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Der kommende Aufstand

Der kommende Aufstand

Titel: Der kommende Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unsichtbares Komitee
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intensives Experimentieren
     erforderlich. Es geht darum zu wissen, wie man kämpft, Schlösser
     mit dem Dietrich öffnet, einen Knochenbruch oder eine Angina
     behandelt, einen Piratensender baut, Straßenkantinen einrichtet,
     genau zielt, aber auch wie man das verstreute Wissen
     zusammenträgt und eine Kriegs-Landwirtschaft bildet, dass man
     die Biologie des Planktons und die Zusammensetzung der Böden
     versteht, die Verbindungen der Pflanzen studiert und so die
     verlorenen Intuitionen wiederfindet, all die Gebrauchsweisen,
     all die möglichen Verbindungen mit unserer unmittelbaren
     Umgebung und auch die Grenzen, über die hinaus wir sie
     auslaugen; und das schon ab heute und für die Tage, an denen wir
     mehr von ihr bekommen werden müssen als nur einen symbolischen
     Teil unserer Nahrung und unserer Pflege.
     
    Territorien schaffen. Die Zonen der Undurchsichtigkeit vervielfachen
     
    Immer mehr Reformisten sind sich heute
     einig, dass mit »dem Näherkommen des Peak Oil« und »um die
     Treibhausgasemissionen zu verringern«, man »die Ökonomie
     zurückverlagern«, die regionale Versorgung und die kurzen
     Vertriebswege bevorzugen, auf die gängigen Fernimporte
     verzichten muss etc. Sie vergessen, dass das Spezifische von
     allem, was man in Sachen lokaler Ökonomie macht, ist, dass
     es schwarz gemacht wird, auf »informelle« Art und Weise;
     dass diese einfache ökologische Maßnahme derRückverlagerung der Ökonomie nichts weniger
     impliziert, als sich von der staatlichen Kontrolle zu befreien,
     oder sich ihr rückhaltlos zu unterwerfen.
    Das gegenwärtige Territorium ist das Produkt mehrerer
     Jahrhunderte polizeilicher Operationen. Man hat das Volk aus
     seinen ländlichen Gebieten verdrängt, dann aus seinen Straßen,
     dann aus seinen Stadtvierteln und schließlich aus den
     Eingangshallen der Wohnblöcke – in der kranken Hoffnung, jedes
     Leben zwischen den vier schwitzenden Wänden des Privaten
     einzuschließen. Die Frage des Territoriums stellt sich für uns
     nicht wie für den Staat. Es geht nicht darum, es
     zu halten . Es geht darum, die Kommunen, die
     Zirkulationsflüsse und die Solidaritäten lokal derart zu
     verdichten, dass das Territorium unlesbar und für jede Autorität
     undurchsichtig wird. Es ist nicht die Rede davon, das
     Territorium zu besetzen, sondern es zu sein .
    Jede Praxis bringt ein Territorium zum Existieren –
     Territorium des Deals oder der Jagd, Territorium der
     Kinderspiele, der Verliebten oder des Aufruhrs, Territorium des
     Bauern, des Ornithologen oder des Müßiggängers. Die Regel ist
     einfach: Je mehr Territorien sich in einer gegebenen Zone
     überlagern, desto mehr zirkuliert zwischen ihnen und desto
     weniger kann die Macht eingreifen. Kneipen, Druckereien,
     Sporthallen, unbebaute Grundstücke, Stände von
     Straßenbuchhändlern, Hausdächer, improvisierte Märkte,
     Dönerbuden, Werkstätten können ohne Weiteres ihrer offiziellen
     Bestimmung entkommen, wenn es dort genügend Komplizenschaften
     gibt. Indem die lokale Selbstorganisation ihre eigene Geografie
     der staatlichen Kartografie aufzwingt, verwischt sie diese und
     macht sie ungültig; sie produziert ihre eigene Abspaltung.
     
    Reisen. Unsere eigenen Verbindungswege anlegen
     
    Das Prinzip der Kommunen besteht nicht
     darin, der Metropole und ihrer Mobilität die lokale Verwurzelung
     und ihre Langsamkeit entgegenzusetzen. Die expansive Bewegung,
     Kommunen zu bilden, muss die der Metropole untergründig
     überholen. Es ist nicht unsere Sache, die von den
     Infrastrukturen der Waren angebotenen Bewegungs- und
     Kommunikationsmöglichkeiten zurückzuweisen, wir müssen nur ihre
     Grenzen kennen. Es genügt, dort vorsichtig genug, unscheinbar
     genug zu sein. Sich gegenseitig zu besuchen, ist viel sicherer,
     hinterlässt keine Spuren und bildet weitaus festere Verbindungen
     als jede Kontaktliste im Internet. Das vielen unter uns gewährte
     Privileg, sich von einem Ende des Kontinents zum anderen und
     ohne große Probleme auf der ganzen Welt »frei bewegen« zu
     können, ist ein nicht unwesentlicher Vorteil, um die
     Verschwörungsherde miteinander kommunizieren zu lassen. Es ist
     eine der Gnaden der Metropole, dass sie Amerikanern, Griechen,
     Mexikanern und Deutschen ermöglicht, sich heimlich in Paris für
     den Zeitraum einer strategischen Besprechung zu treffen.
    Die ständige Bewegung zwischen befreundeten Kommunen gehört zu
diesen Dingen, die sie vor der

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