Der Kopfgeldjägerkrieg 03 - Die große Verschwörung
Leben im Palast war in mancherlei Hinsicht und auf äußerst einfallsreiche Weise unerfreulich gewesen, sodass sich Neelah und die übrigen Tänzerinnen fragen mussten, ob ein schneller Abgang durch die Rancorgrube diesem Leben nicht sogar vorzuziehen war. Doch Neelah hatte an einem gewissen Punkt erkannt, dass ihr diese Möglichkeit nicht offen stand. Sie hatte so etwas wie einen Aufpasser. Boba Fetts sorgfältige und stumme Aufmerksamkeit hatte nicht nur seinem Hutt-Arbeitgeber gegolten.
Was wäre wohl passiert, fragte sich Neelah müßig, wenn Jabba auf die Idee gekommen wäre, mich dem Rancor vorzuwerfen? Eine gute Frage, auch wenn sie sich durch Jabbas Ableben längst erledigt hatte. Die Antwort, so nahm sie an, hing davon ab, wie wichtig sie für den Kopfgeldjäger wirklich war. War sie von so großer Bedeutung für ihn, dass Boba Fett sich in Jabbas Unterhaltungsprogramm eingemischt hätte? So bedeutsam, dass Fett, wenn sich die Notwendigkeit ergeben hätte, sein Blastergewehr gehoben und auf Jabbas breites, schwabbeliges Gesicht gerichtet hätte? Hätte die tiefe Grabesstimme hinter dem Helm dem Hutt befohlen, sie gehen zu lassen?
Da war sie sich nicht mal jetzt sicher. Boba Fett spielte ein verwickeltes Spiel, bei dem sich der Wert der Figuren auf dem Brett ebenso rasch änderte wie seine Strategien. Wie sehr er sich in Jabbas Palast auch um ihr Wohlergehen gesorgt haben mochte, der Grund dafür war gewiss keine besondere Zuneigung zu ihr. Fett hatte ihr längst klar gemacht - und ich glaube ihm, dachte sie grimmig -, dass ihm die Sorge um das Leben anderer eine ganz und gar fremde Vorstellung war. Selbst wenn er eine Ware überführte, wie die Geiseln, auf deren Kopf eine Belohnung ausgesetzt war, in der Kopfgeldjägerbranche genannt wurden, bestand die einzige Überlegung, die für die stetige Atemluft in ihren Lungen sorgte, darin, dass eine lebende Beute für die, die anschließend die Credits für den Fang lockermachten, gewöhnlich mehr wert war als eine tote.
Und was bin ich wert? Diese Frage spukte beständig in ihren Gedanken herum. Als Ware welcher Art auch immer? Ihr Wert, ihre Bedeutung für Boba Fett, der Grund, aus dem er so erpicht darauf gewesen war, dass sie die Zeit in Jabbas Palast lebend überstand ... das waren Dinge, von denen sie sich noch kein klares Bild hatte machen können. Wenn er wirklich daran interessiert war, sie am Leben zu erhalten, hatte er ganz ohne Zweifel seine Gründe dafür. Und diese Gründe mochten ihr keineswegs zum Vorteil gereichen.
Es gab indes eine weitere Frage, die sie sogar noch beunruhigender fand. Was geschieht, überlegte Neelah, wenn diese Gründe keinen Bestand mehr haben? Wenn ihr Leben keinen Wert mehr für Boba Fett besaß? Sie konnte von jemandem wie ihm kaum erwarten, dass er sie aus bloßer Sentimentalität bei sich behielt. Für Jabba war sie nicht mehr als irgendeine Tänzerin gewesen. Dessen war sie sich ganz sicher, seit sie gesehen hatte, wie sich die geschlitzten Pupillen des Hutts bei ihrem Anblick mit der gleichen bösartigen Wollust zusammenzogen, die alle schönen Dinge in seinem schwabbeligschwammigen Herzen erregten.
Boba Fett indes würde sich ihrer sicher nicht allein um der krankhaften Freuden willen entledigen, die das Leid eines anderen Lebewesens bereiten mochten, sondern nur für kalte, harte Credits. Neelah hielt dieses Arrangement indes für kein bisschen besser. Ich bin am Ende so oder so tot, dachte sie bitter.
Doch es gab auch noch eine mögliche andere Lösung. Zwar nur auf lange Sicht, aber dennoch besser als überhaupt keine Chance. Und eine Lösung zudem, die ihr weit besser gefiel. Irgendwer ist am Ende bestimmt tot. Sie nickte langsam. Aber das werde nicht ich sein .
Sie musste, sobald und falls diese letzte Konfrontation kam, nichts weiter unternehmen, als sich mit der Nummer eins unter den Kopfgeldjägern der Galaxis anzulegen, mit einer Mordmaschine, der zu begegnen alle anderen Auftragsmörder sich fürchteten. Leg dich mit ihm an, dachte Neelah, und mach ihn fertig.
Leicht würde es nicht sein.
Aber komischerweise freute sie sich fast auf dieses entscheidende Treffen, so minimal ihre Chancen auch sein mochten.
Der Geräusch von Stiefeln auf den Sprossen der Leiter, die vom Frachtbereich zum Cockpit der gekaperten Hound's Tooth führte, unterbrach Neelahs Gedankengang. Neelah machte sich eilig daran, die Zugangskonsole zu den Kom-Schaltkreisen abzudecken, und entspannte sich, als sie erkannte, dass es nur
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