Der Krankentröster (German Edition)
geschehen!« Der Missionar fügt sich drein und packt seine Sachen. Flugzeug nach Mombasa, weiter mit dem Bus, das letzte Stück zu Fuß durch den Busch, er kommt an einen Fluss, eine Hängebrücke führt darüber, sie ist alt, morsch, er wagt es, ist fast am anderen Ufer, da reißt die Brücke, der Missionar kann sich gerade eben noch mit den Fingernägeln in einen Felsvorsprung krallen, unter ihm versammeln sich schon mal vier Meter lange Alligatoren. Da landet ein Wasserflugzeug auf dem Fluss, der Pilot ruft:»Lassen Sie sich fallen, ich werfe eine Leine und ziehe Sie an Bord!« Der Geistliche ruft zurück: »Sehr freundlich, lassen Sie nur, ich vertraue auf Gott, mir kann nichts passieren.«
Zwei Stunden später, die Finger sind fast gefühllos, die Anzahl der Alligatoren hat sich verdoppelt, kommt ein Schnellboot. Der Kapitän ruft: »Lassen Sie sich fallen, wir werfen Ihnen einen Rettungsring zu und halten die Biester mit unseren Gewehren fern!« »Danke, lieb gemeint, aber ich bin in Gottes Hand, mir kann nichts passieren.« Das Boot fährt weg. Drei Stunden später, das Wasser ist grün vor Krokodilen, der Geistliche auch, vor Angst und Erschöpfung, ein Helikopter schwebt heran: »Wir lassen ein Seil mit einer Schlaufe runter, treten Sie rein, halten Sie sich fest, wir fliegen Sie in Sicherheit.« Der Geistliche ruft mit schwacher Stimme: »Verpiss dich, mir kann nichts passieren, ich vertraue auf Gott.« Zehn Minuten später verlassen ihn die Kräfte, er stürzt in den Fluss, die Krokodile verzehren ihn binnen Sekunden. Er kommt in den Himmel, trifft Gott und beginnt zu schimpfen: »Du hattest doch gesagt: Vertrau auf mich, und nichts wird passieren! Was ist schiefgelaufen?«
Und Gott antwortet: »Mein Sohn, sieh es von meiner Warte: Ich schicke dir ein Wasserflugzeug, ein Boot, einen Hubschrauber, was soll ich noch machen?«
Noch einen?
Ein Mann hat jede Woche sechs Richtige im Lotto. Ein Freund fragt: »Wie machst du das?« »Ich gehe in die Kirche und tippe die Nummer der Lieder, die gesungen werden, das ist alles.« Nächste Woche hat unser Freund wieder sechs Richtige, der andere nichts. »Hey, ich habe genau das gemacht, was du gesagt hast, was soll die Scheiße?« »In welcher Kirche warst du?« »St.Georg.« »Ja dann, du musst in die Marienkirche gehen, St. Georg ist für Fußballtoto!«
Liebe Grüße
Jürgen
Hi Gaby,
diese Stelle aus Deiner Mail von vor ein paar Tagen lässt mich einfach nicht los:
Nachts ging ich immer gern durch das komplette Krankenhaus spazieren. Ich liebte diese Ruhe, die weiten leere Gänge, das abgedunkelte Licht, und ab und zu traf ich mal einen Arzt, eine Schwester oder auch einen Patienten, wie in dieser Nacht. Es war ein Mann, der mir mit seinem Rollstuhl entgegengefahren kam. Er trug eine Augenklappe, da ihm ein Auge fehlte, und ein Bein war bei ihm abgetrennt worden. An dem anderen Bein fehlte ihm ein Fuß, und der Stummel war verbunden. Er kam gerade vom Rauchen und hatte eine Zigarettenschachtel auf seinem Schoß liegen, und als wir uns grüßten, sprach er mich an und wir kamen ins Gespräch. Er erzählte, dass er sechzig Jahre alt sei und an Diabetes leidet. Daher mussten schon Gliedmaßen entfernt werden. Zuletzt sein zweiter Fuß. Er sagte sehr mutig: »Wenn ich Glück habe, habe ich noch drei oder vier Jahre zu leben.« Und ich dachte mir: »Mensch, den armen Mann hat es ja noch viel schlimmer erwischt als mich. Da kann ich aber glücklich und dankbar sein.« Doch dann fragte er mich, was ich hätte. Und als ich ihm erzählte, dass ich an Leukämie leide, sagte er: »Da habe ich ja noch mal Glück gehabt. Unheilbarer Krebs in so jungen Jahren. Das ist natürlich furchtbar. Nein, da hab ich noch Glück.«
Tja, dachte ich dann. Ich habe doch gar nicht erzählt, dass er unheilbar ist. Und ich habe doch gerade dasselbe gedacht. Aber so versucht wohl jeder das Positive zu sehen. ☺
Offenbar stimmt ja dieses Wort, ich weiß nicht, von wem es ist, aber es lautet sinngemäß: Zwei Dinge stimmen einen fröhlich: eigenes Glück und das Unglück anderer. Und damit sind wir bei der Schadenfreude. Jeder kennt sie, jeder empfindet sie sehr stark, freut sich dran, solange er nicht der Betroffene ist, ist aber auch jederzeit bereit, sie für moralisch verwerflich zu erklären. Dabei haben wir eigentlich keinen Einfluss auf diese Empfindung, ebenso wenig wie auf eine Erektion. Nach diesem Prinzip funktionieren nicht umsonst jede Menge Fernsehsendungen, Werbespots,
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