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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sache vielleicht nicht genau so ausgedrückt, als er sich ihr offenbarte. Sie hatte eine Vision gehabt, die nicht gerade von selbst verständlich war: Eine Herde sehr schöner Pferde, die in glänzenden Farben geschimmert hatten, war ihr auf einer Wiese voller Blumen entgegengelaufen. Die Pferde hatten weiße, saubere Mähnen und spöttisch erhobene Schweife und bewegten sich spielerisch und geschmeidig wie Katzen. In all ihren Bewegungen waren sie anmutig gewesen. Und irgendwo hinter den verspielten, ausgelassenen Pferden ohne Sattel kam ein junger Mann auf einem silberfarbenen Hengst angeritten, der ebenfalls eine weiße Mähne und einen hoch erhobenen Schweif hatte. Sigrid kannte den jungen Mann, zugleich aber auch wieder nicht. Er trug einen Schild, doch keinen Helm. Das Wappen kannte sie weder von ihren eigenen Verwandten noch von denen ihres Mannes; der Schild war vollkommen weiß mit einem großen, blutroten Kreuz.
    Der junge Mann hatte sein Pferd direkt neben ihr zum Stehen gebracht und sie angesprochen. Sie hörte alle Worte und verstand sie, verstand sie aber auch wieder nicht. Doch sie wusste, dass das, was er sagte, bedeutete, dass sie Gott genau das zum Geschenk machen sollte, was im Augenblick in dem Land, in dem König Sverker herrschte, mehr gebraucht wurde als alles andere, nämlich einen guten Wohnsitz für die Mönche von Lurö.
    Hinterher hatte sie sich die Mönche genau angesehen, als diese nach ihrer langen Vorstellung hinaustrotteten. Sie schienen nicht im Mindesten von dem Wunder erfüllt, das sie zustande gebracht hatten, sondern wirkten
eher, als hätten sie irgendwo im Westlichen Götaland ihre Steinmetzarbeit für heute beendet, so als dächten sie in erster Linie an das Abendessen. Sie hatten sich leise miteinander unterhalten und sich den roten Ausschlag gekratzt, den viele auf dem grob rasierten Scheitel hatten. Die Haut im Gesicht und im Nacken hing vielen von ihnen in Falten hinab. Jeder konnte sehen, dass auf Lurö von Wohlleben keine Rede sein konnte, und der Winter war ihnen wohl auch nicht gnädig gewesen. Gottes Wille war folglich nicht schwer zu verstehen: Wer beim Singen Wunder vollbringen konnte, musste einen besseren Ort zum Leben und Arbeiten bekommen. Und Varnhem war ein sehr guter Ort.
    Als Sigrid auf die Freitreppe des Doms hinaustrat, bewirkte die kalte frische Luft, dass ihr wieder klar im Kopf wurde. Fast als wäre der Heilige Geist noch einen Augenblick bei ihr geblieben, hatte sie eine plötzliche Eingebung, wie sie ihrem Mann alles sagen musste, der ihr gerade mit ihren Umhängen über dem Arm im Gedränge entgegenkam. Sie betrachtete ihn mit einem behutsamen Lächeln und fühlte sich dabei vollkommen geborgen. Sie hing an ihm, weil er ein sanfter Ehemann und ein fürsorglicher Vater war, wenngleich kein Mann, dem man Ehrfurcht oder Bewunderung entgegenbrachte. Es war schwer, zu glauben, dass er tatsächlich der Enkel des kraftvollen Jarls Folke des Dicken war. Magnus war ein zartgliedriger Mann, und ohne die ausländischen Kleider, die er jetzt trug, würde man ihn wohl für einen beliebigen Mann in der Menge halten.
    Als er vor ihr stand, verneigte er sich und bat sie, ihren Umhang zu halten, während er seinen eigenen großen, himmelblauen und mit Marderfell gefütterten Mantel anlegte und ihn mit der norwegischen Silberspange unterm
Kinn befestigte. Dann half er ihr, streichelte ihr mit seinen weichen Händen, die nicht die Hände eines Kriegers waren, die Stirn und fragte, wie sie in ihrem gesegneten Zustand einen so langen Lobgesang auf den Herrn hatte ertragen können. Sie erwiderte, es sei überhaupt nicht schwierig gewesen, da sie zum einen Sot als Stütze mitgenommen habe; zum andern sei es ihr vergönnt gewesen, dass sich ihr der Heilige Geist offenbart habe. Sie sagte es so, wie sie es immer tat, wenn sie etwas nicht ernst meinte. Er lächelte über das, was er für einen ihrer gewohnten Scherze hielt, und sah sich dann nach dem Mann aus seiner Leibwache um, der mit seinem Schwert aus der Vorhalle des Doms unterwegs war.
    Als er das Schwert unter den Umhang steckte und das Gehänge befestigte, ragten seine beiden Ellbogen unter dem Umhang hervor und ließen ihn breiter und mächtiger aussehen, als er war.
    Dann reichte er ihr den Arm und fragte, ob sie mit ihm ein wenig auf dem Marktplatz herumgehen und das Spektakel ansehen oder ob sie sich lieber gleich zur Ruhe begeben wollte.
    Sie entgegnete schnell, sie wollte sich gern ein wenig die Beine

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