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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Marterinstrument, das mit verdecktem Gesicht im Hintergrund stand.
    Die beweglichen Arme und Schwerter in den Händen der eisernen Jungfrau ragten ihm drohend entgegen. Henri ließ den Toten auf den unsichtbaren Mechanismus vor dem Gerät fallen. Die Federn wurden durch die Gewichtsteile in Bewegung gesetzt. Die Jungfrau öffnete ihre Arme. Henri bemerkte im Boden des Instrumentes Lederriemen und ein breites Loch zum Abfluss des Blutes.
    Ich muss die Falltür öffnen, dachte Henri. Er zerrte den Körper des Wachmannes in das Innere des Marterinstrumentes und versuchte, ihn so zu legen, dass er den Mechanismus abklemmte. Er musste vorsichtig vorgehen, denn wenn ihn die spitzen Schwerter und Dolche erfassten, erlitt er tiefe Wunden.
    Als er schon glaubte, das Marterinstrument beherrschen zu können, die Falltür zu öffnen und durch den Schacht hinunterspringen zu können, wo sich zweifellos das Wasser befand, das die Delinquenten gewöhnlich mit sich fortriss, sah er etwas Schreckliches. In seiner grenzenlosen Enttäuschung musste er sich erst an den Anblick gewöhnen.
    Und als er noch darauf starrte, hörte er vom Eingang zum Keller her Lärm.
    Henri erstarrte. Das musste die Wachablösung sein.
     
     
    »Man sollte dich als Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrennen, Joshua!«
    »Das finde ich auch!«
    »Ich finde das nicht. Es hat nichts mit Zauberei zu tun, sondern entspricht klaren Überlegungen. Sie haben einfach Zeichen aus unterschiedlichen Sprachen miteinander verbunden – vielleicht weil sie ungebildet waren, vielleicht auch, weil sie viel mehr wussten, als ich begreifen kann.«
    »Vielleicht waren es auch unterschiedliche Bauarbeiter zu unterschiedlichen Zeiten?«
    »Ich glaube eher, es waren wenige, und sie verrätselten ihre Zeichen ganz bewusst.«
    »Wer waren sie?«
    »Nun, die Steinmetze. Sie haben Zeichen bald auf der Mitte des Steins, bald auf den Kanten oder Ecken, ein und dasselbe Zeichen erscheint dabei entweder aufrecht oder liegend, bald schräg, hier einzeln, dort in Gruppen, verbunden mit Buchstaben aus dem Altgriechischen.«
    »Aber ich sehe doch auch Quadern, diese gebuckelten hier, die überhaupt keine Zeichen tragen.«
    »Dann haben sie bewusst vermieden, solche gezeichneten Steine nach außen zu legen. Du kannst sicher sein, dass sie innen glatt geschliffen und markiert sind.«
    »Nun und! Und!«
    »Sie wollen uns sagen, wie wir die Steine durchsichtig machen können.«
    »Sprich nicht in Rätseln, Joshua!«
    »Wenn wir ihren Hinweisen folgen, gelangen wir hinein.«
    »Aber wie denn?«
    »Hier! Es sind Zeichen der Nichtvollendung, Zeichen einer Bestrafung, Marken fremder Sektierer. Ja, wir haben Glück, die Steinmetze, die hier bauten, müssen Mitglieder einer Ordensbruderschaft gewesen sein. Denn diese Leute sind nicht nur einfache Maurer, sie bauen nach einem System, das für sie den Schlüssel zum Begreifen der Welt, des Kosmos ausdrückt. Jeder Stein darin hat eine Bedeutung und seinen bestimmten Platz. Wir müssen ihnen nur folgen…«
    »Joshua, der Mond!«
    »Ja, ja! Gleich! Wenn ich nur wüsste, wo ich das alles schon einmal gesehen habe!… Ein Herz, ein Schlüssel, ein Fisch…und drei X-Zeichen mit einem nachfolgenden V und einem nachfolgenden T, ein großes A mit einem Dach darauf und das Sinuszeichen, gefolgt von einem Alphazeichen, und ein Becher und eine Eichel… das ist ohne jeden Sinn! Oder ich erkenne ihn nur zum Teil! – Ich erkenne…«
    »Joshua, der Mond geht gleich unter!«
    »Das hier meint nur die Zeit der Entstehung…«
    »Brauchen wir nicht!«
    »Das hier… ob mehrere Teile des Baues gleichzeitig sind oder nicht…«
    »Schneller, Joshua!«
    »Das hier heißt Kanonenscharte. Das hier heißt – Moment! Kanonenscharte? Wo gibt es hier eine Kanonenscharte! Es gibt keine! Was heißt das genau?… Folge dem mittleren Dreistein, dann dem Schilteck, tiefe Linien, glatte Ränder, ich finde nicht das Rückgrat dieser Figuren hier, die Zeichen sind… nein, es ist sinnlos!«
    In diesem Moment verschwand der Vollmond hinter den Wipfeln der Tannen. Joshua konnte nichts mehr erkennen. Tiefe Dunkelheit legte sich augenblicklich über die Männer an der Mauer des Donjon. Und tiefe Mutlosigkeit legte sich auf die Herzen der Gefährten.
    »Joshua?«
    »Was ist?«
    »Gib auf! Du hast alles versucht!«
    »Nein! Henri ist in ihrer Gewalt! Wenn ich nur wüsste! Und was ist, wenn die Steine, die außen nicht markiert sind, einen Weg beschreiben? Wenn die außen gebuckelten Steine

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