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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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dem Addieren aller durch ihre Größe hervorgehobenen Zahlzeichen.«
    »Dann versuche das, Joshua! Und ich finde das Wort aus den arabischen Zahlzeichen am anderen Ende der Strecke!«
    Joshua und Uthman buchstabierten fieberhaft. Jacques schaute atemlos zu, beobachtete hin und wieder die Umgebung und blickte besorgt zu den Zinnen des fensterlosen Donjon empor. Tat sich oben am vorkragenden Dach aus Holz etwas? Plötzlich stieß Joshua einen eigentümlichen Laut aus.
    »Innen ist unten – es heißt, innen ist unten!«
    »Was soll das bedeuten?«, fragte Jacques verwirrt.
    Und Uthman fiel genauso atemlos wie Joshua ein: »Wenn ich die arabischen Zahlzeichen auf unser Alphabet anwende und sie in Buchstaben übersetze – dann bedeuten sie genau das gleiche!«
    »Innen ist unten!«
    »Versuchen wir es! Drücke auf den Quader, der sich unterhalb des letzten unbeschrifteten Steins auf der Strecke befindet, Uthman!«
    »Und du tue dasselbe auf deiner Seite, Joshua!«
    »Jetzt! – Zur gleichen Zeit!«
    Die beiden Gefährten versuchten es. Und als hätten sich Geister versammelt, die den Fremden gut gesonnen waren, schoben sich die Quader des Donjon auseinander. Sie hinterließen eine schmale Öffnung in der liegenden Form des arabischen Zahlzeichens Acht.
    »Die Kanonenscharte«, flüsterte Gottfried. »So sehen Kanonenscharten an schottischen Burgen aus.«
    »Tatsächlich!«
    Die Männer zückten ihre Kurzschwerter. Sie versuchten, im Gang, der sich vor ihnen aufgetan hatte, etwas zu erkennen. Aber er war stockdunkel, sie konnten nicht die Hand vor Augen sehen. Unerschrocken stiegen sie in die Öffnung ein und tasteten sich vorsichtig Schritt für Schritt vorwärts. Der Weg führte leicht bergan. Dann endete er an einer Wand.
    »Was ist?!«
    »Aus! Es geht nicht weiter!«
    Sie tasteten an den feuchten Mauern entlang.
    »Doch hier, im rechten Winkel!«
    Eine schmale Treppe tat sich hinter der Ecke auf. Sie führte steil bergab. Noch war es stockdunkel, aber ganz hinten schien es heller zu werden. Die Eindringlinge gingen behutsam darauf zu. Joshua glitt plötzlich aus und gab einen unterdrückten Laut von sich. Die beiden Gefährten brachten ihn wieder auf die Beine.
    Das Licht kam näher. Und dann sahen sie den Gang, der in einen kleinen, niedrigen Vorraum führte. Ein Tisch, mehrere Fackeln in Eisengittern, Bohlentüren, Gitter.
    Niemand war zu sehen. Aber eine Tür stand auf. Sie kamen näher. Plötzlich sprangen von der anderen Seite her mehrere schreiende Gestalten auf sie zu. Mit vorgereckten Lanzen rannten sie schnell heran.
    Die drei Gefährten verständigten sich mit einem Blick. Sie blieben einfach stehen und ließen die wütende Meute herankommen. Erst im letzten Moment sprangen sie zur Seite, ließen die Angreifer ins Leere laufen. Dann schlugen sie zu. Ihre Kurzschwerter taten ihre Arbeit. Einer der Angreifer rappelte sich wieder auf, drehte sich herum, riss eine Fackel aus der Halterung. Er schleuderte die Fackel auf die Eindringlinge, gleichzeitig warf er seine Lanze. Im letzten Augenblick konnte sich Joshua wegducken, das Wurfgeschoss flog über ihn hinweg und zerbrach an den Mauerquadern.
    Uthman sprang vor. Sein Schwert sauste nieder. Ohne einen Laut sank der Getroffene zu Boden.
    »Da hinein!«, rief Jacques.
    Sie betraten das Verlies und versuchten zu verstehen, was sie sahen. Einen leeren Kerker, Eisen, die leer in der Wand hingen, zur Linken einen leblosen Körper vor der verhüllten Frauengestalt aus Eisen, dem geöffneten Marterinstrument. Die entsetzliche Maschine in Menschengestalt stand schweigend da und reckte ihnen die mit Schwertern bewehrten Arme entgegen.
    »Mein Gott, Henri!«, ächzte Uthman.
    »Nein, er ist es nicht.«
    Sie sprangen zu dem Marterinstrument. Ein Fremder lag eingeklemmt in der Falltür. Sie blickten in den Schlund und sahen entsetzt die messerstarrenden Wände. Unten klatschte in diesem Moment etwas ins Wasser und wurde fortgeschwemmt.
    Ratlos schauten sie sich an.
    »Vielleicht liegt er in einem der anderen Verliese!«
    Sie liefen hinaus. Schnell begriffen sie, dass die anderen Kerker keine Insassen enthielten. Wenn Henri in diesem Donjon eingesperrt war, dann musste er sich in diesem Verlies befunden haben. Der Gedanke ergriff langsam Besitz von ihnen, dass es der zerstückelte Körper ihres Gefährten gewesen war, der durch das Marterinstrument getötet und in das Wasser hinabgefallen war.
    »Wir sind zu spät gekommen«, entfuhr es Joshua.
    Mutlos sagte auch Uthman:

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