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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nachgedacht.«
    »Ich bin sicher, daß du das getan hast.«
    »Es gibt zwei Dinge, die mir an Memphis nicht gefallen. Die Hitze und das flache Land. Es gibt dort keine Anhöhen oder Berge – Sie wissen, was ich meine? Ich habe immer gedacht, wie schön es sein würde, in den Bergen zu leben, wo die Luft kühl ist und im Winter hoher Schnee liegt. Wäre das nicht herrlich, Reggie?«
    Sie lächelte und wechselte die Spur. »Hört sich wundervoll an. Irgendwelche bestimmten Berge?«
    »Irgendwo draußen im Westen. Ich habe mir immer gern die Wiederholungen dieser alten ›Bonanza‹-Filme angesehen, mit Hoss und Little Joe. Adam war okay, aber ich war stocksauer, als er verschwand. Ich habe alle Folgen gesehen, seit ich ein kleiner Junge war, und dabei immer gedacht, wie schön es wäre, da zu leben.«
    »Was ist aus den Hochhäusern und der von Menschen wimmelnden Großstadt geworden?«
    »Das war gestern. Heute denke ich über Berge nach.«
    »Ist es das, wo du hinwillst, Mark?«
    »Ich glaube, ja. Kann ich?«
    »Es läßt sich arrangieren. Im Augenblick werden sie sich mit fast allem einverstanden erklären.«
    Er hörte auf, sich zu kratzen, und verschränkte die Finger um sein Knie. Seine Stimme klang erschöpft. »Ich kann nicht nach Memphis zurück, nicht wahr, Reggie?«
    »Nein«, sagte sie leise.
    »Das dachte ich mir.« Er dachte ein paar Sekunden darüber nach. »Aber vermutlich spielt das auch keine große Rolle. Da ist nicht mehr viel übriggeblieben.«
    »Stell es dir als ein weiteres Abenteuer vor, Mark. Ein neues Heim, eine neue Schule, ein neuer Job für deine Mutter. Ihr werdet ein viel netteres Zuhause haben, neue Freunde, Berge ringsum, wenn es das ist, was du möchtest.«
    »Seien Sie ehrlich, Reggie. Glauben Sie, daß sie mich jemals finden werden?«
    Sie mußte nein sagen. In diesem Moment hatte er keine andere Wahl. Sie würde nicht länger mit ihm flüchten und sich verstekken. Sie mußten entweder das FBI anrufen und einen Handel abschließen oder das FBI anrufen und sich stellen. Dieser kleine Ausflug näherte sich seinem Ende.
    »Nein, Mark. Sie werden dich niemals finden. Du mußt dem FBI trauen.«
    »Ich traue den Fibbies nicht, und Sie tun es auch nicht.«
    »Ich mißtraue ihnen nicht vollständig. Aber im Augenblick sind sie es, die bei diesem Spiel sagen, wo’s langgeht.«
    »Und ich muß mitspielen?«
    »Wenn du keine bessere Idee hast.«
    Mark duschte. Reggie wählte Clints Nummer und hörte, wie das Telefon ein dutzendmal läutete, bevor er den Hörer abnahm. Es war fast drei Uhr morgens.
    »Clint, ich bin’s.«
    Seine Stimme war pelzig und langsam. »Reggie?«
    »Ja, ich, Reggie. Hör zu, Clint. Schalte das Licht ein, stell deine Füße auf den Boden und hör zu.«
    »Ich höre.«
    »Die Nummer von Jason McThune steht im Telefonverzeichnis. Ich möchte, daß du ihn anrufst und ihm sagst, daß du die Privatnummer von Larry Trumann in New Orleans brauchst. Verstanden?«
    »Weshalb schlägst du nicht im Verzeichnis von New Orleans nach?«
    »Stell keine Fragen, Clint, sondern tu, was ich dir sage. Tru manns Nummer steht nicht im Telefonbuch.«
    »Was geht bei euch vor, Reggie?« Seine Worte kamen jetzt rascher.
    »Ich rufe dich in einer Viertelstunde wieder an. Mach dir eine Kanne Kaffee. Es könnte ein langer Tag werden.« Sie legte auf und löste die Schnürsenkel ihrer schmutzigen Laufschuhe. Mark beendete eine kurze Dusche und riß ein neues Paket Unterwäsche auf. Er war verlegen gewesen, als Reggie sie ihm kaufte, aber das kam ihm jetzt ganz unwichtig vor. Er streifte ein neues, gelbes T-Shirt über und zog seine neuen, aber schmutzigen Wal-Mart Jeans an. Keine Socken. Für eine Zeitlang würde er nirgendwohin gehen, hatte seine Anwältin gesagt.
    Er verließ das winzige Bad. Reggie lag auf dem Bett, ohne Schuhe, mit Gras und Unkraut an den Aufschlägen ihrer Jeans.
    Er setzte sich auf die Kante ihres Bettes und starrte die Wand an. »Ist dir jetzt besser?« fragte sie.
    Er nickte wortlos, dann legte er sich neben sie. Sie zog ihn eng an sich und legte einen Arm unter seinen nassen Kopf. »Ich bin völlig durcheinander, Reggie«, sagte er leise. »Ich weiß einfach nicht mehr, wie es weitergehen soll.«
    Der zähe kleine Junge, der Steine durch Fensterscheiben warf und Killer und Polizisten austrickste und furchtlos durch dunkle Wälder rannte, begann zu weinen. Er biß sich auf die Lippe und kniff die Augen zusammen, aber das hielt die Tränen nicht zurück. Sie drückte ihn

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