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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sie im Kräuterbeet. Dann setzte er seinen Weg fort.
    Als der Hahn endlich krähte, war Jonah schon rasiert.
    Der junge Crispin, der seit gut einem Jahr bei Master Hillockin der Lehre war und ebenso wie Jonah im Laden schlief, fuhr wie gestochen von seinem Strohsack hoch.
    »Ist heute Sonntag?«, fragte er schlaftrunken.
    »Leider nicht«, erwiderte Jonah.
    Der jüngere Lehrling raufte sich stöhnend den zerzausten Blondschopf. »Warum nicht? Es ist zu kalt zum Aufstehen.«
    Jonah wies auf den Reisigbesen an der Wand. »Von der Arbeit wird dir sicher warm.«
    Crispin brummte missgelaunt, erhob sich umständlich, sah Jonah zum ersten Mal richtig an und wandte den Blick gleich wieder ab. »Du hast ein blaues Auge«, beschied er.
    Wie aus eigenem Antrieb hob Jonahs Linke sich, und die Finger betasteten behutsam die Schwellung über dem Jochbein. Dann wandte er sich achselzuckend ab und strich seinen knielangen Kittel aus schlichter, aber guter dunkelgrauer Wolle glatt.
    »War’s schlimm?«, fragte der Jüngere beklommen.
    »Nein. Der alte Drachen kam rechtzeitig zu meiner Rettung.«
    Crispin sah ihn kopfschüttelnd an. »Wie kannst du sie nur so nennen? Sie ist deine Großmutter. Und wenn sie nicht wäre, hätte der alte Rupert dich vermutlich längst …«
    Jonah schnitt ihm mit einer ungeduldigen Geste das Wort ab. »Jetzt geh endlich pinkeln, und dann bring den Laden in Ordnung.«
    Der gutmütige Crispin tat wie meistens genau das, was man ihm sagte. Er verließ den Laden ohne ein weiteres Wort und gestand Jonah ein paar Minuten des Alleinseins zu, denn er wusste, sie waren ihm kostbar.
    Jonah spitzte die Federkiele und vergewisserte sich, dass die Bestellungen, die im Laufe des Vormittags abgeholt oder ausgeliefert werden sollten, bereitlagen. Er brauchte zu dem Zweck nicht auf die Liste zu sehen, die auf dem Tisch lag. Er wusste immer genau, was für den Tag anstand. Er kannte dieses Geschäft. Im Grunde gab es nichts mehr, das Rupert Hillock ihm noch beibringen konnte. Trotzdem standen ihm drei seiner siebenLehrjahre noch bevor, so schrieb es ein Lehrvertrag vor, den, wollte man seiner Großmutter glauben, seine Mutter praktisch auf dem Sterbebett ihrem Bruder, Rupert Hillocks Vater, abgerungen hatte. Er dachte lieber nicht an die drei Jahre, die noch vor ihm lagen. Er hatte sich zur Gewohnheit gemacht, niemals weiter als bis zum nächsten Tag zu denken. Auf diese Weise war es erträglich. Auf diese Weise waren schon vier lange Jahre ins Land gegangen.
    »Warst du bei der Hinrichtung?«, fragte Crispin, als er zurückkam.
    Jonah schüttelte den Kopf.
    »Also? Wo hast du den ganzen Tag gesteckt?« Crispin hatte die Hintertür des Ladens offen stehen lassen, griff nach dem Besen und kehrte Staub, Wollfusseln und den getrockneten Straßendreck, den die Kundschaft des Vortages hereingetragen hatte, in den Hof hinaus.
    »Nicht so wild«, mahnte Jonah. »Du stäubst die ganze Ware ein.« Liebevoll, beinah ehrfürchtig strich er mit den Fingerspitzen über ein paar Ballen dunkelgrünen, hochwertigen Kammgarns aus Salisbury. Er liebte dieses feste und gleichzeitig weiche Gefühl und den schwachen Geruch der Grünerde, die die Grundlage des Farbstoffs bildete. Wolle faszinierte Jonah, ihre Vielfalt ebenso wie ihre Nützlichkeit und Schönheit. Von der schlichten, ungewalkten Wolle, die jede Hausfrau auf dem Lande selber spann und webte, bis zu dem edlen Tuch, das in Flandern oder Florenz hergestellt wurde, kleidete Wolle Bauern und Könige seit Menschengedenken, war ebenso Lebensgrundlage wie das tägliche Brot, doch sie war noch viel mehr als das: Wolle war Englands Gold. Das war eine Tatsache, die jedem Schafzüchter, Weber, Walker und Färber ebenso bekannt war wie ihm, aber manchmal kam es ihm vor, als erkenne keiner außer ihm, welche Möglichkeiten dieser Umstand bot. Sein Cousin Rupert zum Beispiel, der schon über fünf Jahre sein eigenes Geschäft führte, hatte es ganz sicher nicht erkannt. Und wenn Jonah daran dachte, wie lange er noch warten musste, ehe er Rupert Hillocks Engstirnigkeit entfliehen und seine zahlloseneigenen Ideen in die Tat umsetzen konnte, dann verfiel er in Schwermut, in einen dumpfen, hilflosen Zorn, der ihn noch sprachloser machte, als er es ohnehin meistens schon war. Darum mied er solche Gedanken. Entgegen weit verbreiteter Annahme waren nämlich Schwermut und Düsternis nicht seine bevorzugte Gemütsverfassung.
    »Jonah, träumst du? Kriege ich eine Antwort?«, drängte Crispin.
    Er sah

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