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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Zeremonien nicht selbst abhalten konnte, die zur Gültigkeit des Verkündeten notwendig waren.«
    »Dann ist er offenbar sehr hinfällig geworden…«
    »Warten wir doch, bis sich das Problem Clemens von selbst erledigt!«
    »Nein, Gottfried. Das ist nicht die Strafe, die er verdient. Er muss erfahren, was es heißt, als Mensch von einem anderen Menschen ausgelöscht, von einem Sterblichen für nichtswürdig erklärt zu werden. Das wird seine Lektion für das Fegefeuer sein, das ihm bevorsteht.«
    »Wohin wird er gehen, wenn er Avignon verlässt?«
    »Wenn er wirklich sehr krank ist, vielleicht in seine Heimat, nach Uzeste. Vielleicht nach Chateauneuf. Oder zurück zu den Rittern nach Roquemaure, wo er sich am sichersten fühlt.«
    »Ich bleibe an deiner Seite!«
    »Nein. Kehr du zurück ins Kloster, Gottfried. Niemand verdächtigt dich, ein Templer zu sein. Du bist Dominikaner, ein Deutscher dazu. Im Kloster bist du uns nützlicher. Versuche in den kommenden Tagen zu erfahren, was der Papst plant. Aber bleib dem Großinquisitor fern, auch wenn er dich nicht von Angesicht kennt! Er ist ein gefährlicher Mann!«
    »So leb inzwischen wohl, Henri. Gott schütze dich auf deinen Wegen!«
    »Gott schütze auch dich, Bruder Gottfried!« Henri holte sein Pferd und ritt aus der Stadt hinaus. Er wollte die Mauern Avignons für ein paar Tage meiden. Es schien ihm sicherer. Wenn die Messe am morgigen Palmsonntag gelesen war, würde der Großinquisitor vielleicht schon abreisen. Dann konnte er, Henri, wieder zurückkehren. Er musste sich mit dem Sarazenen beraten.
     
     
    Als Henri nach Palmsonntag in die Stadt zurückkehrte, war die Karwoche angebrochen.
    Avignon barst über von Gläubigen, die Kleider auf den Plätzen ausstreuten, bevor sie darüber schritten, grüne Zweige in Kreuzesform herumtrugen und in Prozessionen die Perikopen von der Salbung Jesu in Bethanien oder von der Ankündigung der Verleugnung des Petrus sangen.
    Einmal mehr fiel ihm der bestialische Gestank in den engen, überfüllten Gassen auf. Die Stadt verfügte nicht über ein Abwässersystem, wie sämtliche Kirchenpaläste und Klöster es besaßen, in deren Latrinentürmen es steinerne Sitze gab und deren Fäkalien in umgeleitete unterirdische Bäche gespült wurden. Das weltliche Avignon, voll gestopft mit Tausenden von Gläubigen, aber auch mit Handwerkern, Händlern, Prostituierten, Astrologen, Dieben und Geldmachern, stank zum Himmel.
    Aber da der Himmel weit war, war auch der Gestank groß.
    In seine Gedanken hinein erwartete ihn Uthman ibn Umar mit sorgenvoller Miene. Der frühere sarazenische Krieger und jetzige Korangelehrte hatte nicht nur Heimweh nach Cordoba, sondern ihn plagten auch schlechte Nachrichten.
    »Endlich zurück, Christ! Du warst zwar nur zwei Tage fort, aber es kam mir vor wie ein ganzer Mondumlauf. Inzwischen ist viel geschehen. Überrascht es dich, wenn ich sage, man scheint nach dir zu suchen? Sie schleichen überall herum. Zwar nicht in aller Öffentlichkeit, aber dafür heimlich umso hartnäckiger. Schon verhaften sie völlig Unschuldige auf den bloßen Verdacht hin, mit den Templern etwas zu tun gehabt zu haben. Die Anzeige einer missgünstigen Wäscherin oder eines betrunkenen Würfelmachers reicht aus!«
    »Das war in der letzten Zeit nirgendwo in französischen Landen anders, Sarazene!«
    »Aber hier und jetzt gebärden sich die königlichen Behörden so, als schrieben wir euer Jahr 1311 und der Tempelorden müsse der Ketzerei erst noch überführt werden.«
    Henri konnte zu keinem anderen Schluss kommen, als dass er selbst diese neue Welle der Verfolgung ausgelöst hatte. Der Großinquisitor musste in seiner Person etwas Verdächtiges gewittert haben. Inzwischen musste er also über ihn Bescheid wissen. Wie viel Spielraum blieb ihm unter diesen Umständen noch? Wenn sie ihn erkannt hatten und wussten, dass einer der letzten noch lebenden Tempelritter unversehrt mitten in Avignon aufgetaucht war, dann kam es einem Wunder gleich, dass er noch in Freiheit war.
    Er sagte: »Vielleicht habe ich die Bedeutung meiner Person unterschätzt. Oder die Angst der anderen Seite. Sie wollen uns von der Erdoberfläche tilgen, ohne dass auch nur die geringste Spur bleibt. Kein Zeuge darf überleben. Deshalb setzen sie alles in Bewegung, wenn auch nur der Verdacht entsteht, ein Tempelbruder könne sich am helllichten Tag zeigen. In ihren Augen scheinen wir überirdische Kräfte zu besitzen.«
    »Wohl eher unterirdische! Sie glauben doch,

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