Der Krankentröster (German Edition)
Krankenhaus oder beim Arzt immer jeden Scherz zu machen, der sich anbietet. Man könnte auch sagen: Ich nehme jede verfügbare Person als Publikum her. Mir hilft es gegen das Unwohlsein, und das Personal freut sich auch, denn ein komischer Patient ist immer eine Entlastung gegenüber den schwierigen, die sich in ihrem Leid suhlen. Und da gibt es kleine Spielchen, die man machen kann, wie den Dreimünztrick, auf den ich gestern zufällig wieder stieß. Du legst drei Münzen auf den Tisch nimmst die drei einzeln mit der Rechten auf und zählst: eins, zwei, drei, legst sie einzeln wieder auf den Tisch und zählst: vier, fünf, sechs. Jetzt nimmst Du zwei wieder auf und zählst laut: sieben, acht. Und die beiden legst Du einzeln wieder auf den Tisch, wobei Du zählst: neun, zehn. Dann nimmst Du die drei Münzen sofort auf, gibst sie Deinem Opfer in die Hand und sagst: »Mach das mal nach!« In den meisten Fällen wird er oder sie nun aus der Hand zu zählen beginnen, und dann klappt es natürlich nicht. Eigentlich ist das ein Kneipenspiel und ich hatte schon was getrunken, als ich es gelernt habe, deshalb habe ich recht lange gebraucht, bis ich das Prinzip endlich kapiert hatte.
Einen Cocktail in den Rücken gespritzt oder wie jetzt letztens bei der Kreislaufgeschichte eine Infusion, wie sie Spitzensportler kriegen, nimmt man natürlich auch dankend an. Die Infusion war allerdings wohl für einen Sechstagerennfahrer gedacht, denn ich konnte zwei Nächte danach nicht schlafen. So und nun mache ich erst mal Sport!
Liebe Grüße
Jürgen
Guten Morgen Jürgen,
ich bin gerade dabei, ein Interview mit der Patientenfürsprecherin Susanne Hillmann zu organisieren. Meine Frage wäre, ob ich vielleicht auch Prof. Halle zum Thema »Sport und Krebs« interviewen soll? Er hat diese Initiative ins Leben gerufen und stellt sie in Symposien Teilnehmern aus ganz Europa vor. Es geht dabei um gezielte Prävention und bessere Verträglichkeit während einer Chemobehandlung.
Und wie wäre es, mit Prof. M. über neue Heilformen von Krebs zu sprechen. Ich sprach einmal mit ihm über die neue Möglichkeit, die ich in einer amerikanischen Reportage gesehen hatte, in den Körper eine Chimäre zu geben, dies ist eine veränderte Zelle, die mit anderen Zellen gekreuzt wird und die Fähigkeit besitzt, Krebszellen zu erkennen, an diese anzudocken und sie »aufzufressen«. Zwei Personen in den USA wurden so von einer chronischen lymphatischen Leukämie geheilt. Er war bei diesem Thema ganz in seinem Element und erzählte, dass sie auch solche Versuche im Klinikum durchführen. Allerdings noch nicht an Menschen. In den USA wurde es auch nur bisher an den zwei Menschen getestet, da sie ansonsten gestorben wären.
Liebe Grüße
Gaby
Hi Jürgen,
weitere mögliche Interviews könnte man auch mit einem Psychologen führen, der speziell für Trauerarbeit und/oder Psychoonkologie ausgebildet ist, sowie mit einer Krankenschwester, die die Sterbebegleitung ausführen muss. Ich hatte mich mal mit einer Schwester darüber unterhalten, wie die Sterbebegleitung abläuft. Sie erzählte mir, dass bei ihnen ein Sterbelicht, eine Lampe ins Zimmer gestellt wird, wenn man weiß, dass der Patient nicht mehr zu retten ist. Auf diese kann er dann beruhigend blicken und hat ein angenehmeres Licht im Zimmer. Die Nahrung wird eingestellt, und er bekommt nur noch Morphium. Die Angehörigen können Tag und Nacht bei ihm sein. Es gibt Patienten, die können erst loslassen, wenn die Angehörigen gegangen sind. Andere erst, wenn ihre Lieben bei ihnen sind.
Oft ist es ein Problem, dass die Angehörigen sie nicht gehen lassen wollen und sie bitten zu kämpfen und sie nicht zu verlassen. Dadurch verlängert sich der Sterbeprozess nur unnötig. Wenn derjenige gegangen ist, öffnet die Schwester das Zimmer, damit die Seele den Raum verlassen kann. Daraufhin bekam sie allerdings ein Schreiben von der Klinikleitung, dass sie so einen »esoterischen Scheiß« zu unterlassen hat. Es würde nur unnötig Kälte in den Raum kommen.
Nachdem wir das Gespräch geführt hatten, kam sie am nächsten Tag und meinte, dass sie immer alle Gespräche, die sie mit den Patienten geführt hat, aufschreiben muss und sie somit auch kurz aufgeschrieben hat, dass wir über Sterbebegleitung gesprochen haben. Sie sagte, dass es das erste Mal war, dass sie mit einem Patienten so ein Gespräch geführt hat. Auf jeden Fall hat sie dafür Ärger bekommen. Die Leitung teilte ihr mit, dass man
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