Der kommende Aufstand
Fabrik, in jeder Straße, in jedem Dorf, in jeder Schule. Endlich
das Reich der Basiskomitees! Aber dann Kommunen, die
akzeptieren, das zu sein, was sie sind, da, wo sie sind. Und
wenn möglich eine Vielheit von Kommunen, die an die Stelle der
Institutionen der Gesellschaft treten: Familie, Schule,
Gewerkschaft, Sportverein etc. Kommunen, die sich nicht davor
fürchten, sich über ihre spezifisch politischen Tätigkeiten
hinaus für das materielle und seelische Überleben jedes
Einzelnen ihrer Mitglieder und aller Verirrten in ihrer Umgebung
zu organisieren. Kommunen, die sich nicht durch ein Drinnen und
ein Draußen definieren – wie Kollektive es im Allgemeinen tun –,
sondern durch die Dichte der Verbindungen in ihrem
Inneren. Nicht durch die Personen, aus denen sie sich
zusammensetzen, sondern durch den Geist, der sie belebt.
Eine Kommune bildet sich jedes Mal, wenn einige – aus der
individuellen Zwangsjacke Befreite – plötzlich
anfangen,sich nur noch auf sich selbst zu
verlassen und ihre Kraft an der Wirklichkeit zu messen. Jeder
wilde Streik ist eine Kommune, jedes auf klaren Grundlagen
kollektiv besetzte Haus ist eine Kommune, die Aktionskomitees
von ’68 waren Kommunen, so wie es die Dörfer der entlaufenen
Sklaven in den Vereinigten Staaten waren, oder auch Radio Alice
1977 in Bologna. Jede Kommune will für sich selbst die eigene
Basis sein. Sie will die Frage der Bedürfnisse auflösen. Sie
will – gleichzeitig mit jeder ökonomischen Abhängigkeit – mit
jeder politischen Unterwerfung brechen und degeneriert zum
Milieu, sobald sie den Kontakt zu den Wahrheiten verliert, die
sie konstituieren. Es gibt alle möglichen Arten von Kommunen,
und einige warten weder auf die Anzahl noch auf die Mittel und
noch weniger auf den »richtigen Zeitpunkt«, der niemals kommt,
um sich zu organisieren.
SICH ORGANISIEREN
Sich organisieren, um nie wieder arbeiten zu müssen
Die ruhigen Posten sind selten geworden, und
offen gestanden ist es außerdem sehr häufig ein zu großer
Zeitverlust, sich dort weiter zu langweilen. Überdies zeichnen
sie sich durch jämmerliche Bedingungen für Siesta und Lektüre
aus.
Man weiß, das Individuum existiert so wenig, dass es
sich sein Leben verdienen muss, dass es seine Zeit gegen
ein bisschen soziale Existenz tauschen muss. Persönliche Zeit
für soziale Existenz: So ist die Arbeit, so ist der Handel. Die
Zeit der Kommune entzieht sich von vornherein der Arbeit, sie
fällt nicht auf den Trick rein, sie zieht ihm andere
vor. Gruppen argentinischer Piqueteros erschleichen sich
kollektiv eine Art lokale Sozialhilfe, die einige Stunden Arbeit
voraussetzt; sie machen die Stunden nicht, kollektivieren ihren
Gewinn, rüsten sich aus mit Bekleidungswerkstätten und einer
Bäckerei und legen die Gärten an, die sie brauchen.
Für die Kommune muss Geld herangeschafft werden, aber
keinesfalls hat sie die Pflicht, sich ihr Leben zu
verdienen. Alle Kommunen haben ihre schwarzen Kassen. Es gibt
vielerlei Tricks. Außer der Sozialhilfe gibt es Beihilfen,
Krankmeldungen, kumulierte Stipendien, erschlichene Prämien für
fiktive Geburten, alle möglichen Schiebereien und so viele
andere Mittel, die bei jeder Veränderung der Kontrolle
entstehen. Es liegt uns nichts daran, sie zu verteidigen, uns in
diesen Notunterschlüpfen einzurichten oder sie als ein
Privilegvon Eingeweihten zu bewahren. Was
wichtig ist zu pflegen und zu verbreiten, ist, diese notwendige
Bereitschaft zum Betrug und dessen Neuerungen miteinander zu
teilen. Für die Kommunen stellt sich die Frage der Arbeit nur in
Bezug auf die noch vorhandenen anderen Einkünfte. Man darf all
das nicht außer Acht lassen, was bestimmte Berufe, Ausbildungen
oder gut dotierte Stellen nebenbei an nützlichen Kenntnissen
verschaffen.
Der Anspruch der Kommune ist, so viel Zeit
wie möglich für alle zu befreien. Dieser Anspruch wird nicht
allein, nicht hauptsächlich in der Z ahl von
Stunden gerechnet, die von jeder Lohnausbeutung unberührt
sind. Die befreite Zeit versetzt uns nicht in Ferien. Die
vakante Zeit, die tote Zeit, die Zeit der Leere und der Angst
vor der Leere, das ist Arbeitszeit. Von nun an gibt es keine
Zeit mehr, die zu füllen ist, sondern eine Freisetzung
von Energie, die keine »Zeit« mehr begrenzt; Linien, die sich
abzeichnen, die schärfer werden, denen wir nach Belieben
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