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Der Krankentröster (German Edition)

Der Krankentröster (German Edition)

Titel: Der Krankentröster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen von der Lippe , Gaby Sonnenberg
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ich sagen?« Man hat sich drei Monate nicht gesehen, ist gerade in der Stadt, da ruft der Freund an und sagt: »Bei uns gibt’s heut Ente, kommst du?« Und man schmeißt alle Pläne um. So ein Freund ist mir vor einem Jahr gestorben. Aber so eine Beziehung kann eigentlich nicht abreißen, deswegen habe ich keine Angst vor diesem Satz.
    5. Ich wünschte, ich hätte mich selbst glücklicher sein lassen.
    Da muss man natürlich den Glücksbegriff klären. Das deutsche Wort »Glück« muss für eine ganze Menge Bedeutungen herhalten, einmal das Glück im Sinne von »Schwein haben«, also den Lottogewinn oder ein Studienplatz, Job, Wohnung, so was halt, dann dieses schwer zu beschreibende Wohlgefühl, das einen manchmal anspringt, ohne dass man weiß, warum. Du sitzt da, liest ein Buch, von dem Du hoffst, es möge nicht enden, hörst dazu eine Musik, die genau passt, vielleicht rundet ein schönes Glas Wein die Sache noch ab, und dann spürst Du dieses Wohlgefühl, das Herz kriegt quasi Gänsehaut. So was spürt man auch, wenn man eine Arbeit zu einem glückhaften Ende gebracht hat, nach der Liebe, wenn man toll gekocht hat und nach dem Sport. Letzteres ist eigentlich die einzige Möglichkeit, dieses Gefühl ohne fremde Hilfe, wann immer man will, zu erzeugen. Dazu gehört natürlich auch eine positive Grundstimmung. Man sollte versuchen, ein »Das Glas ist halb voll, wie schön«-Typ zu sein und den »Das Glas ist halb leer, Scheiße«-Typ in sich zu killen. Die dritte Bedeutung von Glück ist die Bezeichnung von Lebensumständen, die nach objektiven Kriterien angenehm sind, also keine finanziellen Sorgen, Gesundheit, eine schöne Partnerschaft, aber man weiß natürlich, dass Menschen, die in diesen »glückhaften« Umständen leben, nicht öfter von der Herzgänsehaut überrascht werden als solche, die in richtig schlimmen Verhältnissen leben. Denn der Mensch hat die Fähigkeit, sich auch unter sehr widrigen Umständen kleine Glücksinseln zu schaffen. Man lese dazu »Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch« von Solschenizyn. Gut, wenn man depressiv wird, ist das natürlich Pech, aber dann muss man sich keine Vorwürfe machen.

    Jetzt würde ich aber doch gerne mit einem Scherz schließen, muss nämlich jetzt dringend anfangen, mein Programm wieder zu lernen, Dienstag geht die vierwöchige Konzertreihe in Berlin los, dann muss ich noch ein bisschen fit in Sachen Karl May werden, bin zu diesem Thema ins »Nachtstudio« im ZDF eingeladen, und Eckart von Hirschhausen will mit mir einen Witzabend für ein Hörbuch machen, wie er es mit Karasek gemacht hat, sehr schön übrigens!

    Also: Groucho Marx auf die Frage, was er, wenn er sein Leben noch mal leben könnte, anders machen würde: »Mehr Stellungen ausprobieren!«

    Morgen geht’s weiter.

    Liebe Grüße
    Jürgen

    Hallo Jürgen!

    Bennet hat von Freitag auf Samstag seinen Geburtstag nachgefeiert mit Übernachtungsgästen, Kart fahren, Burger und den Muppet-Film, und ich war danach einfach platt und lag einfach heute im Bett und habe mal nichts getan.

    Jetzt fahr ich mit Julia ins Krankenhaus, die ist die Treppe runtergefallen und hat sich den Fuß verknackst. Und da habe ich eine schöne Lektüre, nämlich Deine Mail zu lesen, während ich warte. Am Mittwoch interviewe ich die Patientenfürsprecherin. Freu mich schon drauf. So, jetzt kommt Julia aus dem Röntgenraum.

    Happy Grüße
    Gaby

    Hi Gaby,

    Alle Deine Interviewideen sind prima, mach das unbedingt, und die Art, wie Du eigene Erlebnisse darstellst, wird immer besser. Die Story mit der Krankenschwester, die das Fenster aufmacht, um die Seele freizulassen. Dazu kann man stehen, wie man will, aber der Brief der Krankenhausleitung bringt natürlich eine ganz andere Fallhöhe in die Sache. Ich glaube, das treffendste Wort für Deinen Stil, so wie er sich jetzt entwickelt, ist »lakonisch«, etwas, was ich immer schon mit am meisten an Autoren geschätzt habe. So, und nun zu den Tröstungen. Zu Hoffnung hatte ich kurz was gesagt, kommen wir zum Glauben. Da habe ich alter Komiker doch heute zufällig die richtige Geschichte gefunden!
    Ein Geistlicher bekommt den Auftrag, eine Mission in Afrika zu übernehmen, mitten im Urwald, umgeben von den grässlichsten Gefahren, Giftschlangen, Vogelspinnen, fleischfressenden Pflanzen, Raubtieren, und er geht in seine Kirche und betet und sagt: »Herr, muss das wirklich sein?« Und Gott sagt: »Es wird schlimm werden, aber wenn du mir wirklich vertraust, kann dir nichts

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