Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kommende Aufstand

Der kommende Aufstand

Titel: Der kommende Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unsichtbares Komitee
Vom Netzwerk:
Abstumpfung wie vor der Fatalität des
Aufgebens bewahren. Genossen zu empfangen, sich über ihre Initiativen
auf dem Laufenden zu halten, über ihre Erfahrung nachzudenken, sich
die Techniken, die sie beherrschen, anzueignen, tut mehr für die
Kommune als sterile Gewissensprüfungen hinter verschlossenen
Türen. Man hätte Unrecht, das zu unterschätzen, was sich an
Entscheidendem an diesen Abenden entwickeln kann, die wir damit
verbringen, unsere Ansichten über den laufenden Krieg einander
gegenüberzustellen.
     
    Nach und nach alle Hindernisse umwerfen
     
    Wie man weiß, quellen die Straßen vor
     Unhöflichkeiten über. Zwischen dem, was sie real sind, und dem,
     was sie sein müssten, steht die zentripetale Kraft jeder Art von
     Polizei, die sich abmüht, die Ordnung wiederherzustellen; und
     auf der anderen Seite stehen wir, das heißt die
     entgegengesetzte, zentrifugale Bewegung. Wir können uns über die
     Wutausbrüche und die Unordnung überall dort, wo sie auftauchen,
     nur freuen. Es hat nichts Erstaunliches, dass die
     Nationalfeiern, die überhaupt nichts mehr feiern, nunmehr
     systematisch schlecht enden. Ob funkelnd oder heruntergekommen,
     das Stadtmobiliar – doch wo fängt es an? wo endet es? –
     verkörpert unsere gemeinsame Enteignung. Da es in seinem Nichts
     verharrt, will es endgültig darin verschwinden. Lasst uns
     betrachten, was uns umgibt: All das wartet auf seine Stunde, die
     Metropole kriegt auf einmal einen Anschein von Nostalgie, wie
     einzig Ruinenfelder ihn haben.
    Lasst sie Methode bekommen, systematisch werden, und schon
     werden die Unhöflichkeiten in eine diffuse, wirksame Guerilla
     zusammenströmen, die uns in unsere grundlegende Unregierbarkeit
     und Disziplinlosigkeit zurückbringt. Es ist verwirrend, dass zu
     den anerkannten militärischen Tugenden des Partisanen gerade die
     Disziplinlosigkeit gehört. Eigentlich hätte man Wut und Politik
     nie voneinander lösen sollen. Ohne die erste verliert sich die
     zweite in Gerede; und ohne die zweite erschöpft sich die erste
     in Gebrüll. Wörter wie »Wütende« oder »Fantasten« tauchen in der
     Politik nie ohne Warnschüsse wieder auf.
     
    Was die Methode betrifft, lasst uns von der
     Sabotage folgendes Prinzip behalten: ein Minimum an Risiko in
     derAktion, ein Minimum an Zeit, ein Maximum an
     Schäden. Für die Strategie werden wir uns merken, dass ein
     umgeworfenes, aber nicht überwältigtes Hindernis – ein
     befreiter, aber nicht bewohnter Raum – mit Leichtigkeit durch
     ein anderes Hindernis ersetzt wird, das widerstandsfähiger und
     weniger angreifbar ist.
    Es ist unnötig, sich zu lange bei den drei Sabotagearten der
     Arbeiter aufzuhalten: die Arbeit verlangsamen, vom »Nun mal
     langsam« zum Bummelstreik; die Maschinen kaputtmachen oder ihren
     Betrieb behindern; die Betriebsgeheimnisse ausplaudern. Wenn man
     sie auf die Dimensionen der gesellschaftlichen Fabrik erweitert,
     verallgemeinern sich die Prinzipien der Sabotage von der
     Produktion bis zur Zirkulation. Die technische Infrastruktur der
     Metropole ist verletzbar: ihre Ströme sind nicht nur Personen-
     und Warentransporte; Informationen und Energie zirkulieren durch
     Kabel-, Glasfaser- und Kanalisationsnetze, die man angreifen
     kann. Die gesellschaftliche Maschine mit einiger Konsequenz zu
     sabotieren, das impliziert heute, die Mittel zur Unterbrechung
     ihrer Netze zurückzuerobern und neu zu erfinden. Wie macht man
     eine TGV-Strecke und ein elektrisches Verbundnetz unbrauchbar?
     Wie findet man die Schwachpunkte der Computernetze, wie stört
     man die Radiowellen und bringt Schneegestöber auf den
     Bildschirm?
    Was die ernsthaften Hindernisse betrifft, ist es falsch, jede
     Zerstörung für unmöglich zu halten. Das Prometheische darin
     lässt sich zurückführen und zusammenfassen zu einer gewissen
     Aneignung des Feuers – fern von jedem blinden Voluntarismus. 356
     v. Chr. verbrennt Herostratos den Tempel der Artemis, eins der
     sieben Weltwunder. In unseren Zeiten vollendeter Dekadenz haben
     die Tempel nichts Imposantes außer ihrer Grabeswahrheit, dass
     sie bereits Ruinen sind .
    Dieses Nichts zu vernichten, ist alles
     andere als eine traurige Aufgabe. Das Handeln findet darin
     wieder eine neue Jugend. Alles bekommt Sinn, alles wird
     plötzlich klar – Raum, Zeit, Freundschaft. Man setzt dort alle
     Hebel in Bewegung, man findet ihren Gebrauch wieder – man ist
     der Hebel. Im Elend dieser Zeiten dient

Weitere Kostenlose Bücher