Der Kopfgeldjägerkrieg 03 - Die große Verschwörung
intellektueller Hinsicht bei weitem auf. »Trotzdem ist es Fett gelungen, ihn hereinzulegen, völlig umzukrempeln und ohne dieses Schiff in die Flucht zu schlagen.«
»Das war eine reife Leistung, ja.« Dengar stützte sich mit den Handflächen gegen den kalten Durastahl der Spundwand hinter ihm. »Die Hound's Tooth war Bossks ganzer Stolz. Mehr noch, der Raumer war seine Waffe und sein Lebensunterhalt. Man hätte ihm sein Schiff für kein Geld der Welt abkaufen können.«
»Offenbar ist Boba Fetts Geschäftsgebaren ein wenig anders geartet.« Neelahs Lippen hoben sich an einer Seite zu einem humorlosen Lächeln. »Dumm gelaufen für die Kreatur auf der anderen Seite der Abmachung. Und dumm gelaufen für Sie.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Kommen Sie«, sagte Neelah. »Stellen Sie sich doch nicht dämlicher, als Sie unbedingt müssen. Ist das denn nicht offensichtlich? Ihre kleine Unterredung vorhin in der Kanzel hätte Ihnen doch deutlich machen müssen, in welcher Beziehung Sie zu Boba Fett stehen. Wenn Sie auf diesen Partnerquatsch hereingefallen sind, sind Sie ein noch größerer Idiot, als es den Anschein hat.«
Dengars Gesicht verdüsterte sich. »Das sind harte Worte von einer Frau, die in der ganzen Galaxis keinen einzigen Freund hat.«
Das muss sich erst noch herausstellen, dachte Neelah. So weit sie das in Anbetracht ihres geplünderten Erinnerungsvermögens sagen konnte, mochte sie durchaus Freunde haben, mächtige Freunde, die alles für sie tun würden und deren Zahl vielleicht Legion war. Sie konnten in diesem Moment nach ihr suchen. Falls sie glauben, dass ich noch am Leben bin. Das alles hing nur davon ab, unter welchen Umständen sie in einem Loch gelandet war, das so weitab vom Schuss lag wie Tatooine.
Dieser Gedanke schwappte immer wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Andererseits konnte sie sich gegenwärtig nicht unablässig damit befassen. Es gab andere, dringendere Angelegenheiten, um die sie sich kümmern musste.
»Ich entschuldige mich, Sie sind kein Idiot.« Schon diese einfachen Worte widersprachen einem tief verwurzelten Zug ihres Wesens, einer Charaktereigenschaft, die die Auslöschung ihrer Erinnerungen, der sie unterzogen worden war, offenbar unbeschadet überstanden hatte. Eigentlich sollten sich andere bei ihr entschuldigen, ob sie nun im Recht waren oder nicht. Sie war sich ganz sicher, dass das der angemessene Stand der Dinge war. Doch im Augenblick musste sie anders auftreten. »Aber etwas müssen Sie verstehen.« Neelah setzte sich neben Dengar auf die schmale Kante der Bank im Frachtbereich des Schiffs. Sie hatten beide kaum Platz genug auf der brettartigen Fläche. Schulter und Oberschenkel musste sie dicht an ihn schmiegen, durch ihre derbe zweckmäßige Kleidung tauschten sie Körperwärme aus. »Es ist ganz wichtig«, fuhr Neelah fort, nachdem sie den Blick gesenkt hatte, um ihm in die Augen zu schauen. »Wenn wir das hier überleben wollen, müssen wir beide, Sie und ich, unbedingt zusammenhalten.«
Dengar rückte von ihr ab und betrachtete sie voller Misstrauen. »Ich werde schon überleben«, sagte er nach einem Augenblick des Schweigens. »Ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Zumindest konnte ich das bisher.«
»Aber dieses Mal ist es anders«, widersprach Neelah mit leiser, nachdrücklicher Stimme. »Anders als alles, womit Sie es früher zu tun gehabt haben.«
»Kann sein.« Der Kopfgeldjäger zuckte die Achseln. »Doch wenn Sie sich fragen, wie es mit Ihnen weitergehen soll, ist das allein Ihr Problem. Ich habe genug mit mir selbst zu tun.«
In Neelahs Brust wuchs der Drang, dem dickköpfigen Grobian einen Schlag zu versetzen, ihm die Faust oder irgendein hartes Stück Metall gegen die Schläfe zu donnern. Doch sie kämpfte den Impuls mit angespannten Muskeln nieder.
»Hören Sie«, sagte sie stattdessen. Sie beugte sich näher heran und legte Dengar eine Hand aufs Knie. »Es geht hier nicht nur um Ihr Überleben. Stimmt's? Wenn Sie sich nur um Ihre eigene Haut scheren würden, würden Sie schon einen Weg finden, um sich aus der Affäre zu ziehen und so weit wie möglich von Boba Fett und mir zu entfernen. Das wäre jedenfalls der klügste Weg.«
Das Misstrauen in Dengars Miene hatte keinen Deut nachgelassen. Doch immerhin hatte er sich ihrer Berührung nicht entzogen, sie machte also gewisse Fortschritte. Wenigstens hoffte Neelah das.
»Klug genug«, räumte Dengar ein.
»Aber Sie wollen vorher noch ein paar Dinge erreichen. So viel,
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