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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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folgenreiches Ereignis war, daß es einem sozusagen zur Ehre gereichte, dabeisein zu dürfen. Etliche dieser Hohlköpfe hofierten bereits Philippe, Ludwigs jüngeren Bruder und möglichen Nachfolger.
    Ich besuchte die Prinzessin von Guéméné, die unwohl und zu Bett war, trotzdem wollte sie mich sehen. Nun, so leidend sie sich auch gab, handelte es sich doch nur um ein bißchen Bauchweh, woraus sie aber eine große Sache machte, obwohl die Schmerzen von selbst aufgehört hätten, wäre sie im Essen maßvoller gewesen.
    »Mein Esel von Doktor«, sagte sie in klagendem Ton, »rät mir andauernd, weniger zu essen. So ein Dummkopf. Ich esse, bis ich satt bin, das ist alles, und was tut es denn, da ich nicht dicker werde? Nur der Busen hat sich mehr gerundet.«
    »Aber, Madame, wer beklagt sich darüber? Die Engländer sagen zu Recht, von etwas Gutem kann man nie genug haben.«
    »Aber mir tut der Bauch so weh.«
    »Was meint Ihr, ob es Euch besser ginge, wenn ich Euch massierte oder wenn wir uns sogar Bauch an Bauch reiben würden?«
    »Monsieur, Ihr habt wohl vor nichts Respekt? Da liege ich nun todkrank, und Ihr wißt mir nur etwas so Garstiges vorzuschlagen. Was sage ich dem Schöpfer, wenn ich morgen vor seinem Gericht erscheinen muß, völlig befleckt mit den bösen Sünden, zu denen Ihr mich verleiten wollt?«
    »Ihr sagt ihm, daß Ihr Euren Nächsten liebt wie Euch selbst, und dabei hättet Ihr ein klein wenig übertrieben.«
    »Monsieur, Ihr seid ein Scheusal. Ich weiß nicht, ob ich Euch überhaupt noch lieben kann. Euer guter König liegt im Sterben, und Ihr habt nur Schlüpfrigkeiten im Sinn.«
    »Mit Verlaub, Madame, der König liegt nicht im Sterben. Einer der Leibärzte hatte die gute Idee, ihm ein Brechmittel zu verabreichen, und schon warf Ludwig durch die obere wie die untere Pforte größte Mengen schwärzlicher Materie aus. Und jetzt ist er, wenn auch nicht völlig hergestellt, so doch auf dem besten Weg, es zu werden.«
    »Das ist ja eine wunderbare Nachricht«, sagte die Prinzessin. »Tausend Dank, mein Gott, daß uns ein so guter König erhalten bleibt. Zumal dieser furchtbare Tod ein neues Unheil herbeigeführt hätte: die Thronbesteigung seines Bruders Philippe. Gott! Der Himmel hat sehr recht getan, daß er den nach Ludwig zur Welt kommen ließ. Aber was der Himmel Gutes tut, kann der Himmel auch zum Bösen wenden, denn dem Jüngeren den Thron zu geben schiene mir ziemlich gefährlich.«
    »Ihr könnt Philippe nicht leiden, wie?«
    »Im Gegenteil, ›seine irdische Hülle‹, wie unsere guten Priester sagen, gefällt mir durchaus. Er hat schöne schwarze Augen, immer artig gelegte braune Locken und einen hübsch aufgeworfenen Mund. Nur muß ich, mit allem Respekt, doch sagen, daß Philippe mehr vom Äußeren hermacht, als er in seinemKopfe hat. Und was die Willenskraft angeht, von der der Ältere strotzt, ist sie bei Philippe weichlich und schwankend.«
    »Meine Liebe, was Ihr über Philippe sagt, ist so treffend, daß ich zu gern auch Eure Meinung über den König wüßte.«
    »Wenn ich die sage, werdet Ihr unfehlbar eifersüchtig.«
    »Ich bin es schon.«
    »Gut, dann sage ich als erstes, daß er der schönste und bestgewachsene Mann seines Reiches ist.«
    »Madame, Ihr wagt Euch weit vor. Kennt Ihr denn alle anderen?«
    »Nein, aber ich höre, was meine Freundinnen sagen.«
    »Solchen Zeugnissen mißtraue ich. Für eine Frau ist das geliebte Wesen immer das schönste.«
    »Was mich anlangt, mein Lieber, seid das Ihr. Und gleich als Zweiter danach kommt Ludwig.«
    »Alsdann, beschreibt mir diesen Zweiten.«
    »Aber vorher, mein Freund, setzt Euch nahe zu mir und reibt mir vorsichtig meinen schmerzenden Bauch, es würde mir wohltun.«
    »So, meine Liebe?«
    »Sehr gut, ja, aber wehe, Eure Hand verirrt sich.«
    »Ich werde auf sie achtgeben. Aber nun über den ›Zweiten‹, da Ihr ihn so benennt.«
    »Unser König ist groß, gut gebaut, hat schöne Beine. Seine Miene ist zugleich stolz und angenehm.«
    »Angenehm?«
    »Gewiß ist er ziemlich hochmütig, aber gleichzeitig ist etwas in seinem Gesicht, was ich charmant finde. Außerdem tanzt er zum Entzücken. Er zeichnet sich in allen Spielen und körperlichen Übungen aus. Dazu versteht er sich, so jung er ist, schon auf den Krieg, und den macht er gut, mit Kühnheit und Umsicht.«
    »Also endlich ein vollkommener Mann!«
    »Außer daß er ein bißchen zu empfänglich für weibliche Reize ist.«
    »Worin er menschlich ist, und dieses Menschliche

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