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Der König von Havanna

Der König von Havanna

Titel: Der König von Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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nichts?«
    »Nichts.«
    »Rey, ich weiß, was los war. Der Direktor hat mich aufgefordert, euch alle noch heute Abend rauszuschmeißen.
    Rey, gebrauch deinen Kopf. Ich will niemanden hinauswerfen, aber man kann doch nicht um halb neun besoffen ankommen.«
    »Doch nicht besoffen.«
    »Sehr wohl besoffen. Ich kann nicht mit Leuten arbeiten, die mir Verluste einbringen. Ich schmeiß euch nicht raus, aber das darf nicht wieder vorkommen, okay?«
    »Okay.«
    Den Nachmittag über arbeitete Rey mit halber Kraft. Die schwarzen Boxer hatten alles verarbeitet und warfen sich die Kisten zu, als wären sie Papierbällchen. Rey schlich umher wie eine vergiftete Maus. Endlich läutete die Glocke fünf Uhr. Rey ging mit einer Schar Arbeiter durchs Hauptportal hinaus. Die Männer diskutierten über Baseball: »Omar Linares hätte dabei sein müssen. Es sind wirklich immer dieselben! Ja, aber er ist entscheidend!«
    Rey hatte noch nie ein Baseballspiel gesehen. Vielleicht würde er einen Abend mal das »Latinoamericano«-Stadion besuchen. Keine schlechte Idee. Mal sehen, ob er etwas begriff. Im Grunde genommen interessierte es ihn nicht sonderlich, aber wer weiß. Doch jetzt wollte er einfach nur ein wenig schlafen. Jemand ergriff seine Hand. Die hübsche Mulattin ging neben ihm, lächelte.
    »Was machst du jetzt? Gibt’s heute keine Feier im Keller? Hahaha.«
    »Ich lege mich schlafen. Bin todmüde nach alldem letzte Nacht.«
    »Sag bloß nicht … Bist du ’n bisschen schwach auf der Brust oder was?«
    »Du bist ja gegangen, aber wir haben weitergemacht bis zum Ende.«
    »Wie viele Biere hast du getrunken?«
    »Dreihundert.«
    »Dazu die Joints.«
    »Hmmm.«
    »Wie heißt du?«
    »Rey. Und du?«
    »Yunisleidi.«
    »Schön, Yuni, ich sehe dich dann morgen.«
    »Nein, nichts da morgen. Du kommst jetzt mit mir, und du wirst sehen, wie schnell dir die Müdigkeit vergeht.«
    »Süße, du bist Spitze, aber …«
    »Und du bist super durchgeknallt. Weißt du, wohin ich dich bringe?«
    »Nein.«
    »Na, warum wehrst du dich dann dagegen? Los, komm.«
    An der La Polar stiegen sie in den Bus. Unter Einsatz der Ellbogen gelang es ihnen, sich hineinzuzwängen. Am La-Fraternidad-Park stiegen sie aus. Während der ganzen Fahrt umarmte Yunisleidi Rey, küsste ihn und machte ihn an. Ahhh! Wie herrlich! Worüber beklagst du dich, Reynaldito? Eine solche Luxus-Mulattin zur Seite, und du jammerst?
    Yunisleidi hatte in der Monte ein Zimmer im dritten Stock gemietet. Klein, aber kühl, mit einem Balkon zur Straße und einem kleinen Bad. Ein Wasserhahn, ein Kerosinkocher. Alles sehr sauber. Rey begriff, dass sie nicht aus Havanna stammte. Sie sprach mit einem hübschen Singsang.
    »Woher stammst du?«
    »Aus Las Tunas.«
    »Aha.«
    »Ich habe das hier zusammen mit meinem Bruder angemietet, aber er geht seine eigenen Wege und schreibt mir nichts vor. Manchmal sehe ich ihn zwei oder drei Tage lang nicht. Bist du aus Havanna?«
    »Hmmm.«
    »Geboren in Havanna?«
    »Hmmm, hmmm.«
    »Und hast einen Ausweis mit Adresse in Havanna?«
    »Bist du Polizistin, oder was ist in dich gefahren?«
    »Schätzchen, wenn du aus Palästina stammst, kann ich mich nicht mit dir belasten. Ich bin mir selbst schon mehr als genug.«
    »Ich stamme aus Havanna, ganz legitim.«
    »Na, Gott sei Dank, denn in Havanna ist niemand aus Havanna.«
    »Was willst du eigentlich?«
    »Ich muss weg aus der Fabrik. Hilf mir nachts …«
    »Wie?«
    »Die Polizei. Sie kennt mich schon. Dabei bin ich erst einen Monat hier. Sobald ich auf dem Malecón stehen bleibe, gegenüber vom Riviera oder sonst wo, stürzen sie sich gleich auf mich mit ihrem Generve, ob ich anschaffe, ob ich dies, ob ich das. Ich habe schon drei Verwarnungen, und sie sind drauf und dran, mich nach Las Tunas zu schicken.«
    »Mädchen, bei deinem Akzent, meine Herrn … Da darfst du dich nicht wundern.«
    Yunisleidi umarmte ihn, küsste ihn, zog ihn nackt aus, warf ihn aufs Bett, bewunderte die schönen Perlen an der Eichel seines Schwanzes, lutschte überall an ihm herum, geriet außer sich über diese wunderbaren Perlen. Sie selbst steckte ihn sich rein, in alle nur möglichen Löcher. Genial. Einfach genial. Sie gab sich hin mit Seele, Herz und Leben, wie bei einem schwermütigen Liebeslied, einer Ranchera, und rief ihm zu: »Oje, ich werde mich noch in dich verlieben, du Schlitzohr! Vögel mich jeden Tag! Du Verrückter, du Wahnsinniger! Ahhh, diese Perlen bringen mich um … du machst mich fertig … ja, tiefer,

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