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Der Koenig aller Krankheiten - Krebs, eine Biografie

Der Koenig aller Krankheiten - Krebs, eine Biografie

Titel: Der Koenig aller Krankheiten - Krebs, eine Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mukherjee Siddhartha
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und ziehenden Schmerz im Magen geklagt. Die Ärzte in Lewiston vermuteten eine Blinddarmentzündung und schnitten ihn auf, doch statt eines entzündeten Blinddarms fanden sie das Lymphom. Die Überlebensaussichten waren gering, etwa zehn Prozent. In der Hoffnung, dass mit Chemotherapie vielleicht eine kleine Chance bestünde, ihn zu retten, schickten ihn seine Ärzte nach Boston, in Farbers Obhut.
    Als Name war Einar Gustafson allerdings ein harter Brocken für amerikanische Zungen, und so kam es, dass ihn Farber und Koster kurzerhand in Jimmy umtauften.
    Koster ging nun rasch daran, Jimmy zu vermarkten. Am Samstag, den 22. Mai 1948 10 , einem warmen Abend im Nordosten, unterbrach Ralph Edwards, Moderator der Rundfunk-Quizshow Truth or Consequences , in seinem kalifornischen Studio die Sendung und schaltete zu einem Sender in Boston. »Truth or Consequences« , begann Edwards, »hat unter anderem die Aufgabe, auch Menschen in die Sendung zu holen, die nicht ins Studio kommen können … Heute Abend nehmen wir Sie mit zu einem kleinen Jungen namens Jimmy.
    Seinen Nachnamen werden wir Ihnen nicht sagen, denn es geht ihm wie Tausenden anderer kleiner Jungen und Mädchen zu Hause oder im Krankenhaus überall im Land. Jimmy leidet an Krebs. Er ist ein famoser kleiner Bursche, und auch wenn er nicht versteht, warum er jetzt nicht mit anderen Kindern draußen herumspringt, liebt er Baseball und folgt seinem Lieblingsteam, den Boston Braves, auf Schritt und Tritt. Wir werden jetzt, was nur die Magie des Radios fertig bringt, die USA in ihrer ganzen Breite überspringen und Sie direkt an Jimmys Krankenbett mitnehmen, in einer von Amerikas großen Städten, nämlich Boston, Massachusetts, und in einem von Amerikas großen Krankenhäusern, dem Kinderkrankenhaus in Boston, dessen Mitarbeiter in der Krebsforschung so herausragende Arbeit leisten. Bis jetzt hat uns Jimmy nicht gehört … Geben Sie uns Jimmy, bitte.«
    Dann, begleitet von statischem Knistern, war Jimmys Stimme zu hören.
     
    JIMMY: Hei.
    EDWARDS: Hei, Jimmy! Hier ist Ralph Edwards von der Radiosendung Truth or Consequences . Ich höre, du bist ein großer Baseballfan, stimmt das?
    JIMMY: Ja, das ist mein Lieblingssport.
    EDWARDS: Dein Lieblingssport! Was glaubst du – wer gewinnt dieses Jahr den Wimpel?
    JIMMY: Die Boston Braves hoffentlich!
     
    Nach weiterem Geplänkel dieser Art zauberte Edwards die versprochene Radiomagie aus dem Ärmel.
     
    EDWARDS: Sag, Jimmy, hast du je Phil Masi getroffen?
    JIMMY: Nein.
    PHIL MASI (ins Zimmer kommend) : Hei, Jimmy. Ich bin Phil Masi.
    EDWARDS: Was? Wer ist das, Jimmy?
    JIMMY (überrascht) : Phil Masi!
    EDWARDS: Und wo ist er?
    JIMMY: In meinem Zimmer!
    EDWARDS: Tja, was sagt man dazu? Direkt in deinem Krankenhauszimmer – Phil Masi aus Berlin, Illinois! Wer ist der beste Homerun-Hitter im Team, Jimmy?
    JIMMY: Jeff Heath.
    (Jeff Heath kommt ins Zimmer.)
    EDWARDS: Wer ist das, Jimmy?
    JIMMY: Jeff … Heath.
     
    Und während Jimmy völlig aus dem Häuschen geriet, kamen sie alle zu ihm ins Zimmer, einer nach dem anderen, Eddie Stanky, Bob Elliott, Earl Torgeson, Johnny Sain, Alvin Dark, Jim Russell, Tommy Holmes. Sie brachten T-Shirts, signierte Bälle, Eintrittskarten, Mützen, und zuletzt wurde ein Klavier hereingeschoben, und die Boston Braves, begleitet von Jimmy, der begeistert und falsch mitsang, stimmten die Hymne des Baseballs an:
     
    Take me out to the ball game,
    Take me out with the crowd.
    Buy me some peanuts and Cracker Jack,
    I don’t care if I never get back.
     
    Das Publikum in Edwards Studio jubelte, manche registrierten den bitteren Beigeschmack der letzten Zeile (»Ist mir egal, wenn ich nie zurückkomme«), viele waren den Tränen nahe. Dann wurde die Live-Schaltung nach Boston beendet, Edwards legte eine Pause ein und fuhr mit gesenkter Stimme fort:
    »Jetzt hört mal, Leute. Jimmy kann uns nicht mehr hören, oder? … Wir verwenden kein Foto von ihm, verschweigen seinen vollen Namen, und von dem, was jetzt kommt, wird er nichts erfahren. Lassen Sie uns Jimmy und Tausende Jungen und Mädchen, die an Krebs leiden, froh machen, indem wir der Forschung helfen, ein Mittel zur Heilung von Krebs bei Kindern zu finden. Denn wenn wir Krebs bei Kindern erforschen, helfen wir automatisch auch den Erwachsenen und besiegen ihn gleich von Anfang an.
    Also, wir wissen, dass Jimmy einen ganz großen Wunsch hat, nämlich einen eigenen Fernseher, damit er die Baseballspiele nicht nur hören, sondern auch sehen

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