Der König von Havanna
umzumodeln.«
»Na schön, mach, was du willst. Morgen besuche ich einen Choreographen, einen Freund von mir vom Hotel Galápagos. Wenn ich im Cabaret des Hotels als Tänzerin aufgenommen werde, kriegt mich keiner mehr aus Varadero weg, bis ein Yankee auftaucht und mich heiratet und mitnimmt, um gut zu leben.«
»Hmmm.«
»Rey, es gefällt mir nicht, dich so zu sehen, so als Trauerkloß. Morgen musst du baden, und dann kaufe ich dir ein paar neue Sachen. Und wenn’s nur neue Shorts, ein kurzärmeliges Hemd und ein Paar Gummilatschen sind. Also Kopf hoch, lach mal.«
»Ich weiß verdammt noch mal nicht, was ich hier mit dir mache. Ich habe den Matrosen nicht mal angefasst. Mit diesem ganzen Ärger habe ich überhaupt nichts zu tun.«
»Ach, Rey, red nicht davon. Vergiss den Matrosen. Wie schön ich in dem Zimmerchen gewohnt habe. Und mit dir wäre es sogar noch besser geworden.«
»Dein Bruder …«
»Mein Bruder ist gefährlich. Zwei Tage geht’s ihm gut, dann ist er wieder sechs Monate lang pleite. Er kriegt den Kopf nicht über Wasser. Wollen wir hoffen, dass er sich jetzt eines Besseren besinnt und in die Berge geht und wenigstens ein Jahr lang Kaffee pflückt, bis die ganze Sache abgekühlt ist.«
Arm in Arm brachen sie auf und küssten sich, sehr glücklich, zusammen zu sein. Sie kamen zum Haus zurück, in dem sie untergebracht waren. Yunisleidi ging in das Schlafzimmer der jungen Mädchen und legte sich hin. Rey baute sein Klappbett auf, stellte es auf den Flur, dorthin, wohin ihn die alte Matrone angewiesen hatte, und schlief in weniger als einer Minute wie ein Stein. Am nächsten Tag erwachte er mittags. Yuni war schon weggegangen. Den ganzen Tag über wartete er auf sie. Sie kam nicht. Es wurde dunkel. Um elf hielt er den Hunger nicht länger aus. Die alte Matrone sah ihn auf dem Klappbett sitzen und warten und ging zu ihm.
»Wenn du heute Nacht hier bleibst, musst du jetzt zahlen. Dies ist kein Heim vom Roten Kreuz.«
»Yuni muss jeden Moment zurückkommen. Sie zahlt Ihnen das Geld.«
»Nein. Ist mir schnuppe. Kannst du nicht zahlen?«
»Nein.«
»Ich kenne die Kleine. Immer wieder dasselbe. Plötzlich verschwindet sie.«
»Sie wollte die nötigen Schritte unternehmen, um …«
»Warte auf der Straße auf sie. Wenn sie zurückkommt, bezahlt ihr und kommt wieder rein.«
Rey erwiderte nichts. Er setzte sich auf den Bordstein. Nicht einen Centavo hatte er in der Tasche. Immer wieder dasselbe. Nichts Neues. Er dachte: »Und bei diesen merkwürdigen Touristen kann man nicht einmal um Almosen betteln, und ich habe auch keine Heiligenfigur dabei.«
Automatisch stand er auf und ging zum Hotel Galápagos. Ein eindrucksvolles Gebäude. Acht Stockwerke, beleuchtet, elegant, Gärten, Springbrunnen, Luxuskarossen, Portiers in roter, goldbestickter Livree. Nicht im Entferntesten konnte er sich vorstellen, wie es wohl drinnen aussehen mochte. Er suchte sich ein Plätzchen zum Schlafen, in einer Ecke des Gartens unter ein paar Mandelbäumen. Die Moskitos setzten ihm zu. Millionen Moskitos und Stechfliegen fraßen sich an ihm satt. Aber nicht einmal das weckte ihn. Als er die Augen wieder öffnete, stand die Sonne hoch und brannte heiß. Ein Gärtner besprengte die Blumenrabatten mit einem schönen weißroten Schlauch. Sogar der spiralförmige Wasserstrahl mit seinen Tröpfchen war hübsch und wohltuend. Alles war sehr schön. Er grüßte ihn. Der Gärtner würdigte ihn kaum eines Blickes. Er war vollauf mit seinen Blumen beschäftigt. Sie waren herrlich. Fünfhundert große Blumen auf weniger als einem Quadratmeter. »Hmmm. Alles ist möglich, wo viel Geld vorhanden ist«, dachte Rey. Er stand auf und ging hinüber.
»Hey, Partner, spritz mir mal ein bisschen Wasser ins Gesicht.«
»Was du nötig hast, ist eine komplette Dusche mit Seife und Striegel. Hau ab, du hast bestimmt Läuse.«
»Nein, nein, ich habe keine mehr.«
»Hahaha.«
Rey spülte sich ein bisschen ab, sah weiter dem Typen zu. Da fiel ihm etwas ein.
»Meinst du, die hätten hier einen kleinen Job für mich, Mann?«
»Für dich? Glaub ich nicht.«
»Warum nicht? Ich bin kräftig, habe als Stapler gearbeitet …«
»Und wenn schon, hier wird viel verlangt. Das hier ist Dollargebiet.«
»Was ist das?«
»Dollargebiet. Aus welchem Land kommst denn du?«
»Von hier, glaube ich.«
»Glaubst du?«
»Hmmm.«
»Aha.«
»Und was wird verlangt?«
»Na, man muss einen Universitätsabschluss haben, Militär sein, nicht älter als
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