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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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er der Hausfrau gefolgt, als sie mit ihrem Volvo vom Einkaufszentrum Kings Plaza zu diesem schlecht beleuchteten Parkplatz vor der Ladenpassage in der Ralph Avenue fuhr und dort parkte.
    Sie suchte das Einkaufszentrum einzig und allein aus dem Grund auf, um sich zum ersten Mal mit ihm zu treffen. Colm ergötzte sich an dem Wissen, dass er sie versetzt hatte. Was ihn jedoch weitaus mehr begeisterte, war, dass sie nun seine Beute geworden war.
    Hinter dem Lenkrad seines Vans beobachtete er, wie sie aus dem Videoladen kam und auf den Volvo zurannte. Sie riss die Tür auf und drückte den Knopf für den Alarm, bis die Sirene verstummte.
    Colm beäugte die Stilettoabsätze, die sie zu ihrem ersten Treffen angezogen hatte, und ihre fleischigen Finger, mit denen sie das ausgeliehene Video umklammerte. Er berührte den mit Halothan getränkten Lappen in seinem Parka. Die Obdachlose verschwand außer Sichtweite. Sein Opfer war jetzt ganz allein auf dem verlassenen Parkplatz.
    Da schlug er zu.
    Als er den schlaffen Körper der Hausfrau zu seinem Van schleppte, fiel sein Blick auf das Video, das sie auf den Asphalt hatte fallen lassen. Er hob es auf.
    Ist das Leben nicht schön? mit James Stewart und Donna Reed.
    Diesen Film würde sie nie mehr sehen.
    Er würde ihn sich stellvertretend für sie anschauen.

2. KAPITEL
    Colm warf einen Max-Factor-Lippenstift im Farbton Burnt Umber, ein Döschen Lancôme-Puder und einen Tampon aus ihrer Handtasche auf den Hackstock in der Küche in seinem Keller, dem Raum, den Colm gern seinen Operationsraum nannte. Dort gab es sämtliche Gerätschaften, die er für seine Mordlust brauchte, doch im Vergleich mit dem Rest der Villa war der Raum schäbig.
    Colm schnupperte an Lippenstift und Puder und betrachtete eingehend den jungfräulichen Tampon. Die Sachen waren allesamt umhüllt von ihrem Duft.
    Mit Isolierband über dem Mund und an den Stuhl gefesselten Armen und Beinen saß sie vor ihm. Sie roch nach Angst, doch Colm sah nur die Furcht in ihren Augen.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, Sie endlich kennen zu lernen«, erklärte er und zog sich einen Stuhl heran. »Der persönliche Touch fehlt einfach, wenn man nur übers Internet kommuniziert. So konnte ich zwar Unmengen an Informationen über Sie sammeln, doch im Gegenzug haben Sie nichts über mich erfahren. Das ist unfair. Finden Sie nicht auch? Ich kann es Ihnen nur schwer erklären, aber es ist mir wichtig, dass Sie erst dann in Ihrem Grab liegen, wenn Sie wissen, wer Sie dorthin geschickt hat.«
    Die Frau riss die Augen auf. Tränen liefen ihr über die Wangen. Colm fuhr fort.
    »Mein Name ist Colm Pierce. Obwohl mein Geburtsname O’Dwyer lautete. Meine Adoptiveltern, die Pierces, fanden es notwendig, meinen Namen zu ändern. Wunderbare Eltern, die Pierces. Bitte entschuldigen Sie, wenn ich
Sie langweile. Ich fand nur, dass Sie wissen sollten, wie ich heiße. Ach, und übrigens, obwohl ich seit ein paar Jahren mit dem Gedanken spiele, sind Sie meine Erste.«
    Er stand auf. Hinter seinem Kopf baumelten fünf Fleischerhaken von der steinernen Decke.
    Er hörte, wie die Magensäure in ihrem Bauch gurgelte, und stellte sich den galligen Geschmack vor, der ihr in die Kehle steigen musste. Ihre Brüste waren vor Angst geschwollen. Ob ihre Brustwarzen wund waren?
    Er griff erneut in ihre Handtasche und zog eine lederne Brieftasche heraus. Sie enthielt vier Plastikhüllen für Fotos. Drei dieser Hüllen enthielten Schnappschüsse von einem kleinen Mädchen.
    »Junges Gemüse ist nicht mein Fall«, brummte er und ging dann langsam auf sie zu.
    Sie wappnete sich und erwartete eine Attacke.
    Doch es kam keine. Stattdessen streichelte er ihr Gesicht und flüsterte ihren Namen.
    »Deirdre.«
    Er trat an den Ofen, öffnete die Klappe und fuhr mit den Fingern über die geschwärzten Seitenwände. Dann kehrte er zu seiner Gefangenen zurück, bestrich ihre Wangen von Ohr zu Ohr mit Ruß und umrandete dann ihre Augen damit.
    »Don ghrian agus don ghealach agus do na realtoga«, sang er auf Altirisch. Für die Sonne, den Mond und die Sterne.
    Er ging hinaus. Bei seiner Rückkehr schob er eine Krankenliege vor sich her, auf der ein Tablett mit chirurgischen Instrumenten lag. Er suchte das Bard-Parker-Skalpell aus und wandte sich seiner Deirdre zu.
    Sie zitterte, als ihr Hals die blitzende Klinge empfing.

3. KAPITEL
    Die Luft über dem Friedhof war so kalt wie die Leichen, die dort unter der Erde lagen. Die sonst immer laut ihre

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