchen hat?“
    „Dann hängt er sich eine feine, dünne Goldkette ums Ohrläppchen, du setzt dich in die Kette, wirst Ministerialrat Max Pichelsteiner, und die Leute nennen dich ehrfürchtig ,den Beamten, der dem Ohr des Kanzlers am nächsten ist’. Wäre das nicht schön?“
    „Nein!“ sagte Mäxchen energisch. „Das fände ich gräßlich! Ich werde kein kleiner Mann im Ohr. Nicht in Deutschland, nicht in Frankreich und nicht am Nordpol. Du vergißt die Hauptsache.“
    „Und was ist die Hauptsache?“
    „Ich werde Artist.“

4. Kapitel

Der Kleine Mann will Dompteur werden / Sind Löwen denn keine Katzen? / Abenteuer mit Hackfleisch und Peitsche / Mäxchen im Zahnputzglas / Bericht von einem außergewöhnlichen Fußballspiel / Der Jokus springt durch einen brennenden Reifen.

    Als der Zirkus Stilke wieder einmal in Mailand gastierte, sagte Mäxchen am dritten Tage ganz aufgeregt: „Jokus, hör zu, die Hotelkatze hat Junge. Vier Stück. Sie sind acht Wochen alt und hüpfen im Zimmer 228 von den Sesseln auf den Tisch, und wenn sie oben sind, hüpfen sie wieder herunter.“
    „Na ja“, meinte der Professor, „ich halte das für ganz vernünftig. Sie können doch nicht dauernd auf dem Tisch bleiben!“
    Doch der Kleine Mann hatte heute keinen Sinn für Späße. „Das Stubenmädchen hat sie mir gezeigt“, erzählte er eifrig. „Sie sind gestreift und sehen aus wie viel zu kleine Tiger.“
    „Haben sie dich gekratzt?“
    „Überhaupt nicht!“ versicherte der Junge. „Wir waren sogar sehr nett zueinander. Sie haben geschnurrt, und ich hab sie mit ein bißchen Hackfleisch gefüttert.“
    Der Professor musterte ihn von der Seite. Dann fragte er: „Was hast du vor? Hm? Was führst du im Schilde? Heraus mit der Sprache!“
    Mäxchen holte tief Luft und erklärte nach einer Pause: „Ich werde sie dressieren und im Zirkus vorführen.“
    „Wen? Das Stubenmädchen?“
    „Nein!“ rief der Junge erbost. „Die Kätzchen!“
    Jokus von Pokus setzte sich verblüfft auf den Stuhl und schwieg zwei bis drei Minuten. Schließlich schüttelte er den Kopf, seufzte und sagte: „Katzen kann man nicht dressieren. Ich dachte, du wüßtest das.“
    Mäxchen lächelte siegesgewiß. Dann fragte er: „Sind die Löwen keine Katzen?“
    „Doch, doch. Sie gehören zu den Raubkatzen. Da hast du recht.“
    „Und die Tiger? Und die Leoparden?“
    „Das sind auch Raub- und Großkatzen. Da hast du schon wieder recht.“
    „Setzen sie sich, wenn der Dompteur es will, auf hohe Podeste? Springen sie durch Reifen?“
    „Sogar durch brennende Reifen“, ergänzte der Professor.
    Der Junge rieb sich vergnügt die Hände. „Da hast du’s!“ rief er triumphierend. „Wenn man so riesige Katzen dressieren kann, dann kann man doch Kätzchen erst recht dressieren!“
    „Nein“, sagte der Professor energisch, „das kann man eben nicht!“
    „Und warum nicht?“
    „Ich habe keine Ahnung.“
    „Aber ich weiß den Grund“, erklärte Mäxchen stolz.
    „Nun?“
    „Weil es noch kein Mensch versucht hat!“
    „Und du willst es versuchen?“
    „Jawohl! Ich habe schon einen Namen für die Nummer! Auf den Plakaten wird stehen ,Mäxchen und seine vier Kätzchen, der atemraubende erstmalige Dressurakt’! Vielleicht erscheine ich mit einer schwarzen Maske! Und eine Peitsche zum Knallen brauche ich außerdem. Aber die hab ich schon. Ich nehme die Peitsche von meiner alten Spielzeugkutsche.“
    „Na, dann viel Spaß, junger Freund!“ sagte der Herr von Pokus und schlug die Zeitung auf.

    Schon am nächsten Morgen stellte das Stubenmädchen vier niedrige Fußbänke ins Zimmer 228. Die vier kleinen Katzen schnupperten neugierig an den Bänkchen herum, trollten sich aber bald wieder in ihren Korb zurück und rollten sich faul zusammen.
    Dann erschien der Etagenkellner. In der linken Hand trug er einen Teller mit Schabefleisch, in der rechten Hand hielt er Mäxchen. Und dieser hielt in der rechten Hand die lackierte Spielzeugpeitsche und in der linken einen spitzen Zahnstocher. „Zum Abwehren der Raubtiere“,

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