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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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die Köpfe einziehen. Aber sie stießen auf keine Hindernisse. Schließlich gelangten sie an den Fuß einer grob behauenen Steintreppe und machten sich an den Aufstieg. Die ungleichmäßigen, tückischen Stufen zogen sich länger hin, als sie erwartet hatten. Oben angekommen, keuchte Bury ein wenig.
    Edward legte ihm einen Moment die Hand auf den Arm. »Seid Ihr wohl, Doktor?«
    Der ältere Mann lächelte. »O ja. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin ein alter Bücherwurm und keine Anstrengungen gewöhnt, aber vorerst werde ich nicht schlappmachen.«
    Edward klopfte ihm mit einem leisen Lachen die Schulter. »Das wollte ich hören.«
    Montagu hatte unterdessen die niedrige Decke des Treppenabsatzes abgetastet. »Hier ist die Falltür«, verkündete er.
    Zusammen mit dem jüngeren Mann stemmte er sich dagegen, und als sie schon fürchteten, die Falltür sei von oben verriegelt und ihr Plan gescheitert, bewegte sie sich plötzlich. Staub rieselte herab in ihre aufwärts gewandten Gesichter. Wenig später standen sie keuchend und schwitzend in einer Wachkammer im Untergeschoss des Burgturms. Die Oberseite der hölzernen Falltür war dreckverkrustet, sodass man sie kaum von dem festgestampften Boden unterscheiden konnte, der außerdem mit einer dicken, alten Strohschicht bedeckt war.
    »Kein Wunder, dass niemand von dieser Tür wusste«, bemerkte Bury.
    »Niemand außer dem Kastellan«, schränkte Montagu ein.
    »Gott segne ihn«, raunte Edward. »Dank seiner Hilfe sind wir unter Mortimers walisischen Wachen einfach hindurchspaziert, und morgen früh werden sie feststellen, dass die Maus den Speck gestohlen hat, ohne dass die Falle zugeschnappt ist.«
    »Noch ist es nicht vollbracht«, erwiderte Montagu warnend. »Es sollte mich wundern, wenn Mortimer unbewacht schliefe.«
    Edward nickte, aber seine Miene verriet seine Ungeduld. Ohne ein weiteres Wort gingen sie zur Haupthalle hinauf. Der große Raum, wo vor wenigen Stunden noch der Kronrat getagt hatte, lag leer und dunkel da; es war geradezu gespenstisch. Die hallende Stille machte den Eindruck, als sei die Burg vollkommen verlassen. Und das stimmte auch fast. Aus Argwohn gegenüber den Adligen des Rates hatte Roger Mortimer angeordnet, dass sie alle in der Stadt und nicht hier auf der Burg zu logieren hatten. Darum war Mortimer heute Nacht nahezu allein hier.
    Edward ging nun voraus. Zügig, aber beinah lautlos stieg er mit seinen Begleitern die nächste Treppe hinauf, die zu den Schlafkammern im Obergeschoss der Burg führte. Auch die beiden anderen hielten jetzt die blanke Klinge in der Rechten.
    »Es geht leichter, als ich gedacht hätte«, murmelte Edward.
    Er hatte kaum ausgesprochen, als greller Fackelschein sie plötzlich blendete.
    »Wer da?«, rief eine tiefe Stimme.
    »Im Namen des Königs, lasst Eure Waffen fallen!«, befahl Montagu.
    Die walisischen Soldaten zeigten sich wenig beeindruckt. Zu fünft hatten sie in dem kleinen Vorraum vor den Privatgemächern gewacht. Alle sprangen auf und zogen die Klingen. Edward stand reglos und sah zwei Umrisse vor dem zuckenden Fackelschein auf sich zustürzen. Erst im letzten Moment hob er das Schwert und wehrte den vorderen ab, lenkte den Angriff nach rechts, sodass der Soldat zur Seite geschleudert wurde, und streckte den zweiten nieder. Fast sofort stürzte sich ein Angreifer von links auf ihn, er spürte den scharfen Luftzug der Waffe im Gesicht, doch er sprang mühelos zur Seite. Es wurde ein kurzer, aber erbitterter Kampf. Die Bewacher waren zahlenmäßig überlegen, und sie waren schnell und geschickt. Schließlich errangen die drei Eindringlinge jedoch die Oberhand. Montagu hatte sich vor Edward gedrängt, schirmte ihn ab und kämpfte mit Schwert und Dolch. Er tötete drei. Den Letzten überließ er Bury.
    Kaum hatten sie die Wachen überwältigt, als die Tür zur Linken aufgerissen wurde. Ein groß gewachsener Mann stand auf der Schwelle, eingehüllt in einen kostbaren, pelzgefütterten Mantel, den er mit einer Hand vor sich zusammenhielt, als trüge er nichts darunter.
    »Was geht hier vor?«, rief er erbost. »Wer wagt es, unsere Nachtruhe zu stören?«
    Für einen Augenblick herrschte ein unsicheres Schweigen. Dann machte Edward einen Schritt nach vorn. »Niemand von Bedeutung, Sir, nur der König von England.«
    Der Mann in der Tür blinzelte verwirrt. »Und was fällt Euch ein, meine Wachen niederzumachen? Was wollt Ihr hier zu dieser Stunde?«
    Edward sah ihn einen Moment forschend an und trat dann an

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