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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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schon bewandert?«
    »Auf die Frage, Domherr, antworte ich nur meinem Beichtvater. Er ist Jesuit und vergilt mein Vertrauen mit Nachsicht.«
***
     
    Leser, London stand noch, Gott sei Dank, mit seinen schönen Monumenten, seinen langweiligen Straßen, wo alle Häuser gleich aussehen, seinen prächtigen und schlecht beheizten Palästen, mit seinen so höflichen wie distanzierten Bewohnern und seiner leichtfüßigen, eleganten Sprache, die das Glück der Dichter ist.
    Mein erster Besuch galt natürlich nicht Cromwell, sondern Mylady Markby, die mich mit offenen Armen empfing, was in diesem Fall nicht nur eine Metapher ist, denn sie drückte mich, daß ich fast erstickte. Erst nach so stürmischen Umarmungen konnte ich ihr von meinem Auftrag berichten. Als erstes erzählte ich ihr, was ich in London vorhatte und fragte sie, ob Cromwell meine Sicht teilen würde.
    »Was seine Flotte angeht, ja«, sagte sie, »vor allem, wenn ihr ihm Dunkerque gebt. Aber ich bezweifle, daß er euch seine ›Rundköpfe‹ überlassen wird.«
    »Warum, verflixt, nennt er seine Soldaten ›Rundköpfe‹?«
    »Weil sie, in Verachtung des Haarschmucks, sich aus puritanischer Demut den Schädel kahl rasieren. Ihr könnt Euch denken, daß Cromwell diesen Puritanern niemals erlauben wird, einen Fuß auf französischen Boden zu setzen, aus Furcht, daß die Französinnen sich sogleich auf sie stürzen und sie verführen könnten.«
    »Mein Gott! Unter was für einem Regime lebt Ihr denn!«
    »Nur keine Bange! Die Liebe läßt sich nicht abschaffen, und mag man sie auch am Tag unterdrücken, kann doch niemand sie hindern, bei Nacht aufzuerstehen. Wenn das Gesinde schläft, öffnet die Schöne ihre Tür dem Anbeter und tanzt mit ihm vergnügt bis zum Morgen.«
    »Dann dürfte ich«, fragte ich lächelnd, »bei Euch besagter Anbeter sein?«
    »Gewiß! Denkt Ihr, Ihr entgeht meinen Klauen?«
    »Laßt Ihr mir noch soviel Zeit, Euch eine Frage zu stellen?«
    »Wenn sie kurz ist, ja.«
    »Was ist aus dem jungen de Vardes geworden, den ich Eurer Fürsorge empfahl, nachdem er Ludwig XIII. so schrecklich hintergangen hatte?«
    »Nichts! Er war weichlich, daß Gott erbarm. Am Tag schlief er in meinen Sesseln und in der Nacht bis Mittag in seinem Bett. So wie er war, gefiel er einer reichen Schottin, die ihn geheiratet und nach Schottland entführt hat. Was sie mit dem Schlappschwanz anfangen konnte, wer weiß?«
***
     
    Dank Lady Markby brauchte ich nur zwei Tage und Nächte bei ihr abzuwarten, bis der Lord-Protektor, wie Cromwell genannt wurde, mich empfing. Seine Erscheinung enttäuschte mich nicht. Hier wußte man nichts von den Perücken, den Spitzen und Perlen des französischen Hofes. Sein Anzug war schwarz, streng, nur durch einen weißen Kragen aufgehellt. Allerdings hatte er seine Haare, im Gegensatz zu seinen einfachen Soldaten, nicht der puritanischen Askese geopfert. Er trug sie schulterlang. Die Stirn war gewölbt, das Kinn stark, die Nase groß. Überm Mund trug er einen kurzen Schnurrbart, doch ohne eine Mouche am Kinn.
    Er empfing mich im Stehen, was mir vermutlich bedeuten sollte, daß unsere Zeit bemessen war. Er nannte mich Lord d’Orbiou, ich nannte ihn Lord-Protektor und sagte ihm, daß der König von Frankreich das Bündnis enger zu knüpfen wünsche, das sein Reich und Großbritannien gegen unseren gemeinsamen Feind, Spanien, vereinige. Folglich wäre mein Herr, Ludwig XIV., dem Lord-Protektor dankbar, wenn er einige Schiffe vor Dunkerque wollte aufkreuzen lassen, um die Spanier zu blockieren, während Ludwig die Stadt an Land belagerte.
    »My Lord d’Orbiou«, sagte Cromwell, »das läßt sich durchaus machen, vor allem wenn der König von Frankreich die Familie Karls I. aus seinem Reich verbannen wollte, die sich dorthin geflüchtet hat.«
    Dieses Verlangen setzte mich in große Verlegenheit, denn wie hätte ich Ludwig in dieser Frage verpflichten dürfen, ohneihn konsultiert zu haben. Doch spürte ich deutlich, daß ich die Partie verlöre, wenn ich darauf nicht eingehen würde.
    »My Lord-Protektor«, sagte ich, »es wäre gegen die Gastfreundschaft Frankreichs, diese Personen gänzlich zu vertreiben. Sollte die Nähe dieser Personen jedoch für Euch ein Stein des Anstoßes sein, könnten wir Abhilfe schaffen, indem der König von Frankreich sie zum Beispiel in ein ausländisches Reich schicken würde, in eine Stadt, die uns gehört.«
    »Welche Stadt wäre das?« fragte Cromwell.
    »Zum Beispiel die Festung Pignerol in

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