Der Komet im Cocktailglas
hell genug, um auf hoher See den Horizont erkennen zu können, was ebenfalls nötig ist, um die Messungen für die Positionsbestimmung durchzuführen. Daher der Name „nautische Dämmerung“. Ist sie beendet, beginnt die „astronomische Dämmerung“. Die wiederum ist vorbei, wenn die Sonne 18 Grad unter dem Horizont steht. Jetzt ist es komplett und wahrhaftig dunkel, und die Astronomen können mit ihren sensiblen Messungen und Beobachtungen beginnen, für die sie einen völlig dunklen Himmel brauchen.
Manchmal klappt das aber nicht. Dann geht die astronomische Abenddämmerung nicht zu Ende, sondern direkt in die astronomische Morgendämmerung über. Die Sonnesinkt in solchen Nächten nie tiefer als 18 Grad unter den Horizont, es gibt keine völlig dunkle Nacht. So etwas kann man fast überall in Deutschland beobachten. Alle Bewohner von Orten mit einer geografischen Breite nördlich von 48,56 Grad erleben im Sommer solche „unvollständigen“ Nächte: Stuttgarter kommen noch so gerade eben in den Genuss, die Nacht von Münchnern aber ist immer komplett dunkel.
Weiter im Norden dagegen gibt es oft nicht mal eine astronomische Dämmerung. Befindet man sich auf Breitengraden nördlich von 54,56 Grad, geht die nautische Abenddämmerung direkt in die nautische Morgendämmerung über. Um so etwas zu erleben, muss man ins nördliche Schleswig-Holstein reisen, zum Beispiel nach Flensburg. Auch auf Sylt oder Rügen sind die Nächte zuweilen so hell. Nicht mehr in Deutschland, aber noch weiter im Norden gibt es die „weißen Nächte“. Hier sinkt die Sonne im Sommer manchmal nie weiter als sechs Grad unter den Horizont. Die bürgerliche Abenddämmerung geht direkt in die bürgerliche Morgendämmerung über. Nördlich von 60,56 Grad, also zum Beispiel in großen Teilen Skandinaviens, sind die Nächte im Sommer so hell, dass man zum Lesen eines Buchs keine Lampe braucht.
Bewegt man sich noch mal sechs Grad weiter nach Norden, überschreitet man eine besondere Grenze. Hier befindet sich der nördliche Polarkreis. Im Sommer gibt es hier Tage, in denen die Sonne gar nicht mehr hinter dem Horizont verschwindet. Es ist hier ständig hell. Natürlich hat die Geschichte auch eine – im wahrsten Sinne des Wortes – Schattenseite. Im Winter ist alles umgekehrt. Nördlich des Polarkreises gibt es dann Tage, an denen die Sonne nie aufgeht. Auch bei uns in Mitteleuropa geht die Sonne dann im Norden später auf und früher unter als im Süden.Anfang Dezember sehen wir den Sonnenaufgang in Innsbruck um 7:40 Uhr. In Hamburg muss man fast eine halbe Stunde länger warten, bevor es hell wird. Und wenn die Sonne an der Waterkant um 16 Uhr untergeht, ist es in Innsbruck noch knapp 20 Minuten lang hell.
Auch draußen vor der Bar ist es mittlerweile richtig dunkel geworden. Beim Fußballspiel in Kopenhagen mussten ebenfalls schon die Flutlichter eingeschaltet werden. Da wir nun wissen, warum es im Norden manchmal länger hell ist als im Süden, könnten wir eigentlich in Ruhe den letzten Minuten des Spiels folgen. Aber gerade als das Match so richtig spannend wird, fällt plötzlich das Bild aus. Auf dem alten Röhrenfernseher ist nur noch weißes Rauschen zu sehen. Selbst im Vergleich zu dem eher durchschnittlichen Spiel ein äußerst langweiliges Programm – aber nur so lange, bis wir ein wenig genauer darüber nachdenken, was wir hier eigentlich sehen. Denn das, was nach einer ordinären Bildstörung aussieht, ist in Wahrheit eine Übertragung des wichtigsten Ereignisses in der Geschichte des Kosmos. Im weißen Rauschen am Bildschirm sehen wir zurück in eine Zeit vor 14 Milliarden Jahren. Zurück bis zum Urknall, als das Universum seinen Anfang genommen hat!
Der Urknall auf der Mattscheibe
Vor ca. 13,7 Milliarden Jahren hat alles angefangen. Da entstand das Universum. Was genau zu diesem Zeitpunkt passiert ist, wissen wir heute noch nicht. Die Wissenschaftler haben zwar ein paar recht gute Ideen, wie dieser erste Augenblick im Leben des Universums ausgesehen haben könnte. Ein paar Hypothesen darüber, warum der Urknall stattgefunden hat und was davor geschehen ist, haben siebereits aufgestellt. Aber abgesehen davon, dass all diese Theorien kaum veranschaulicht werden können und nur auf mathematischer Ebene verständlich sind, wissen wir heute noch zu wenig, um herausfinden zu können, ob diese Ideen richtig sind oder nicht. Was wir aber ziemlich gut wissen, ist, was kurz nach dem Urknall passiert ist und wie sich das Universum
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