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Der Komet im Cocktailglas

Der Komet im Cocktailglas

Titel: Der Komet im Cocktailglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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Atomkerne in ihnen fusionieren, wenn es denn heiß genug ist. Unsere Sonne steht derzeit noch mitten im Leben. Sie ist4,5 Milliarden Jahre alt und hat mindestens noch mal 5 Milliarden Jahre vor sich. Zurzeit ist sie noch in der Phase, in der sie Wasserstoff zu Helium fusioniert. Wenn sie am Ende ihres Lebens angelangt ist, wird sie Helium zu Kohlenstoff und Sauerstoff verbrennen.
    Bei dieser Fusion wird mehr Energie frei als bei der Fusion von Wasserstoff. Die nach außen dringende Strahlung ist stärker als die Gravitationskraft, und die Sonne wird sich ausdehnen. Unser gemütlicher Stern wird ein gigantischer „Roter Riese“ werden, so groß, dass er bis zur Bahn der Erde reicht und sie vielleicht sogar ganz verschluckt. Die Strahlung des Sterns wird so stark, dass er seine äußeren Schichten im Laufe der nächsten Millionen Jahre regelrecht ins All pustet. Am Ende bleibt vom Roten Riesen nur noch eine vergleichsweise kleine Kugel übrig; in etwa so groß wie die Erde. Dieser „weiße Zwerg“ tut dann nicht mehr viel und verbringt die restlichen Jahrmilliarden bis zum Ende des Universums damit, langsam auszukühlen.
    Sterne, die schwerer sind als unsere Sonne, haben aber noch ein paar Tricks auf Lager. Wenn auch das ganze Helium verbrannt ist, beginnen auch sie damit, wieder in sich zusammenzufallen. Weil sie aber größer sind und deswegen mehr Gas auf das Zentrum drücken kann, wird es dort irgendwann so heiß, dass eine weitere Stufe der Kernfusion einsetzen kann. Jetzt werden die Kohlenstoffatome fusioniert, und es entstehen Neon und Magnesium. Dieses Spiel setzt sich immer weiter fort. Der Stern fusioniert in seinem Inneren ein chemisches Element und erzeugt ein anderes. Irgendwann ist das Brennmaterial aufgebraucht und die Kernfusion setzt aus. Der Stern kollabiert, und sein Inneres wird heiß genug, um auch diese neuen Elemente zu fusionieren. Auch diese Fusion endet, der Sternkollabiert erneut, und alles geht wieder von vorne los. So kann ein Stern der Reihe nach immer schwerere Elemente erzeugen. Wie weit er dabei kommt, hängt nur von seiner Masse ab. Je schwerer er ist, desto heißer kann er brennen. Irgendwann ist aber definitiv Schluss. Wenn der Stern bei seiner Verbrennung Eisen erzeugt, geht es nicht mehr weiter. Eisen kann nicht mehr fusioniert werden. Denn würde man zwei Eisenatome zusammenbringen wollen, um ein neues Atom zu schaffen, so würde dabei keine Energie entstehen – man müsste zusätzlich Energie hineinstecken, damit es klappt.
    Bei Eisen ist also das Ende der Fahnenstange erreicht, und das auf dramatische Art und Weise. Weil die Kernfusion jetzt unwiderruflich zu Ende ist, kann nichts mehr der Gravitationskraft entgegenwirken. Der Stern fällt in sich zusammen, immer weiter, so lange, bis die Atome so eng aneinander gedrückt sind, wie es nur geht. Dann wird der Kollaps abrupt gestoppt. Das hat katastrophale Folgen, denn die ganze Energie kann nicht plötzlich verschwinden. Es kommt zu einer gewaltigen Explosion, einer sogenannten „Supernova“. Jetzt hat der Stern seinen Lebenszyklus definitiv beendet. All die Elemente, die er im Laufe seines Lebens erzeugt hat, werden weit hinaus ins All geschleudert. In diesen letzten Momenten schafft es der Stern dann doch noch, die wenigen Elemente zu erzeugen, die schwerer sind als Eisen. Die Supernova hat so viel Energie, um nun auch schwere Elemente wie Blei, Gold oder Platin zu erzeugen.
    Wir alle – und die Welt um uns herum – sind also im wahrsten Sinne des Wortes Sternenstaub. Die Atome, aus denen wir bestehen, haben im Inneren von Sternen gebrannt und wurden bei gewaltigen Explosionen ins All hinausgeschleudert. Und in unserem Cocktailglas befinden sich nicht nur die Überreste uralter Kometen und Asteroiden, sondern auch die Asche der Sterne. Prost!
    Trinken wir also genüsslich unseren Komet im Cocktailglas und wenden uns einem anderen Thema zu. Im Fernseher über der Theke der Bar wird gerade ein Fußballspiel übertragen. Es ist ein Spiel der Europa League: FC Kopenhagen gegen Hannover 96. Die beiden Mannschaften spielen also in einer Stadt, die weiter nördlich liegt als die, in der wir uns befinden. Und während bei uns gerade die Dämmerung hereinbricht, ist es dort noch hell. Wieso wird es im Norden im Sommer eigentlich immer später dunkel als im Süden?
Dämmerung ist Ansichtssache
    Dass die Sonne an unterschiedlichen Orten der Erde zu unterschiedlichen Zeiten auf- und untergeht, ist erst mal nicht weiter

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