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Der Komet im Cocktailglas

Der Komet im Cocktailglas

Titel: Der Komet im Cocktailglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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die Erde dann genau über der „6“ und kehrt drei Monate später wieder zum Ausgangspunkt über der „3“ zurück.
    Im Laufe eines Jahres neigt sich also der Nordpol mal von der Sonne weg und dann wieder zu ihr hin. Betrachten wir noch mal die Situation, in der die Erde auf dem Ziffernblatt der Erdbahnebene genau über der „9“ steht. Stellen wir uns vor, wir befänden uns genau am Nordpol. Würde die Erdachse senkrecht stehen, so stünden wir hier genau an der Grenze zwischen Tag und Nacht. Wenn wir in Richtung der Sonne blicken, sehen wir vor uns die Hälfte der Erde, auf der Tag herrscht. Auf der anderen Hälfte der Erde, hinter uns, ist Nacht. Während sich die Erde um ihre Achse dreht, könnten wir verfolgen, wie die exakt durch den Nordpol verlaufende Grenze zwischen Tag und Nacht einmal herumwandert.
    Aber die Achse der Erde ist nun mal geneigt. An der momentanen „9“-Uhr-Position ist der Nordpol in Richtung Sonne gekippt. Er wird also komplett von der Sonne beleuchtet; es gibt keine Tag-Nacht-Grenze, die genau durch den Pol verläuft. Solange der Nordpol zur Sonne hin geneigt ist, herrscht dort immer Tag! Erst wenn sich die Erde ein halbes Jahr später zur „3“-Uhr-Position bewegt hat, ist der Nordpol von der Sonne weg geneigt. Jetzt ist es dort immer dunkel und es gibt überhaupt kein Tageslicht. Dafür ist nun der Südpol zur Sonne geneigt und genießt Tage ohne Nächte. Dieses Phänomen nennt man „Polarnacht“ bzw. „Polartag“. An den Polen der Erde ist es ein halbes Jahr lang hell und dann ein halbes Jahr lang dunkel.Dieses durch die Neigung der Erdachse ausgelösten Phänomen findet man aber, weniger stark ausgeprägt, auch abseits der Polargebiete.
    Gehen wir vom Nordpol wieder zurück nach Innsbruck, von wo aus wir neidisch nach Hamburg schauen, weil es dort länger hell ist. Würde die Erdachse genau senkrecht auf der Ebene der Erdbahn stehen, würde die Sonne in beiden Städten zur gleichen Zeit untergehen, weil sie sich beide zur gleichen Zeit aus dem Sonnenlicht herausdrehen. Die Linie zwischen Tag und Nacht würde von Hamburg nach Innsbruck verlaufen. Wenn aber der Nordpol in Richtung Sonne gekippt ist, und das ist er im Sommer, ist auch die gesamte nördliche Hälfte der Erde zur Sonne hin geneigt. Die Linie zwischen Tag und Nacht ist nun also ebenfalls verschoben, und auch Hamburg ist ein wenig zur Sonne hin gekippt. Nicht so stark wie der Nordpol selbst, aber immer noch stark genug, um den Tag dort zu verlängern. Wenn es in Innsbruck schon dunkel ist, befindet sich Hamburg noch im Sonnenlicht!
    Es kann sogar vorkommen, dass es nachts gar nicht richtig dunkel wird. Die Zeit zwischen hellem Tag und dunkler Nacht nennen wir Dämmerung. Von ihr gibt es aber verschiedene Arten. Denn wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, wird es nicht sofort dunkel. Das beginnt schon damit, dass wir die Sonne noch sehen können, wenn sie eigentlich gar nicht mehr zu sehen sein sollte. Das Licht der Sonne muss die Atmosphäre der Erde durchqueren. Wenn die Lichtstrahlen aus dem Vakuum des Alls auf die Lufthülle der Erde treffen, werden sie ein wenig abgelenkt: als würde sich das Licht durch eine Linse aus Glas bewegen. Die Strahlen werden ein wenig „verbogen“. Deswegen ist es möglich, dass uns auch noch Sonnenstrahlen erreichen, wenn die Sonne schon unter demHorizont steht. Die Atmosphäre der Erde lenkt die Lichtstrahlen ab und schiebt sie zurück über den Horizont.
    Ein wenig später ist die Sonne dann aber tatsächlich verschwunden. Auch die Atmosphäre kann das Licht nicht mehr ausreichend ablenken, die Sonne ist nun wirklich untergegangen. Das Licht der Sonne kann aber trotzdem noch die höheren Schichten der Atmosphäre erreichen und aufhellen. Im Westen, dort wo die Sonne untergeht, ist der Himmel also immer noch ein wenig heller als anderswo. Diese Phase nennt man „bürgerliche Dämmerung“. Erst wenn die Sonne sechs Grad unter den Horizont gewandert ist, erreicht ihr Licht auch die höheren Schichten der Atmosphäre nicht mehr. Komplett finster es jetzt aber immer noch nicht. Ein wenig von der Atmosphäre gestreutes Licht hellt den Himmel nach wie vor auf. Es beginnt die „nautische Dämmerung“. Sie ist erst dann zu Ende, wenn die Sonne 12 Grad unter dem Horizont steht. Jetzt ist es schon deutlich dunkler. Man kann viele Sterne am Himmel sehen, unter anderem auch die, die früher von den Seefahrern für die Navigation verwendet worden sind. Es ist aber immer noch

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