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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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fester an sich. Dann brach er endlich zusammen und schluchzte laut, versuchte nicht, die Tränen zurückzuhalten, bemühte sich nicht, immer noch zäh zu sein. Er weinte hemmungslos und ohne eine Spur von Verlegenheit. Sein Körper bebte, und er umklammerte ihren Arm.
    »Es ist okay, Mark«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Alles ist okay.« Mit ihrer freien Hand wischte sie Tränen von ihren Wangen und drückte ihn sogar noch fester an sich. Jetzt lag alles bei ihr. Sie mußte wieder die Anwältin sein, entschlossen handeln und den Ton angeben. Sein Leben lag wieder in ihren Händen. Der Fernseher lief, aber der Ton war ausgeschaltet. Seine grauen und blauen Schatten warfen ein schwaches Licht über das kleine Zimmer mit dem Doppelbett und den billigen Mö beln.
    Jo Trumann griff nach dem Hörer und suchte in der Dunkelheit nach der Uhr. Zehn Minuten vor vier. Sie reichte ihn ihrem Mann, der ihn nahm und sich im Bett aufsetzte. »Hallo?« grunzte er.
    »Hi, Larry. Ich bin’s, Reggie Love. Sie erinnern sich?«
    »Ja. Wo sind Sie?«
    »Hier in New Orleans. Wir müssen miteinander reden, je schneller, desto besser.«
    Er hätte fast eine geistreiche Bemerkung über die Tageszeit gemacht, ließ es aber bleiben. Es war wichtig, sonst hätte sie nicht angerufen. »Okay. Was liegt an, Reggie?«
    »Nun, zuerst einmal haben wir die Leiche gefunden.« Trumann war plötzlich auf den Beinen und schlüpfte in seine Hausschuhe. »Ich höre.«
    »Ich habe den Toten gesehen, Larry. Vor ungefähr zwei Stunden. Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen. Und gerochen.«
    »Wo sind Sie?« Trumann drückte auf den Knopf des Recorders neben dem Telefon.
    »In einer Telefonzelle, also keine Mätzchen, okay?«
    »Okay.«
    »Die Leute, die den Toten vergraben haben, haben letzte Nacht versucht, ihn fortzuschaffen, aber sie wurden daran gehindert. Lange Geschichte, Larry. Ich erzähle sie Ihnen später. Ich wette, daß sie es sehr bald wieder versuchen werden.«
    »Ist der Junge bei Ihnen?«
    »Ja. Er wußte, wo die Leiche war, und wir kamen, wir sahen, und wir siegten. Sie werden sie heute mittag haben, wenn Sie tun, was ich sage.«
    »Was Sie wollen.«
    »So ist’s richtig, Larry. Der Junge will einen Handel abschließen. Deshalb müssen wir miteinander reden.«
    »Wann und wo?«
    »Kommen Sie ins Raintree Inn am Veterans Boulevard in Metairie. Das ist ein Lokal, das die ganze Nacht geöffnet hat. Wie lange werden Sie brauchen?«
    »Geben Sie mir fünfundvierzig Minuten.«
    »Je früher Sie hier sind, desto schneller bekommen Sie die Leiche.«
    »Darf ich jemanden mitbringen?«
    »Wen?«
    »K. O. Lewis.«
    »Er ist in der Stadt?«
    »Ja. Wir wußten, daß Sie hier sind, also ist Mr. Lewis vor ein paar Stunden hergeflogen.«
    Ein kurzes Schweigen an ihrem Ende. »Woher wußten Sie, daß wir hier sind?«
    »Wir haben Mittel und Wege.«
    »Wen haben Sie angezapft, Trumann? Reden Sie. Ich will eine ehrliche Antwort.« Ihre Stimme war fest, dennoch lag ein Anflug von Panik darin.
    »Kann ich das erklären, wenn wir uns treffen?« fragte er und versetzte sich in Gedanken einen Tritt in den Hintern, weil er dieses heikle Thema aufs Tapet gebracht hatte.
    »Erklären Sie es jetzt«, befahl sie.
    »Ich werde es Ihnen gern erklären, wenn wir …«
    »Hören Sie zu, Mann. Das Treffen findet nicht statt, sofern Sie mir nicht auf der Stelle sagen, wen Sie angezapft haben. Reden Sie, Trumann.«
    »Okay. Wir haben das Telefon der Mutter des Jungen im Krankenhaus angezapft. Es war ein Fehler. Ich war es nicht, die Leute in Memphis haben es getan.«
    »Was haben sie gehört?«
    »Nicht viel. Ihr Freund Clint hat gestern nachmittag angerufen und ihr gesagt, Sie beide wären in New Orleans. Das ist alles, ich schwöre es.«
    »Würden Sie mich anlügen, Trumann?« fragte sie, an die Bandaufnahme von ihrer ersten Begegnung denkend.
    »Ich lüge nicht, Reggie«, erklärte Trumann und dachte an dieselbe verdammte Aufnahme.
    Es folgte eine lange Pause, in der er nichts hörte außer ihrem Atmen. »Nur Sie und K. O. Lewis«, sagte sie. »Niemand sonst. Wenn Foltrigg aufkreuzt, ist der Ofen aus.«
    »Ich schwöre es.«
    Sie legte auf. Trumann rief sofort K. O. Lewis im Hilton an und anschließend McThune in Memphis.
39
    G enau fünfundvierzig Minuten später betraten Trumann und Lewis nervös den fast leeren Grillroom des Raintree Inn. Reggie wartete an einem Tisch in der Ecke, weit abseits von allen anderen Leuten. Ihr Haar war feucht, und sie trug kein Make-up. Ein

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