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Der Kleine Prinz (German Edition)

Der Kleine Prinz (German Edition)

Titel: Der Kleine Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine de Saint-Exupéry
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für dich einer der Sterne sein. Dann wirst du alle Sterne gern anschauen … Alle werden sie deine Freunde sein. Und dann werde ich dir ein Geschenk machen …«
    Er lachte noch.
    »Ach! Kleines Kerlchen, kleines Kerlchen! Ich höre dieses Lachen so gern!«
    »Gerade das wird mein Geschenk sein … Es wird sein wie mit dem Wasser …«
    »Was willst du sagen?«
    »Die Leute haben Sterne, aber es sind nicht die gleichen. Für die einen, die reisen, sind die Sterne Führer. Für andere sind sie nichts als kleine Lichter. Für wieder andere, die Gelehrten, sind sie Probleme. Für meinen Geschäftsmann waren sie Gold. Aber alle diese Sterne schweigen. Du, du wirst Sterne haben, wie sie niemand hat …«
    »Was willst du sagen?«
    »Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können!«
    Und er lachte wieder.
    »Und wenn du dich getröstet hast (man tröstet sich immer), wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst immer mein Freund sein. Du wirst Lust haben, mit mir zu lachen. Und du wirst manchmal dein Fenster öffnen, gerade so, zum Vergnügen … Und deine Freunde werden sehr erstaunt sein, wenn sie sehen, dass du den Himmel anblickst und lachst. Dann wirst du ihnen sagen: ›Ja, die Sterne, die bringen mich immer zum Lachen!‹ Und sie werden dich für verrückt halten. Ich werde dir einen hübschen Streich gespielt haben …«
    Und er lachte wieder.
    »Es wird sein, als hätte ich dir statt der Sterne eine Menge kleiner Schellen geschenkt, die lachen können …«
    Und er lachte noch immer. Dann wurde er wieder ernst:
    »Diese Nacht … weißt du … komm nicht!«
    »Ich werde dich nicht verlassen.«
    »Es wird so aussehen, als wäre ich krank … ein bisschen, als stürbe ich. Das ist so. Komm nicht das anschauen, es ist nicht der Mühe …«
    »Ich werde dich nicht verlassen.«
    Aber er war voll Sorge.
    »Ich sage dir das … auch wegen der Schlange. Sie darf dich nicht beißen … Die Schlangen sind böse. Sie können zum Vergnügen beißen …«
    »Ich werde dich nicht verlassen.«
    Aber etwas beruhigte ihn:
    »Es ist wahr, sie haben für den zweiten Biss kein Gift mehr …«
    Ich habe es nicht gesehen, wie er sich in der Nacht auf den Weg machte. Er war lautlos entwischt. Als es mir gelang, ihn einzuholen, marschierte er mit raschem, entschlossenem Schritt dahin.

    Er sagte nur:
    »Ah, du bist da …«
    Und er nahm mich bei der Hand. Aber er quälte sich noch:
    »Du hast nicht recht getan. Es wird dir Schmerz bereiten. Es wird aussehen, als wäre ich tot, und das wird nicht wahr sein …«
    Ich schwieg.
    »Du verstehst. Es ist zu weit. Ich kann diesen Leib da nicht mitnehmen. Er ist zu schwer.«
    Ich schwieg.
    »Aber er wird daliegen wie eine alte verlassene Hülle. Man soll nicht traurig sein um solche alten Hüllen …«
    Ich schwieg.
    Er verlor ein bisschen den Mut. Aber er gab sich noch Mühe:
    »Weißt du, es wird wunderbar sein. Auch ich werde die Sterne anschauen. Alle Sterne werden Brunnen sein mit einer verrosteten Winde. Alle Sterne werden mir zu trinken geben …«
    Ich schwieg.
    »Das wird so lustig sein! Du wirst fünfhundert Millionen Schellen haben, ich werde fünfhundert Millionen Brunnen haben …«
    Und auch er schwieg, weil er weinte …
    »Da ist es. Lass mich einen Schritt ganz allein tun.«
    Und er setzte sich, weil er Angst hatte.
    Er sagte noch:

    »Du weißt … meine Blume … ich bin für sie verantwortlich! Und sie ist so schwach! Und sie ist so kindlich. Sie hat vier Dornen, die nicht taugen, sie gegen die Welt zu schützen …«
    Ich setzte mich, weil ich mich nicht mehr aufrecht halten konnte.
    Er sagte:
    »Hier … Das ist alles …«
    Er zögerte noch ein bisschen, dann erhob er sich. Er tat einen Schritt. Ich konnte mich nicht rühren.
    Es war nichts als ein gelber Blitz bei seinem Knöchel. Er blieb einen Augenblick reglos. Er schrie nicht. Er fiel sachte, wie ein Baum fällt. Ohne das leiseste Geräusch fiel er in den Sand.

XXVII
    Und jetzt sind es gewiss schon wieder sechs Jahre her … Ich habe diese Geschichte noch nie erzählt. Die Kameraden, die mich wiedergesehen haben, waren froh, mich lebend wiederzusehen. Ich war traurig, aber ich sagte zu ihnen: Das ist die Erschöpfung …
    Jetzt habe ich mich ein bisschen getröstet. Das heißt … nicht ganz. Aber ich weiß gut, er ist auf

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