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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ihm die Kehle zu, er konnte kaum noch atmen. Die Augen geschlossen und den Kopf gesenkt hörte er eine Zeit lang kaum, was Saionji, der Vetter seines verblichenen Freundes, ihm erzählte. Als David endlich wieder aufblickte, sah er einen kleinen schwarzhaarigen Jungen, der gerade seine Nase an der Glastür der Telefonkabine platt drückte. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte David den Zwerg angelächelt. Jetzt drehte er sich einfach nur weg.
    »Und die Urnenbeisetzung?«, fragte er mit brüchiger Stimme. »Wann wird die sein, Saionji-kun?«
    »Morgen um drei«, antwortete Yoshis Cousin.
    »Schon so bald…?« David hielt den Atem an. Er musste unweigerlich wieder an den finsteren Schemen denken.
    »Wirst du Yoshiharu die letzte Ehre erweisen, David-kun?«
    Der schluckte. »Natürlich. Es könnte allerdings sein, dass ich erst spät komme. Aber ich werde da sein.«
    Als David in das Haus der Yonais zurückkehrte, war nur Rebekka da. Sie begrüßte ihn mit sichtlicher Erleichterung.
    »David, endlich bist du wieder zurück! Ich habe die ganze Zeit wie aufglühenden Kohlen gesessen.«
    »Ich war doch kaum eine halbe Stunde fort.«
    »Zeit genug für dieses Scheusal, dir etwas anzutun.«
    David bemerkte den fast schon hysterischen Unterton in Rebekkas Stimme. Er nahm sie in den Arm und streichelte ihr beruhigend den Rücken. »Jetzt bin ich ja wieder bei dir, Liebes. So schnell wird Negromanus uns hier nicht aufspüren. Wo sind denn Yachiyoko und die Dienstboten?«
    »Sie wollte mit ihrer Köchin noch ein paar Zutaten für das Abendessen besorgen, der Kammerdiener scheint ganz Tokyo auf den Kopf zu stellen, um ein Trauergewand für einen Riesen aufzutreiben, und Takeo ist auch noch nicht zurück.« Rebekkas Augen füllten sich mit Tränen. »Ich habe mich gefürchtet, David, so ganz allein in diesem fremden Haus!«
    »Das brauchst du nicht, Schatz.« Hoffentlich, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Was hast du über Yoshis Beisetzung erfahren?«
    »Wie ich es mir gedacht hatte, sind wir zu spät gekommen. Man hat Yoshis Leichnam bereits gestern verbrannt.« David spürte, wie Rebekkas Leib in seinen Armen erzitterte. »Was ist?«
    Sie legte ihr Ohr an seine Brust, um ihr Gesicht vor ihm zu verbergen. »Schon gut. Es ist nichts.«
    »Komm schon, Bekka! Du weißt doch: Dem Jahrhundertkind kann man nichts vormachen. Also, warum bist du so durcheinander?«
    »Ich musste gerade an Toyamas Feuertod denken. Hätte man in Yoshis Fall nicht besser eine andere Art der Bestattung gewählt? Irgendwie finde ich es unpassend, wenn dem Opfer dasselbe widerfährt wie seinem Mörder.«
    »Ich kann verstehen, dass dein Gefühl dagegen rebelliert, aber die Einäscherung ist in Japan nun einmal die gebräuchliche Methode, einen Verstorbenen auf seine letzte Ruhe vorzubereiten. Komm mit mir nach oben in unser Zimmer, dann erkläre ich dir alles. Je mehr du von diesem Volk weißt, desto leichter wird es dir fallen, seine Bräuche zu verstehen.«
    Die beiden stiegen zum ersten Stock des Hauses hinauf. Das den Gästen vorbehaltene Tatami-Zimmer war traditionell karg eingerichtet – außer einem flachen Tisch gab es keine Möbel. David betrat die Reisstrohmatten auf Strümpfen. Auch Rebekka hatte ihre Hausschuhe ausgezogen und nahm nun barfüßig neben ihm Platz.
    David fasste kurz zusammen, was er in dem Telefonat mit Saionji erfahren hatte, und kam zum Schluss noch einmal auf die landesüblichen Bestattungsriten zu sprechen. »In Japan werden neun von zehn Hingeschiedenen nach buddhistischem Brauch verbrannt. Diese Tradition ist mehr als zwölfhundert Jahre alt. Um Epidemien vorzubeugen, wurde Ende des letzten Jahrhunderts sogar ein entsprechendes Gesetz erlassen. Ich glaube allerdings kaum, dass irgendjemand mit Toyamas Knochen derart liebevoll umgehen wird, wie es Yoshis Verwandte ohne Frage mit den seinen getan haben.«
    Rebekka sah ihn verblüfft an. »Sie behandeln Totengebeine liebevoll? Was meinst du damit?«
    »Nun, ›rücksichtsvoll‹ oder ›ehrerbietig‹ wäre vielleicht passender. Im Anschluss an die Verbrennung werden die Knochen des Verstorbenen nach einer streng festgelegten Reihenfolge in der Urne abgelegt: Man beginnt bei den Beinen und arbeitet sich dann langsam bis zum Schädel hoch. Die Knochen werden aus einem Gefühl der Achtung heraus nicht mit den bloßen Händen, sondern mit zwei unterschiedlichen Stäbchen umgebettet, eines besteht aus Holz und das andere aus Bambus.«
    »Stäbchen? Etwa dieselben wie beim

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